Landtag

Mega-Problem: Mobbing im Netz. (Foto dpa)

23.06.2017

Hinsehen und aktiv eingreifen

Bildungsausschuss: Mobbing an Schulen nimmt zu: CSU hält Instrumentarien dennoch für ausreichend

Die CSU sieht trotz steigender Fallzahlen gegenwärtig keine Veranlassung, die in Bayern vorhandenen Konzepte gegen Mobbing an Schulen weiter zu ergänzen. Im Bildungsausschuss lehnte sie entsprechende Anträge von SPD und Grünen ab. Die SPD hatte eine Orientierung an dem in Finnland erfolgreich eingeführten „KiVa“-Konzept vorgeschlagen, die Grünen sprachen sich für verbesserte Rahmenbedingungen zur Mobbing-Prävention an Schulen aus. Carolina Trautner (CSU) erklärte dazu, den Schulen stehe ein breites Instrumentarium zur Verfügung, um gegen Mobbing vorzugehen. Es gebe keine Notwendigkeit für ein „übergestülptes Pflichtprogramm“.

Nach einer kürzlich veröffentlichten Pisa-Studie hat jeder sechste 15-Jährige in seinem Schulleben Mobbing bereits einmal selbst erlitten, Mädchen häufiger als Buben. Im Vergleich zu früheren Erhebungen hat die Quote damit trotz verstärkter Prävention nicht abgenommen. Vor diesem Hintergrund sprach Margit Wild SPD) von einem „Massenphänomen“. Nötig sei ein „Konzept aus einem Guss“ als Angebot für alle Schulen. Bislang werde an den Schulen in Bayern nur vereinzelt auf Mobbing eingegangen, und Lehrkräfte seien häufig nicht ausreichend geschult.

Altes Phänomen, das sich mit den sozialen Medien verschärft

Als Lösung brachte Wild das finnische „KiVa“-Konzept ins Gespräch. Dieses ziele auf eine Sensibilisierung der gesamten Schulfamilie ab, biete den für Mobbingfragen besonders ausgebildeten Lehrerteams regelmäßige Fortbildungen an und lasse alle SchülerInnen mehrfach in ihrer Schulzeit ein Präventionsprogramm durchlaufen. Im Mittelpunkt stehe die Aktivierung Unbeteiligter, die dazu motiviert würden, sich mit Mobbing-Opfern zu solidarisieren. Nach einer wissenschaftlichen Auswertung seien die Mobbing-Fälle an finnischen Schulen seit Einführung des „KiVa“-Konzepts um 30 Prozent zurückgegangen. „Auch wir in Bayern brauchen eine Kultur des Hinsehens und aktiven Eingreifens“, sagte Wild.

Thomas Gehring (Grüne) sah im Mobbing ein „altes Phänomen“, das heute allerdings weniger toleriert werde. Zudem verschärften die sozialen Medien wegen ihrer größeren Reichweite die Problematik. Zwar gebe es an vielen Schulen durchaus begrüßenswerte Gegenmaßnahmen, doch fehlten den Einrichtungen oft die nötigen Rahmenbedingungen für eine effektive Bekämpfung. In einem Antrag forderten die Grünen deshalb kleinere Lerngruppen, mehr multiprofessionelle Teams aus Lehrern, Psychologen und Sozialarbeitern, eine bessere Ausbildung der Lehrkräfte sowie eine verstärkte Medienerziehung. „Unser Schulsystem muss resistenter gegen Mobbing werden“, betonte Gehring. Größeres Engagement forderte auch Michael Piazolo (Freie Wähler). So gut die in Bayern vorhandenen Programme auch seien, sie wirkten oft nur punktuell.

Nach Einschätzung Trautners sind die Schulen gegen Mobbing bereits gut aufgestellt. „Das, was KiVa bietet, steht in Bayern auch schon zur Verfügung“, sagte sie. Trautner verwies auf den Praxisleitfaden des Instituts für Schul- und Bildungsforschung, die entsprechend angepasste Lehrerausbildung, ergänzte Lehrpläne und den Medienführerschein. Auch seien multiprofessionelle Teams längst im Einsatz. Die Opposition sah diese allerdings als personell zu gering ausgestattet, zudem stünden die Maßnahmen als Gesamtangebot nicht allen Schulen gleichermaßen zur Verfügung. (Jürgen Umlauft)

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