Kultur

Auweh! Jetzt hat’s den Eberhofer selbst erwischt: Er soll ein Mörder sein! (Foto: Filmausschnitt)

21.07.2017

Klamauk mit Tiefgang

Kinostart 3. August: Im vierten Eberhofer-Film „Grießnockerlaffäre“ schimmern Tragödien und große Volksschauspielkunst durch

Da möcht’ einem bisweilen schon ein Grießnockerl im Hals stecken bleiben: Wenn’s manchmal halt gar so rührend ist, dann wieder brutal traurig, und oft, weil man sich an einer Pointe lachend verschlucken könnt’. Eine Grießnockerlsuppe, auf die Oma Eberhofer seit Neuestem ihre Kochkunst reduziert, mag ja was für Kranke und Zahnlose sein – aber diese Grießnockerlaffäre, die vierte Verfilmung eines Eberhofer-Krimis nach den Büchern von Rita Falk, strotzt nur so vor Vitalität und hat Biss. Allerdings weniger der Story, gar des Kriminalfalls wegen, bei dessen Aufklärung Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) und sein Spezi Rudi Birkenberger (Simon Schwarz) einmal mehr demonstrieren, dass sie halt nur mittelmäßige Provinzermittler sind: eher tumb gewieft, den Profis vom LKA immer mehr als eine Nasenlänge hinterher. Aber eines großen epischen Wurfs wegen schaut man sich diese Eberhofer-Krimis eh nicht an: Sie leben von zunehmend feiner gezeichneten Typen und von lauter kleinen Szenen, die wie Veduten des Genres Heimatfilm daherkommen – und hemmungslos mal mit Klamauk, mal subtil-ironisch Klischees abfieseln. Von denen hätten manche das Zeug zum Plot für eine ganz eigene Geschichte.

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Zum Beispiel das Eintreffen des alten Paul (Branko Samarovski): Da weiß man sofort und ohne dass viele Worte fallen um eine ewig lange Geschichte, auch wenn die erst im Laufe des Films häppchenweise auf den Tisch kommt. Wie Paul so dasteht in der Tür, verlegen schielend nicht weiß, wie er überhaupt schauen, geschweige denn, ob und was er sagen soll und dann doch nichts sagt – und wie die Oma Eberhofer (Enzi Fuchs) auf ihn zugeht, mit ihren großen Augen, die erst ungläubig, dann liebevoll und auch zornig und letztlich verzeihend schauen, wenn sie die alte Hand zittrig ausstreckt, als wollte sie sich vergewissern, dass da kein Geist vor ihr steht, wenn aus der schüchtern-zärtlichen Berührung eine Watschen wird: Das ist ganz großes Volksschauspiel, was sich da in den wenigen Sekunden auf der Leinwand abspielt.

Eifersüchtiger Alt-Hippie

Oder wenn der Vater Eberhofer (Eisi Gulp) dem Sohn auf der Bank vorm Haus eingesteht, dass er eifersüchtig ist auf den Lover, der ihm auf einmal seine Mutter wegnimmt. Weil, über die Jahre hätten sie doch irgendwie wie ein Ehepaar zusammengelebt. Weil, sie hätten ja gemeinsam auch zwei Buben großgezogen. Nein, lachen mag man über dieses leise Herumdrucksen um ein platonisch-ödipales Geständnis nicht: Diesmal lässt Eisi Gulp durchschimmern, dass der Alt-Hippie ganz schön einsam und auch spießig ist, und dass er kifft, weniger um dem Establishment eins auszuwischen, sondern um sich die Tristesse erträglich zu machen. Die Parallelgeschichte im abgelegenen Weiler setzt einer solchen Zwangs-Lebensgemeinschaft eins drauf: Da hat der Bauer seine erzkatholische Tochter geschwängert und zur Abtreibung getrieben. Jetzt liegt er tot am Treppenabsatz. Lauter Beziehungskrisen durchziehen die Grießnockerlaffäre: Dauerbrenner ist natürlich das Auf und Ab im „g’schlamperten Verhältnis“ zwischen Franz und seiner Susi (Lisa Maria Potthoff) und im Ermittlungsteam mit seinem Kompagnon Birkenberger. Der Flötzinger (Daniel Christensen) hat ehelichen Ärger, weil sich ein Baby eingestellt hat, obwohl er „schnipp-schnapp“ hat machen lassen. Der Metzger Simmerl (Stephan Zinner) hat derweil einen Zwist mit seinem Junior (Ferdinand Hofer), weil der nur einen Polo fahren will und nicht standesgemäß einen 7er BMW. Und der Vorgesetzte vom Eberhofer, der Barschl, hat eine ehemalige russische Prostituierte geheiratet, die er – wie soll’s schon anders sein? – mies behandelt; Francis Fulton-Smith gibt so richtig den perfiden Dreckskerl.

Mit Witz überpinselt

Aber all solch ernster Tiefgang ist kräftig mit Witz überpinselt – Constantin Film wirbt ja nicht mit dem Trauerspiel, sondern mit der „bayerischen Komödie des Jahres“. Nur ist es diesmal eben kein billiges Schenkelklopfen, sondern ein heiteres Lustspiel mit mancher Schattenseite – ein wohldosiert komponiertes Wechselbad der Gefühle. Beim Einlassen haben Kameraführung (Stephan Schuh) und Schnitt (Stefan Essl) nicht unwesentlich Anteil. Da gibt es Bilder voller Ruhe und Stille – dann wieder tobt der Bär, dass einem ganz schwindelig wird: Close-up und Totale aus allerlei Perspektiven und in lebhaft-rhythmischer Abfolge – und das nicht nur bei der aberwitzigen Nachtfahrt vom Eberhofer mit seinen Zechkumpanen, die jeden Achterbahntrip toppt. Ach ja, die Musik mit Luftgitarrensolo und sonstigen Luftnummern spielt dabei natürlich auch wieder eine wichtige Rolle. Die LKA-Kommissarin namens Thin Lizzy gibt eine der Steilvorlagen. Zum Mitgrölen! (Karin Dütsch) Abbildung:
Beziehungskrise: Vater Eberhofer (Eisi Gulp) ist sauer, weil seine Mutter (Enzi Fuchs) einen Lover (Branko Samarovski) hat.   (Foto: Filmauschnitt) Grießnockerlaffäre:
Regie: Ed Herzog
Drehbuch: Stefan Betz nach einem Roman von Rita Falk
Produktion: Kerstin Schmidbauer
Kamera: Stephan Schuh
Schnitt: Stefan Essl Kinostart: 3. August.

Kommentare (1)

  1. Karschtn am 21.07.2017
    Da bin doch mal sehr gespannt, wie Francis den so rüberbringt. Freue mich doch schon auf den Film, muss nur leider auf die DVD warten, da er ja nur in Bayern und südlich in den Kinos gezeigt wird. (Francis Fulton-Smith gibt so richtig den perfiden Dreckskerl)
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