Kultur

Fragment eines Uncus aus Federn. Uncus sind poncho-artige Umhänge. (Foto: Lokschuppen)

20.06.2014

Im Reich der Inkas

Mit erstaunlich vielen Objekten lässt eine Ausstellung im Rosenheimer Lokschuppen die Welt der untergegangenen Südamerika-Völker wiederaufleben

Mit einer informativen und mit einer erstaunlichen Anzahl von Objekten aus der Welt der indigenen Völker Südamerikas ausgestattet, gibt eine Schau im Rosenheimer Lokschuppen einen profunden Einblick in die Welt der Inka. Die Ausstellung präsentiert Jahrhunderte indianischer Vergangenheit mit unaufdringlicher, wissenschaftlich-narrativer Begleitung, interaktiven Stationen, einem Kinder-Parcours und Schaustücken wie Keramiken, Textilien, Kunst- und Alltagsgegenständen.
Die Inka, lehrt die Schau, waren eine relativ kleine Völkerschaft, die sich als Adels- und Herrschergruppe in Teilen der heutigen Ländern Ecuador, Peru, Chile, Bolivien und Argentinien zwischen rund 1400 und 1532 das größte je existierende lateinamerikanische Altreich Tahuantinsuyu geschaffen hatten. Vergleichbar mit den Römern in Europa, eroberten sie ein großes Gebiet, um es straff zu organisieren – was in Südamerika mit seinen diversen Klimazonen und der hohen Biodiversität eine starke Leistung war. In der Ausstellung bekommt man eine Ahnung davon, wie das Wirtschaften in Tahuantinsuyu geschah, wie die Wolle der Alpacas verarbeitet wurde, wie Kartoffeln gefriergetrocknet wurden, wie eine Knotenschrift Verwaltungsvorgänge abbildete.
Die Schau bietet überschaubar und ausführlich in oft spielerisch an Inka-Architektur angelehnter Museumsarchitektur die Geschichte eines mächtigen, verwaltungstechnisch verblüffend gut durchorganisierten Reichs. Kultur und Religion basierten auf einer kräftigen, rätselhaft anmutenden Sprache bildwirksamer Symbolik, die auch Hierarchien kennzeichnete. Man spürt vom Bericht über Vorgängerkulturen der Huari, der Tiahuanaco und der Chimú bis zum Untergang des Inka-Staats mit dem Eintreffen der spanischen Konquistadoren, wie hilfreich es sein kann, einmal von der eurozentristischen Perspektive abzusehen.
Die erobernden Spanier taten vieles, um die indianischen, in ihren Augen heidnischen Traditionen zu vernichten. Goldobjekte gibt es kaum mehr: Der Konquistador Pizarro und seine Nachfolger schmolzen alles ein, was ihnen in die Hände fiel. Im Gegensatz zu den Eroberten, die dem Gold ausschließlich einen hohen spirituellen Wert zuerkannten, dachten die Eroberer materiell. Vor dem Hintergrund derartiger Vernichtungswellen ist es dann doch erstaunlich, was alles in dieser Ausstellung zusammengetragen wurde, um ein Bild von einer untergegangenen Welt zu zeichnen.
Die Indigenas Südamerikas heute – Interviewaufzeichnungen am Ende des Rundgangs deuten es an – wenden sich in Zeiten der Globalisierung zunehmend selbstbewusst ihrer eigenen Identität zu. Bolivien hat heute einen indigenen Präsidenten, Millionen von Menschen sprechen Quehua, die Sprache des Inka-Reichs. (Christian Muggenthaler) Bis 23. November. Lokschuppen, Rathausstraße 24, 83022 Rosenheim. Mo. bis Fr. 9 – 18 Uhr, Sa./So./Fei. 10 – 18 Uhr. www.lokschuppen.de Abbildung (Foto: Pilares)
Rekonstruktion der Mumie des Inka Pachacutec.

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