Kommunales

Hier wird eine moderne Sirene installiert. (Foto: dpa/Patrick Pleul)

22.03.2024

Sirenen rücken in den Fokus

Zur Jahresmitte wird ein neues gemeinsames Förderprogramm von Bund und Ländern starten

Angesichts der Drohungen Russlands gegen den Westen warnt Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) immer wieder vor Kriegsgefahren. Deshalb ist eine rechtzeitige Warnung der Menschen nötig. Aber in den letzten Jahren wurden immer mehr Sirenen abgebaut, weil man dachte, man lebe in einer Zeit ewigen Friedens – ein fataler Irrtum.

„Wichtig ist ein Warnmix aus verschiedenen Warnmöglichkeiten. Nur so kann die Warnung effizient erfolgen und einen großen Teil der Bevölkerung erreichen“, sagt Frank Unkroth, Sachgebietsleiter für Katastrophenschutz im bayerischen Innenministerium, der Staatszeitung. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigten, dass Sirenen mit ihrem Weckeffekt sicherstellen können, auch die Teile der Bevölkerung zügig und zuverlässig zu warnen, die gerade keinen Zugriff auf andere Warnmittel wie etwa die Katwarn-App auf dem Smartphone oder ein Radio haben.

Aber was nützen Sirenen, wenn niemand mit den Tönen etwas anfangen kann? Unkroth ist sich sicher, dass allein das Sirenengeräusch die Menschen dazu veranlasst, in ihren Tätigkeiten innezuhalten und sich zu informieren, was es mit der Sirenenauslösung auf sich hat. „Natürlich ist eine Aufklärung der Bevölkerung über die verschiedenen Sirenentöne sehr wichtig. Dazu dienen auch die Probealarme in Bayern beziehungsweise die bundesweiten Warntage, die jeweils am zweiten Donnerstag im März und am zweiten Donnerstag im September durchgeführt werden. Hiermit sensibilisieren wir die Bürgerinnen und Bürger und fordern alle auf, sich mit dem Thema Warnung, Selbstschutz und Krisenvorsorge auseinanderzusetzen“, betont Unkroth.

10.000 Sirenen in Bayern

Derzeit gibt es in Bayern rund 10.000 Sirenen. Sie befinden sich überwiegend im Eigentum der Kommunen. Allerdings stellt sich die Frage, ob diese Anzahl ausreicht. Wie viele man für einen optimalen Schutz bräuchte, lässt sich laut Unkroth nicht pauschal sagen. „Hier spielen viele Faktoren wie etwa die Größe der Sirene, ihre Anbringungsmöglichkeiten oder eventuelle Hindernisse bei der Schallausbreitung eine entscheidende Rolle“, erklärt der Katastrophenschutzexperte. Letztlich müssten die Kommunen als Betreiber der Sirenen entscheiden, wie viele Sirenen für eine effiziente Abdeckung im Gemeinde- oder Stadtgebiet notwendig und sinnvoll sind. Wie viele Sirenen in den letzten Jahren abgebaut wurden, kann man laut Unkroth nicht sagen. Dem Innenministerium lägen hierzu keine belastbaren Informationen vor.

Viele bayerische Kommunen haben in den letzten Jahren ihre alten gegen moderne Sirenen ausgetauscht. So begann man zum Beispiel 2018 in der Stadt Nürnberg damit. Jetzt sind alle 106 Warnsirenen im Stadtgebiet auf dem neuesten Stand. Für einen effizienten Ausbau der Sireneninfrastruktur in ganz Bayern würden laut Innenministerium zwischen 130 und 200 Millionen Euro benötigt. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) rügt an dieser Stelle den Bund, dass dieser noch zu wenig in Sirenen investiert. Doch das könnte sich bald ändern.

Der Freistaat jedenfalls wird den Ausbau der Sireneninfrastruktur weiter fördern. Früher lag der Schwerpunkt der staatlichen Förderung auf dem Umkreis von Kernkraftwerken und sonstigen Störfallbetrieben. „Im Anschluss an das Sonderförderprogramm Sirenen des Bundes wird es nun ein gemeinsames Sirenenförderprogramm von Bund und Ländern geben. Wir erarbeiten im bayerischen Innenministerium aktuell die Grundlagen für dieses Programm, das voraussichtlich zur Jahresmitte 2024 starten wird“, sagt Unkroth.

Allerdings betont er, dass ein Warnsystem umso stärker ist, je vielfältiger die Warnmittel sind. „Denn wird eine Warnmeldung über ein bestimmtes Warnmittel wie die Medien (Fernsehen und Radio) oder Smartphones von einer Person im Gefahrenumfeld nicht wahrgenommen oder fällt ein Warnmittel aus, wird gleichzeitig über eine Vielzahl weiterer Warnmittel (wie Stadtinformationstafeln, Warn-Apps, Lautsprecherwagen und Internetseiten) gewarnt“, betont Unkroth. Je mehr Warnmittel in den Warnmittelmix einbezogen werden, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit, dass eine Warnmeldung die Menschen in Deutschland erreicht.

Möglichst hohe Reichweite erzielen

Darüber hinaus ermöglicht es der Warnmittelmix, Warnmeldungen auf verschiedene Arten zu kommunizieren. Zusammen eingesetzt, ergänzen sich die einzelnen Warnmittel. So kann eine Sirene eine Warnung zwar lautstark verbreiten, jedoch sind nur einzelne Signalfolgen möglich. Der Informationsgehalt einer Meldung in einer Warn-App oder im Radio ist dagegen deutlich höher. Gerade die wichtigen ersten Handlungsempfehlungen, wie sich Betroffene vor einer Gefahr schützen können, werden auf diesen Wegen erst darstellbar. Und schließlich können Warnungen so auf akustischem, visuellem und haptischem (zum Beispiel dem Vibrationsalarm eines Smartphones) Weg verbreitet werden. „Das ist mit Blick auf eine möglichst hohe Reichweite und auch die Einbeziehung barrierearmer Warnmitteilungen wichtig“, betont Unkroth.

„Sirenen erfüllen eine wichtige Weckfunktion bei Gefahren, Großschadenslagen und Katastrophen. Sie sind also elementarer Bestandteil eines ausgewogenen Warnmittelmixes“, erläutert Johann Eitzenberger, Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbands Bayern. Außerdem sind die Sirenen wichtig, um die ehrenamtlichen Feuerwehrler zu alarmieren. „Aktuell werden in Bayern noch immer mehr als die Hälfte aller Feuerwehrkräfte über gemeindliche Sirenen alarmiert“, so Eitzenberger.
(Ralph Schweinfurth)

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