Landtag

Wer nach dem Inkrafttreten der Gesetzesänderung eine Waffe oder einen Waffenschrank kauft, muss einen Schrank nach den neuen Normen kaufen. (Foto: dpa)

29.06.2017

"Neues Waffengesetz vergrault Jungjäger"

Die Freien Wähler befürchten, dass Neuschützen ab Juli von Mehrausgaben betroffen sein werden

Der Bundestag hat im Mai ein neues Waffengesetz verabschiedet. Wer nach dem Inkrafttreten der Änderung im Juli eine Waffe oder einen Waffenschrank erwirbt, muss einen Schrank nach den neuen Normen kaufen. Dadurch sollen weniger Waffen abhanden kommen. Zwar sieht eine sogenannte Besitzstandsregelung vor, dass alle bis zu einem noch nicht festgelegten Stichtag gekauften Waffenschränke auch weiterhin ohne Einschränkung genutzt werden können.

Freie Wähler-Chef Hubert Aiwanger sorgt sich dennoch um die Kosten. Die bewegen sich immerhin zwischen 400 Euro für einen Kurzwaffentresor und 1000 Euro für einen Waffenschrank. „Nachdem die neuen Waffenschränke deutlich teurer in der Anschaffung als die bisherigen Waffenschränke sein werden, frage ich die Staatsregierung, wie sie diese Entwicklung, gerade im Hinblick darauf, dass hier insbesondere Neuschützen und Jungjäger von den Mehrausgaben betroffen sein werden, beurteilt“, schreibt er in seiner Anfrage.

Staatsregierung: Höhere Anschaffungskosten gerechtfertigt

Das Innenministerium hält die Überarbeitung der Regelungen zu den Anforderungen an die Sicherheitsbehältnisse für „erforderlich“. Bisher verweise das Waffengesetz auf VDMA-Regelwerke, die seit Jahren nicht mehr fortgeschrieben oder gar aufgehoben wurden. „Höhere Anschaffungskosten für künftige Aufbewahrungsberhältnisse sind durch ein deutlich gestiegenes Schutzniveau gerechtfertigt und betreffen alle künftigen Waffenbesitzer gleichermaßen.“

Bayern hat sich laut dem Ressort von Innenminister Joachim Herrmann (CSU) allerdings bei den Bundesratsvehandlungen dafür eingesetzt, dass Jungjäger und Neuschützen bereits im Haushalt verfügbare Aufbewahrungsbehältnisse mitbenutzen können. Außerdem habe sich der Freistaat für eine unbefristete Bestandsregelung der bisher zugelassenen Sicherheitsbehältnisse zur Weiternutzung durch den bisherigen Besitzer ausgesprochen.

Wie wichtig ein Waffenschrank ist, zeigen die Zahlen der polizeilichen Kriminalstatistik. Zwar kann das Landeskriminalamt nicht sagen, ob die Schusswaffen aus einem Aufbewahrungsbehältnis entwendet wurden oder nicht. Zwischen 2011 und 2015 wurden allerdings 313 Fälle erfasst, in denen Schusswaffen gestohlen wurden – in 18 Fällen blieb es beim Versuch. Die positive Nachricht: Die Anzahl der erfassten Fälle ist von 72 im Jahr 2011 auf 56 im Jahr 2014 und 41 im Jahr 2015 gesunken. Gleichzeitig nahmen die Fälle zu, bei denen es lediglich beim Versuch blieb.

Wie viele Haushalte in Bayern Schusswaffen und Waffenschränke haben, kann das Innenministerium nicht sagen. Erhoben wird lediglich die Anzahl der Personen mit Schusswaffen und die jeweilige Anzahl der erlaubnispflichtigen Schusswaffen. Demnach gab es in Bayern zum Stichtag 31. Dezember 2016 rund 204 000 Waffenbesitzer, die zusammen 1,149 Millionen Schusswaffen besitzen – macht 5,6 Waffen pro Schütze. Da dürfte ein kleiner Waffenschrank nicht reichen. (David Lohmann)

Kommentare (3)

