Landtag

2013 hatte ein Mann im Rathaus in Ingolstadt mehrere Geiseln genommen. Ein Spezialeinsatzkommando konnte die Geiselnahme nach neun Stunden unblutig beenden. (Foto: dpa)

27.06.2017

Gewalt gegen Behördenmitarbeiter hat sich verdreifacht

Der Großteil der Opfer sind Polizisten. Doch auch in anderen Ministerien und deren nachgeordneten Bereichen sind Bedienstete Opfer von Gewalt geworden

Bespuckt, bedroht, verfolgt: Beschäftigte im öffentlichen Dienst sind immer häufiger Gewalt ausgesetzt. Darunter leiden nicht nur Polizisten, sondern auch Lehrer, Mitarbeiter in Jobcentern oder Angestellte in Bürgerzentren. Schon lange gilt in vielen Behörden die Anweisung, auf den Schreibtischen keine schweren und spitzen Gegenstände wie Vasen, Scheren oder Brieföffner zu lassen. „Die Gewalt gegen Staatsbedienstete steigt“, bestätigt auch Markus Ganserer, Sprecher für den öffentlichen Dienst der Landtags-Grünen. Er wollte in einer Anfrage von der Staatsregierung wissen, wie viele Fälle von Gewalt es in den letzten Jahren gab. Die Antwort ist erschreckend.

Der Großteil der Opfer sind nach Angaben des Finanzministeriums, das für den öffentlichen Dienst zuständig ist, Polizisten. Sie waren in 6919 der insgesamt 7180 Fälle im Jahr 2015 betroffen. Doch auch in anderen Ministerien und deren nachgeordneten Bereichen sind 260 Bedienstete Opfer von Gewalt geworden – davon erlitten 57 körperliche und 203 psychische Gewalt. Die Tendenz ist steigend: Bei der Polizei erhöhten sich die Fallzahlen im Zeitraum von 2010 auf 2015 um 641. In den anderen Verwaltungsbereichen stieg die Zahl der Opfer im selben Zeitraum um 179 – das sind 221 Prozent. Bei der psychischen Gewalt beziehungsweise beim Stalking ist die Zunahme besonders drastisch.

Grüne: "Der Dienstherr muss sich hier vor seine Beschäftigten stellen"

Neben der dem Innenministerium unterstellten Polizei waren vor allem Mitarbeiter im nachgeordneten Bereich des Justizministeriums betroffen, beispielsweise in Oberlandesgerichten. 34 Angestellte litten dort 2015 unter körperlicher, 89 unter psychischer Gewalt. Auch im Finanzministerium waren 62 Mitarbeiter von Gewalt betroffen. Selbst im nachgeordneten Bereich des vermeintlich friedlichen Ministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz gab es 13 Opfer. Etwas sicherer war es nur für Mitarbeiter im Gesundheitsministerium (neun Opfer), Arbeitsministerium (vier Opfer) und Landwirtschaftsministerium (zwei Opfer).

Keinerlei Zahlen konnte das Ministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst liefern. „Es gibt genug Meldungen, nach denen Lehrkräfte psychischer Gewalt oder Stalking ausgesetzt sind“, zeigt sich Ganserer verwundert. Laut einer Studie des Verbands Bildung und Erziehung seien sechs Prozent der Lehrkräfte bereits Opfer tätlicher Angriffe geworden. Fast ein Viertel war sogar von Bedrohungen, Beleidigungen und anderen Formen psychischer Gewalt betroffen.

„Der Dienstherr muss sich hier vor seine Beschäftigten stellen“, sagt Ganserer und fordert mehr Gewaltprävention. Dazu müsse in gefährdeten Bereichen wie Schulen eine systematische Risikobewertung der Arbeitsplätze erfolgen und das Personal im Umgang mit Konfliktsituationen geschult werden. Außerdem drängt der Abgeordnete darauf, wie bei der Polizei jeden Fall konsequent zur Anzeige zu bringen. „Gegenwärtig geschieht das in den anderen Verwaltungsbereichen nur in jedem zweiten Fall.“ (David Lohmann)

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