Kultur

Filmemacherin Doris Dörrie, hier zu Gast am Freitagabend in der NDR Talk Show, feiert bald ihren 70. Geburtstag. (Foto: Picture Alliance/epd-bild/ Stephan Wallocha)

21.05.2025

Hauptsache unterwegs: Doris Dörrie wird 70

1985 begeisterte die Komödie "Männer" im Kino mit Heiner Lauterbach und Uwe Ochsenknecht. Die Regisseurin: Doris Dörrie, die damit schlagartig berühmt wurde. Nun wird die Münchnerin gefeiert

Die Wohnung, das ist für viele Menschen ihr Zuhause, ihr privates Reich, ihr Wohlfühlort. Nicht so für Doris Dörrie, Regisseurin bekannter Filme wie "Kirschblüten - Hanami". Die Autorin und Filmemacherin liebt es, unterwegs zu sein. Auf dem Land, in der Stadt, in Deutschland, Japan, den USA und anderswo. "Zuhause ist für mich weniger der Raum als Familie und Freunde", sagt Dörrie anlässlich ihres 70. Geburtstages am kommenden Montag der Deutschen Presse-Agentur in München.

Hauptsache, nicht irgendwo festsitzen - ein Motiv, das sich durch das Leben der gebürtigen Hannoveranerin zieht, ebenso wie Neugier und ein wacher und kritischer Geist. Dass sie nun 70 Jahre alt wird - kaum zu glauben angesichts ihrer Energie. "Ich freue mich darauf und staune über diese Zahl", beschreibt Dörrie mit einem Lachen ihre Gefühle. Pläne für ihren runden Geburtstag hat die Münchnerin bereits. Doch welche, das will sie nicht verraten. Privatsache!

Hauptsache unterwegs

Die Freude am Unterwegssein entdeckte Dörrie schon früh. Als Studentin zog sie nach Kalifornien und New York, studierte Theaterwissenschaften und Film und setzte ihre Ausbildung 1975 an der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) in München fort.

Auch einige ihrer Werke entstanden im Ausland, vor allem in Japan wie das berührende Drama "Kirschblüten - Hanami" mit Elmar Wepper, das viele Preise erhielt. Oder "Grüße aus Fukushima" über Verlust, Trauer und Hoffnung nach der Tsunami-Katastrophe 2011.

Monströse Hässlichkeiten und Umkleidekabinen

In ihrem kürzlich im Verlag Hanser Berlin erschienenen Buch "Wohnen" erzählt Dörrie ihre Autobiografie anhand ihrer jeweiligen Unterkünfte - vom eigenen Kinderzimmer im Elternhaus über verschiedene Wohngemeinschaften bis hin zum idyllischen Bauernhof in Oberbayern. "Ich wollte nie für immer an einem Ort leben", bekennt die Autorin darin.

Die Kehrseite der ständigen Mobilität: Momente der Einsamkeit, denen Dörrie aber kreativ begegnete. In Los Angeles ging sie zu Besichtigungen luxuriöser Anwesen und gab sich als solvente Interessentin aus. "Neugierig lief ich durch gigantische und meist monströs hässliche Häuser mit Pools und riesigen Gärten, Nachbildungen architektonischer Vorbilder von Versailles, griechischer Tempel, englischer Landhäuser und Alpenchalets, deren Bewohner ganz sicher der Ansicht waren, dass sie residierten und nicht hausten", beschreibt sie in "Wohnen".

Zurück im deutschen Winter wählte sie eine andere Methode: Sie streifte durch Kaufhäuser, probierte Klamotten an, "bis ich Muskelkater bekam, nur um im Hellen und unter Menschen zu sein".

Digitale Vereinsamung

Begegnungen mit Menschen im echten Leben - für Dörrie lebenswichtig. "Wir haben das Gefühl, uns mit der Welt ständig digital verbinden zu können. Und gleichzeitig ziehen wir uns immer mehr zurück", so ihre Beobachtung. "Nie zuvor in der Menschheitsgeschichte haben wir so viel Zeit in den eigenen vier Wänden verbracht. Wir können uns Essen bestellen, wir können Menschen kennenlernen, digital, und müssen nicht mehr vor die Tür gehen." 

Dabei sei der Kontakt zu anderen Menschen wichtig, auch für die Demokratie. "Kompromisse zu verhandeln, ist im realen Raum was anderes, als Positionen digital auszuspucken und sich bei Widerrede sofort ausklinken zu können", warnt Dörrie. Die Fähigkeit, Kompromisse über längere Zeit auszuhandeln, sei das Wesen von Demokratie. "Das muss man üben. Je mehr wir diese Räume verlieren, desto brenzliger wird es, weil wir uns nur noch Positionen um die Ohren hauen."

Öffentliche Würdigung und ein Wunsch

Ganz ohne Öffentlichkeit ihren Geburtstag feiern kann die mit vielen Preisen ausgezeichnete Filmemacherin und Schriftstellerin, die auch an der HFF lehrt, aber dann doch nicht. Der Diogenes Verlag lädt am 5. Juni ins Münchner Literaturhaus.

Neben Verleger Philipp Keel wird auch die Schauspielerin Ulrike Kriener erwartet. Sie spielte vor 40 Jahren in der Komödie "Männer" mit, die Dörrie berühmt machte. Und einen Wunsch nennt Dörrie am Ende sogar noch: "Ich wünsche mir Frieden für alle und das jeden Tag. Frieden wäre schön.". (dpa)
 

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