Landtag

Zugdurchfahrten an S-Bahnstationen bei Verspätungen sind aus Sicht der Staatsregierung kein "probates Mittel" zur Sicherstellung der Pünktlichkeit. (Foto: dpa)

22.12.2016

Auslassen von Haltestellen: Ministerium droht Münchner S-Bahn

Die S-Bahnlinien S2, S3, S4, S6 und S8 lassen bei größeren Verspätungen manche Bahnhöfe einfach aus

Seit über einem Jahr ist es gängige Praxis, dass die S-Bahnlinien S2, S3, S4, S6 und S8 bei größeren Verspätungen an bestimmten Bahnhöfen nicht mehr halten, um pünktlich am Zielbahnhof anzukommen. „Dies wird von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft befürwortet“, erklärt Herbert Kränzlein (SPD). Der Abgeordnete wollte daher von der Staatsregierung wissen, ob sie das Auslassen von Haltestellen als ein geeignetes Mittel ansieht, um den Fahrplan einzuhalten.

Das Verkehrsministerium schreibt in seiner Antwort, Zugdurchfahrten an S-Bahnstationen bei Verspätungen seien weder aus Sicht der Staatsregierung noch der Bayerischen Eisenbahngesellschaft „ein grundsätzlich probates Mittel“ zur Sicherstellung der Pünktlichkeit. „Die DB Regio hat als beauftragtes Verkehrsunternehmen ihre vertraglichen Pflichten zu erfüllen, dazu gehört insbesondere die pünktliche Bedienung aller Halte“, heißt es in der Anfrage.

"Die DB Regio hat ihre vertraglichen Pflichten zu erfüllen"

Zwar sei die DB Regio für die konkrete Betriebsführung selbst verantwortlich. Eingriffe dürften aber „nicht leichtfertig oder im Sinne einer wirtschaftlichen Optimierung“ erfolgen. „Die Auswirkungen auf die Fahrgäste müssen so gering als möglich ausfallen.“ Das Ressort von Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) droht sogar offen mit Kürzungen für das Eisenbahnverkehrsunternehmen, falls die geforderten Pünktlichkeitswerte nicht erreicht werden. „Ausgefallene Züge werden nicht vergütet“, heißt es in der Anfrage. Im Falle von Halteausfällen gelte die Strecke zwischen dem zuletzt bedienten und dem nächsten bedienten Halt als ausgefallen.

Insgesamt ist das System der S-Bahn in München aufgrund der infrastrukturellen Rahmenbedingungen und dem „Nadelöhr Stammstrecke“ laut Ministerium „relativ störanfällig“. „Durch die steigenden Fahrgastzahlen und das stetig wachsende Fahrplanangebot wächst der Druck auf das S-Bahn-System weiter“, heißt es in der Anfrage. Daher komme es im Bahnbetrieb „immer wieder zu Unregelmäßigkeiten“. Als Ursache werden Störungen an der Infrastruktur, an Fahrzeugen sowie zunehmend durch Dritte, also Notarzteinsätze oder Personen im Glas, genannt. Um die Auswirkungen gering zu halten, habe die S-Bahn München allerdings ein Störfall- und Entlastungskonzept entwickelt. Dadurch erreiche die S-Bahn in München nach Angaben des Herrmann-Ressorts seit 2014 trotz der Probleme ein „stabiles Pünktlichkeitsniveau“ von knapp 96 Prozent Jahrespünktlichkeit.

Um das Mobilitätswachstum in der Wachstumsregion Südbayern zu verbessern, hat die Staatsregierung ein Entwicklungskonzept für München beschlossen. Zentrales Element ist die zweite Stammstrecke. Nur mit dieser ließen sich die bestehenden Stammstrecken entlasten und die Pünktlichkeit verbessern. Die Grünen im Landtag befürchten hingegen, dass sich durch die zweite Stammstrecke das Angebot deutlich verschlechtern werde, weil sich Taktzeiten verlängern und weniger Haltebahnhöfe angesteuert werden. (David Lohmann)

Kommentare (4)

  1. Zweifler am 29.12.2016
    Leider wird in den Berichten wenig differenziert, ob Takt-10-Verstärker Haltestellen auslassen, (die fallen ja auch gerne mal ganz aus), oder ob der 20-Minuten-Takt betroffen ist, was die Fahrgäste wesentlich härter trifft. Selbst auf der S1 werden jetzt schonmal Zwischenstationen ausgelassen - letztens ohne Halt von Feldmoching bis Neufahrn, also genau dort, wo die meisten Leute aussteigen wurde durchgefahren. Die am meisten ausgelassenen Stationen der S1 sind allerdings Laim bis Hackerbrücke - mindestens einmal pro Woche und gerne für mehrere Stunden.
  2. virtualangel am 23.12.2016
    sollte natürlich keine aufforderung sein nur so ein gedanke
    und bevor es jemand tut konsultiert erstmal einen rechtsanwalt und fragt nach ob es legitim wäre
    vielleicht macht es einer und postet das ergebniss
    ne idee zurück zu schlagen wäre es allermal
    1 halt 2 min
    eine notbremsung mind 5 min
    bei manchen triebfahrzeugen sogar bis zu 10 min
    und in der zeit ist die strecke tot
    würde man bei jedem vorfall zwangsbremsung erreichen würde die s-bahn garantiert mit 30 min verspätung an jeden bahnhof halten
  3. Saerdna am 23.12.2016
    Daß Haltestellen ausgelassen werden, wird vorher angekündigt. Also sollte man besser nicht die Notbremse ziehen.
    Kann ein teurer Spaß werden.
  4. virtualangel am 23.12.2016
    moment mal
    wenn es legitim ist an haltestellen vorbeizufahren ohne zu halten "nur" um den fahrplan auzuholen.
    ist es dann auch legitim in diesen moment die handbremse zu ziehen ?
    könnte ja sein dass ich von zugsicherungs systemen keine ahnung habe, und in diesen moment der meinung bin dass dem lokführer etwas passiert sein muss.
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