Kultur

Hochkarätiges Trio: Christian Poltera am Stradivari-Cello, Geigerin Karen Gomyo spielt ebenfalls auf einem Meisterstück aus der Werkstatt Stradivaris, dazu der Pianist Juho Pohjonen am Steinway. (Foto: Fritz Etzold)

16.09.2016

Königsklasse

Die Neumarkter Konzertfreunde beginnen die Saison mit einem Stradivari-Abend

Bekannte Solisten: das ist heute nur noch die halbe Miete. Bekannte Solisten plus berühmte Instrumente: das ist angesagt! Da bringt das Schweizer Casal Quartett seine vier Jacobus-Steiners mit, kündigt ein Hotel auf der Seisseralm in Südtirol für Oktober vier Stradivaris plus Wellness an. Jetzt schon eröffnen die „Neumarkter Konzertfreunde“ ihre 15-Konzerte-Saison im Reitstadel mit zweimal Stradivari. Das Cello davon („La Mara“) ist an Berühmtheit nicht zu überbieten – es gibt sogar einen Roman darüber: nach einem famosen, berüchtigten Cellisten des 18. Jahrhunderts benannt, in Emigrationswirren im Rio de la Plata abgesoffen, wieder getrocknet und zusammengesetzt, von einem leidenschaftlichen Amateur-Cellisten in London gekauft, an Heinrich Schiff als Dauerleihgabe vergeben – jetzt spielt Christian Poltera aus Zürich das kostbare Cello. Und der Konzertabend mit ihm, dem Pianisten Juho Pohjonen und der Geigerin Karen Gomyo wurde zum Thema con variazioni: Klaviertrio und Solostücke für die beiden Stradivaris. Denn auch Karen Gomyo spielt auf einem Opus des Cremonesers: „Aurora – ex Foulis“, das nur sie benützen darf. So war es denn kein Wunder, dass zwischen die Klaviertrios von Joseph Haydn (Hob. XV: 28) und Dvorak (op. 65) die Probe aufs Exempel gemacht wurde. Poltera mit dem „Märchen“ für Violoncello und Klavier, Karen Gomyo mit der Sonate für Violine und Klavier, beides von Leos Janacek. Und bei beiden blühte der berühmte Klang hinreißend auf: bis ins kleinste Pizzicato hinein, bei Poltera mit einer präzisen Erzählhaltung, mit noch mehr pointierter Expressivität in einem enormen Ausdrucksspektrum bei der Geigerin. „Aurora“ erklingt in messerscharfer Deklamation und mit kürzelhaften Gefühlsausbrüchen: die Gomyo spielt  souverän und absolut treffsicher auf der Skala der Gefühle. Ihr „Balladen“-Satz oder das flammende Allegretto der Janacek-Sonate wurden zum Höhepunkt des Stradivari-Abends. Was überhaupt nichts gegen die beiden Klaviertrios sagen soll: Die spielen die Drei mit deutlichem Blick nach vorn in der Musikgeschichte, nie nur gefällig, gar „böhmisch“ bei Dvorak, eher schon ausgetüftelt und in kompromissloser Individualität. Bei den „Konzertfreunden“ geht es im Oktober mit voraussichtlich ähnlichen Außergewöhnlich-Erlebnissen auf dem Kammermusikpodium weiter: mit der Klarinetten-Queen Sabine Meyer, dem Bratscher Nils Mönkemeyer und mit William Youn auf seiner spannenden Klavier-Karriereleiter. (Uwe Mitsching)

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