Kultur

In seinem Erweiterungsbau unterstreicht das Jüdische Museum in Fürth, wie wichtig Sprache und Texte für das Verständnis des Judentums sind. (Foto: Jüdisches Museum Franken/ Annette Kradisch)

17.05.2018

Wissen und Ruhe tanken

Im Erweiterungsbau bietet das Jüdische Museum Franken auch eine großzügige Bibliothek

Aus gutem Grund sitzt man zur Vorstellung der neuen Räume in der Bibliothek zwischen vielen Jahrgangsbänden des Leo-Baeck-Instituts und den Veröffentlichungen über jüdische Friedhöfe in Deutschland: Das Jüdische Museum Franken in Fürth will in seinem fertiggestellten Erweiterungsbau und auf 900 Quadratmetern Nutzfläche vor allem zeigen, wie immens wichtig Sprache und Text für das Verständnis und die Geschichte des Judentums sind. Das betont auch die Kunst am Bau. Dagmar Buhr aus Nürnberg hat drei Begriffspaarungen an den Wänden angebracht: immer um die Ecke herum geschrieben und gedacht, zum Beispiel „Wissen zu de-nken“ in der Bibliothek.
Zu diesem „Piano nobile“ des Museums muss man in das lichtdurchflutete Obergeschoss steigen, der Eingang an der Fürther Königstraße hatte zunächst in einen neuen Kassen- und Empfangsbereich geführt, der die Besucher auch in den Museumsshop, das Café und den kleinen Museumsgarten verteilt.
Zu den wichtigsten Räumen des Erweiterungsbaus aber zählen der „Ernst Kromwell Saal“ für Veranstaltungen mit bis zu 70 Personen und mit zeitgemäßer Event-Technik. In diesen Raum erstrecken sich auch die Wechselausstellungen hinein – im Moment Cherchez la femme. Perücke Burka Ordenstracht.

Lesen in der Lounge

Im Obergeschoss ist die „Krautheimer Studienbibliothek“ auf 12 000 Medien ausgelegt und der besondere Stolz von Museumsleiterin Daniela F. Eisenstein. Sie erinnert sich noch gut daran, dass das Jüdische Museum Fürth eigentlich von Anfang an zu klein war: Die Bibliothek war im Büro, es gab keinen Platz für Museumspädagogik. Jetzt schließt sich an die Bibliothek sogar noch die „Adolph S. Ochs – Leselounge“ an: „Wissen und Ruhe tanken“ heißt dort hinter Bücherregalen die Devise.
Das alles wartet auf einen, wenn man in der Fürther Königstraße das Jüdische Museum ansteuert. Der Neubau sieht in seiner ockerfarbenen Klinkerfassade vielleicht nach fränkischem Sandstein (war aber zu teuer) aus oder nach dem „Volk aus der Wüste“, mit der Unruhe und kleine Schatten werfenden Oberfläche aber auch nach der Bauweise alter Kulturen: ein interessanter Kontrapunkt zur Umgebung mit Bauten aus der Barock- bis zur Gründerzeit, wie Architekt Ulrich Manz aus Bamberg betont.
Der Bau ist hoch funktionell und mit einer 60 Meter tiefen Bohrung an die Erdwärme angeschlossen. Die großen Fenster und das großzügige Raumgefühl stehen in Kontrast zum kleinen, verwinkelten Altbau: Beides soll die Öffnung zur Öffentlichkeit gewährleisten, „kreative partizipative Möglichkeiten“ (Daniela F. Eisenstein) ermöglichen – bis hin zur neuen Küche, wo Schüler in Workshops erfahren, wie man jüdisch kocht.
Architekt Manz ist stolz darauf, dass der Erweiterungsbau nach langer Vorbereitungszeit für Grundstückserwerb, archäologische Untersuchungen, Ausschreibungen in relativ kurzer Bauzeit seit dem Spatenstich im Mai 2015 pünktlich fertig wurde – und dass die veranschlagten Kosten von etwa 5,5 Millionen Euro um eine halbe Million unterschritten werden konnten.
Etwa die gleiche Summe war durch Spendengelder für den Neubau eingeworben worden. Diese positiven Auspizien für den neuen Museumsteil führt Horst Ohlmann von der Deutschen Stiftungstreuhand in Fürth auch auf die öffentlich-private Partnerschaft für das Gebäude zurück, das dem Museum zur Nutzung überlassen wird. (Uwe Mitsching)

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