Kultur

Die Zaungäste betraf das Regenschirm-Verbot auf dem Festpielgelände nicht - doch Premierengäste, die diesmal zu früh kamen, durften keine Schirme mit aufs Gelände bringen. Erst als der Unmut wuchs und die Roben zunehmend trieften, wurde die Sicherheitsvorschrift wieder gekippt. (Foto: dpa)

26.07.2017

Regenschirm-Terror

Beobachtung vorm Bayreuther Festspielhaus: Wer diesmal zu früh zur Eröffnungspremiere der "Meistersinger" ankam, blieb wortwörtlich im Regen stehen

Mit Sicherheitsvorkehrungen müsste die Stadt eigentlich längst Routine haben. Immerhin strömt alljährlich im Sommer allerlei Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nach Bayreuth, um sich bei der feierlichen Eröffnung der traditionsreichen Wagner-Festspiele in Szene zu setzen. Seit einer gefühlten Ewigkeit ist das so. Trotzdem werden jedes Jahr neue Regeln im Sicherheitskonzept ausgeheckt, peinliche Fehltritte inbegriffen. Bei der diesjährigen Eröffnung der Bayreuther Festspiele wurde der sprichwörtliche Vogel abgeschossen. Wie schon Tage vorher abzusehen war, schüttete es in Strömen: Dauerregen in Oberfranken lauteten die längst bekannte Wetterprognose. Man möchte ja nicht auf den letzten Drücker kommen, schon wegen etwaiger Sicherheitskotnrollen nicht - doch wer diesmal allzu zeitig vor der Premiere eintrudelte, hatte Pech und blieb im Regen stehen, denn: Plötzlich waren Regenschirme nicht mehr erlaubt. Das kommunizierten jedenfalls die freundlichen Polizei-Beamten. „Kein Regenschirm darf auf das Gelände“, sagte ein Polizist und lächelte etwas gequält. Ihm war es sichtlich peinlich, die wartenden Gäste in ihren festlichen Abendroben im strömenden Regen zu bitten, ihre Schirme wieder ins Auto auf dem Parkplatz zurückzulegen (oder ganz zu entsorgen). Wer sich diesen „schikanösen Blödsinn“ ausgedacht habe, wollte einer wissen. „Diese Anordnung kam vor zehn Minuten, von ganz oben“, erwiderte der Polizist und schaute dabei gen Himmel: großes Gelächter. Die „verantwortlichen, leitenden Funktionsträger“ hätten dies „spontan“ entschieden, hieß es, weil Regenschirme ein „Sicherheitsrisiko“ darstellen könnten: für Angela Merkel, Horst Seehofer oder Königin Silvia aus Schweden. Leider haben sich die schlauen Köpfe vorher nicht überlegt, wie die schick hergerichteten Festspiel-Gäste trockenen Fußes in das Festspielhaus kommen könnten - und vermutlich keinen der eindeutigen Wetterberichte mitgekriegt. Das Chaos war perfekt: Auf einmal sahen die klatschnassen andere Besucher mit Regenschirm auf dem Festspiel-Gelände. Schließlich hat sich das Pressebüro der Festspiele eingeschaltet. Trotzdem Murren unter den "normalen" Festspielgästen": Hauptsache, die Elite des Landes kann glanzvoll über den roten Teppich schlendern, unterm Regenschirm, versteht sich. Der Bayreuther „Regenschirm-Terror“ hat einigen Gästen die Vorfreude auf eine Premiere genommen, die übrigens gar nicht uninteressant war. Bei der Neuproduktion der Meistersinger von Nürnberg geht es von der Wagner-Villa Wahnfried in den Gerichtssaal der Nürnberger Prozesse. Wie das zusammenpasst? Das steht ausführlich in der Bayerischen Staatszeitung am kommedne Freitag, den 28. Juli. (Marco Frei) Abbildungen:
Natürlich war die Prominenz vom Regenschirm-Verbot ausgenommen. Oben: Bayerns First Lady Karin Seehofer mit Schwedens Königin Silvia. Unten: Kanzlerin Angela Merkel wandelte unterm Schutzschirm über dne Roten Teppich. (Fotos: dpa)

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