  1. otto regensbacher am 03.07.2017
    Jäger, Schützenvereine und Reiter sind seit Jahrzehnten politisch gut vernetzt und machen eine prima Lobbyarbeit. Als vor Jahren eine Pferdesteuer für Freizeitpferde im Gespräch war, jammerten die Reiter wegen der hohen Kosten und so geschah praktisch nichts, obwohl eine Pferdesteuer rechtens wäre. Und nun jammern die "armen Jungjäger" wegen der zu beschaffenden Waffenschränke. Kein Wunder, dass die Freien Wähler sofort mit den gleichen Argumenten versuchen "politischen Druck" zu machen. So funktioniert sie eben - unsere Gefälligkeitsdemokratie!
  2. Wolfgang am 03.07.2017
    Es ist zwar richtig das die VDMA Richtlinine seit 1995 nicht mehr aktualisiert wurde, man hätte aber auch die neue Richtlinie nehmen können, die ja Exisitiert, statt A Schrank für Langwaffen den S1 und für B Schrank für Kurzwaffen die Bauart S2.

    Aber es muste ja auf die Bauart 0 gegangen werden, somit wiegt ein Schrank Minimum 150kg, da kann schnell mal, grade in Altbauten, die Statik der Decke überfordert werden, denn es kommen ka noch die Waffen und Munition rein.

    Das wird natürlich alles in kaufgenommen, wenn das keine Willkür bzw kalkül ist, dann weiß ich es nicht.
    Das bringt mich auf ein anderes Thema, warum wir uns nicht selbst schützen dürfen.

    Wie war das mit der Freiheit, die wir uns durch die Terroranschläge nicht nehmen lassen. Die Politiker kommen ja nicht zu schaden, haben Personenschützer und gepanzerte Limosinen.

    Wir haben zwar das Recht auf Notwehr (oh wie gnädig). Aber die Mittel zur Verteidigung, bleiben uns verwehrt.
    In Österreich reicht es zu sagen, das man sich selbst schützen möchte, um eine Waffe zur Selbstverteidigung zu bekommen bei uns nicht.
    Das ist so als ob wir keine Feuerlöscher kaufen dürfen, denn Feuer darf nur die Feuerwehr löschen.

    Wir machen doch auch erste Hilfekurse um im Notfall, bei einem Unfall helfen zu können, wir massen uns nicht an, so gut zu sein wie ein Arzt oder Sanitäter, wären aber im Terrorfall in der LAge anderne uns uns selbst zu helfen bis Professionelle Hilfe da ist.
  3. voa zua am 30.06.2017
    "Neues Waffengesetz vergrault Jungjäger" lautet die Überschrift - na klar! NUR dafür wurde es doch geschaffen!

    Außer Frage steht, dass Waffen so gelagert werden müssen, dass Unberechtigte keinen Zugriff haben. Aber warum reicht da ein Waffentresor der Stufe A nicht mehr aus? Warum braucht es Sicherheitsstufe 0? Ohne schweres Gerät komm ich in beide nicht hinein. Fakt ist, dass die Gefahr, welche von legalen Waffen ausgeht, minimal ist. Die illegalen Waffen waren und sind das Problem. Die Waffen, welche man sich im Darknet kaufen kann.

    Jeder halbwegs intelligente Mensch erkennt doch, dass andere Ideen hinter der Gesetzesnovelle standen. Die weltfremden Gutmenschen des linken Parteienspektrums haben in Brüssel und Berlin einfach nur die Gunst der Stunde genutzt, um legale Waffenbesitzer wie Sportschützen und Jäger zu gängeln. Nach dem Motto, was ich ablehne brauchen andere auch nicht. Und wem haben wir das zu verdanken? Dem Terrorismus. Die Attentäter von Paris hatten nämlich ihre legalen Schnellfeuerwaffen nicht in Sicherheitsbehältnisse der Stufe 0 verwahrt - sonst wäre das alles nicht passiert...

    Das ist in etwa so als wenn dir dein Vermieter den Strom abstellt, weil dein Nachbar seinen nicht bezahlt hat... Willkür nennt man das! Und solche Staatsvertreter wundern sich über die Politikverdrossenheit im Volk. Unglaublich.
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