Kultur

Monika Grzymalas Installationen verschmelzen mit dem jeweiligen Ort: hier „Tangenten“ im Museum Lothar Fischer. (Foto: Museum Lothar Fischer)

18.08.2017

Zeichnungen an die Wand geworfen

Die Rauminstallation von Monika Grzymala im Museum Lothar Fischer, Neumarkt/Oberpfalz hat eine Wirkung, der man sich kaum entziehen kann

Das Museum Lothar Fischer im oberpfälzischen Neumarkt hat sich in wenigen Jahren mit engagierter und ambitionierter Arbeit einen über die Region weit hinaus strahlenden Ruf erworben. Ausstellungen zu Wilhelm Lehmbruck und Fritz Wotruba, Henry Moore und Eduardo Chillida waren Sternstunden. Und immer wieder richtet man dort das Augenmerk auf die Gruppe Spur, eine der wichtigsten Künstlervereinigungen der Nachkriegszeit, deren Mitbegründer Lothar Fischer (1933 bis 2004) war. Christoph Wagner vom Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Universität Regensburg hat das Museum vor Kurzem gar zum Lieblingsmuseum der Regensburger ausgerufen – kein Wunder, dümpelt doch in Regensburg die Kunst seit Jahren brav vor sich hin. Und nun wieder so ein Knaller! Monika Grzymala, 1970 in Polen geboren, jetzt in Berlin lebend, stellt unter dem harmlos-nüchternen Titel Formationen, Raumzeichnungen im Museum Lothar Fischer aus. Die zunächst als Steinbildhauerin und Restauratorin ausgebildete Installationskünstlerin wurde an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg von ihrem Lehrer Bogomir Ecker auf das aufmerksam gemacht, was sie wirklich interessiert: auf den Raum und das, was zwischen den Dingen passiert. Was Monika Grzymala macht, ist ziemlich irre und so noch nicht gesehen. Sie transportiert die Zeichnung plastisch in den Raum, indem sie dessen Strömungen erkundet, aufnimmt und sie dynamisch bündelt. Daraus folgt, dass die jeweilige Installation für den konkreten Ort geplant wird. Wohl gibt es ein zuvor durchdachtes Konzept, doch erst vor Ort entwickelt sich die Raumzeichnung prozesshaft. Im Museum Lothar Fischer geht die Künstlerin auf die Proportionen der Architektur von Berschneider+Berschneider ein, erfasst Lichtführung und Raumachsen und lenkt so den Blick des Betrachters, abhängig vom Standpunkt. Die dichten Strukturen der Tangenten strömen voller Wucht aus den Laibungen der deckenhohen Fenster in den Raum. Mittel zu dieser Zeichnung im Raum, die zugleich eine Raumplastik ist, sind kilometerweise schwarzes Klebeband; Monika Grzymala benutzt es wie einen Zeichenstift, sie bündelt die Bänder, schürzt sie zu Knoten, schmeißt diese „Zeichnung“ quasi an die Wand und lässt sie in den Raum hineinwachsen, indem sie lockere Strukturen von Durchlässigkeit bis zu undurchdringlichem Geflecht verdichtet. Das hat eine ungeheure Kraft, der man sich kaum entziehen kann. In den oberen Räumen des Museums sind großformatige Blätter aus handgeschöpftem Washi-Papier zu sehen, die aus den langen Fasern des Maulbeerbaumes gewonnen werden. Kleine Plastiken aus Fundmaterial, Draht und Papier führen den bildnerischen Blick und die Vielseitigkeit von Monika Grzymalas Kunst vor. (Ines Kohl) Information: Bis 8. Oktober. Museum Lothar Fischer, Weiherstraße 7a, 92318 Neumarkt. Mi. bis Fr. 14-17 Uhr, Sa./So. 11-17 Uhr. www.museum-lothar-fischer.de

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