Kultur

Obelix verabschiedet sich von seiner Flamme Falbala, die auf die „Fusshubn“ aufpassen soll. (Foto: ASTERIX®-OBELIX®-IDEFIX®/2024 LES ÉDITIONS ALBERT RENE/GOSCINNY-UDERZO/Matthias.K Photography)

05.04.2024

Wie der Schlagg und des Diggerla die Röma wegwamsn

Mehr als „haddes d oder waches d“: Stefan Eichner demonstriert in „Asterix bei der Husdndrubbn“, wie charmant Oberfränkisch klingen kann

Regionales ist angesagt – nicht nur in Gemüsefächern und an Fleischtheken, sondern auch in der Sprache. Klar, richtig „derhaute“ Dialekte werden seltener, wie im Fall des Bairischen blüht aber das „Konsensbairische“ munter auf; den Begriff hat die Filmemacherin Steffi Kammermeier kreiert, die Schauspieler*innen entsprechend sprachlich coacht. Bairisch ist beliebt – deutschlandweit. Es gilt laut Umfragen gar als besonders sexy. Allerdings umfasst das nicht die Sprache aller Bayern – die Lande im Norden des Freistaats grenzen sich ordnungspolitisch als (Ober-, Mittel-, Unter-)Franken ab, und klar spricht man dort Fränkisch in vielen Variationen. Das setzt sich hörbar vom Bairischen ab – auch in Beliebtheitsumfragen, die es nach weit hinten verweisen.

Derb und gewieft

Aber dem Selbstbewusstsein der Franken tut das keinen Abbruch – man ist gerne etwas anders. Der Dauerbrenner mit dem Ruf nach einem eigenen Bundesland ist allerdings ein latenter geworden. Aber er hat doch ein interessantes Pendant: Auch die Gallier um Asterix & Co behaupten sich vehement gegen eine fremde Macht. Und gilt dieser Volksstamm nicht als etwas derb, abweisend, stur, wenig erotisch, aber gehörig schlitzohrig? All das wird doch auch über die Franken klischeehaft gelästert.

Da ist es naheliegend, die Welt der aufmüpfigen Gallier auch im Comic mit dem Land der Franken zu verbinden. Wer den literarischen mit einem realen Ausflug in die Gegend verbinden möchte, sollte sich aber nicht auf jene Karte verlassen, die gleich das gesamte Oberfranken an die Atlantikküste ins Stammlande des Asterix transferiert – in „a klaans Kaff, då sin die Leid gscheid belzich un låssn sich den Schneid bardou ned åbkaafn“, ja, mehr noch, dort haben sie es geschafft, dass auch die sie umzingelnden Römer ihre Sprache sprechen und ordentlich Schiss vor „den Daaben ausm Kaff“ haben.

Asterix bei der Husdndrubbn heißt die neue oberfränkische Version von Asterix der Legionär aus dem Jahr 1967. Sprachlich interpretiert hat den Band der Kulmbacher Liedermacher Stefan Eichner, der sich als Comedian „Das Eich“ nennt und bereits zwei weitere Asterix-Bände ins Oberfränkische mit zeitgenössischem Schlag („Alles senkrechd, mei Guder?“) übertragen hat. Die Geschichte und die Zeichnungen bleiben selbstverständlich unangetastet.

Um was geht es? Obelix, „a Bfundskerl in jeder Hinsichd“, ist „a weng verschossn“ in die vom Studium aus Köln zurückgekehrte Falbala („eds ärber iech als Leggdorin, vull schee“). Dass sie das Anschmachten nicht erwidert, liegt natürlich nicht am wenig sexyhaften Fränkisch, das sie ja selbst spricht. Nein, dass „des Diggerla“ Obelix keine Chancen bei ihr hat, liegt daran, dass sie schon verlobt ist. Aber dann wird ihr per „Faggs“ mitgeteilt, dass ihr Zukünftiger von den Römern zwangsrekrutiert wurde für einen Feldzug nach Afrika. Obelix überwindet seinen Liebesschmerz und lässt sich mit Asterix von den Römern anwerben, um jenen Tragicomix zurückzuholen. Sie landen in einer bunt zusammenrekrutierten „Husdndrubbn“, die den römischen Befehlshabern alle Nerven raubt. Den beiden gallisch-fränkischen „Kumbl“ glückt natürlich die Befreiungsaktion. Verschlossene Tore gibt es sowieso nicht für sie – auch dank eines preisgegebenen Passworts: Cogito ergo sum – alias „ich mecherd gern denggn, bi åber zä bleed“, wie man der Fußnote entnimmt.

Begriffe reanimiert

In Stefan Eichners Übersetzung des Asterix-Bandes ins Oberfränkische blüht von Sprechblase zu Sprechblase sprachlicher Charme auf. Und das auch, weil sich Eichner nicht nur auf den Sprachklang mit dem eigenwilligen Gebrauch von „haddem d un wachem d“ beschränkt, sondern weil er auch mit typisch oberfränkischen Begriffen vertraut macht, wenn er sie nicht gar reanimiert: alder Schlagg, alda Waafn, alder Lumbes, Fregger. Das, gemischt mit neumodischen Wendungen (natürlich im Sound Oberfrankens), zeigt, wie lebendig diese Mundart noch immer sein kann.

Man sollte ruhig laut lesen. Das hilft, auf seiner persönlichen Skala der beliebtesten Dialekte das Oberfränkische einordnen zu können – im Ehapa Verlag, der die Bände herausgibt, gibt es reichlich Vergleichsstoff. Mundartliche Versionen der Kultcomics von René Goscinny und Albert Uderzo gibt es seit fast drei Jahrzehnten.

Zum Teil steckt Prominenz hinter den Übersetzungen: Ostbahn Kurti und H. C. Artmann (Wienerisch), Felix Mitterer (Tirolerisch), Hans Well und Michael Fitz (Bairisch), Dieter Hallervorden (Berlinerisch) und Lotto King Karl (Hamburgisch), um nur einige zu nennen. Wer will, kann den direkten Vergleich bemühen zwischen Schwäbisch, Wienerisch, Südtirolerisch, Neuhessisch, Kölsch, Ruhrdeutsch und eben Oberfränkisch – in all diesen Mundarten gibt es nämlich allein die Geschichte von Asterix als Legionär. (Karin Dütsch)

Information: René Goscinny, Albert Uderzo, Stefan Eichner, Asterix bei der Husdndrubbn, Egmont Comic Collection, Berlin, 49 Seiten, 15 Euro. ISBN 978-3-7704-0913-6

 

 

 

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