Politik

Traueranzeige der Fastfoodkette McDonald's mit der Überschrift: "Wir trauern um die Opfer vom 22. Juli in München". (Foto: dpa)

28.07.2016

Amokläufer von München wohl nicht in rechte Netzwerke verstrickt

Was hat den Amokläufer von München zu seiner Tat getrieben? Die Ermittler können jeden Tag weitere Fragen beantworten, viele sind aber immer noch offen

Der Amokläufer von München ist nach Erkenntnissen der Ermittler wohl nicht in rechtsextreme Netzwerke verstrickt gewesen. Darauf gebe es jedenfalls bislang keine Hinweise, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Donnerstag in Gmund am Tegernsee. Klar sei, dass der 18-Jährige wohl Sympathien für den rechtsextremen norwegischen Attentäter Anders Behring Breivik hatte. Auch habe er seinen Geburtstag am 20. April, derselbe wie bei Adolf Hitler, als "besonders positives Schicksal" angesehen, sagte Herrmann. Die Ermittlungen insbesondere zum Motiv seien aber noch nicht abgeschlossen, betonten Polizei und Staatsanwaltschaft.

Der 18-Jährige hatte am vergangenen Freitag neun Menschen erschossen und sich dann selbst getötet. Die Zahl der Verletzten stieg inzwischen auf 36, acht davon sind noch im Krankenhaus.

Die Sonderkommission der Polizei bearbeitet den Angaben zufolge rund 1750 Hinweise. Zudem seien mehr als 1000 Dateien wie Fotos eingegangen. Untersucht werde auch ein Chat des 18-Jährigen mit einem 15-Jährigen, der in Baden-Württemberg wegen der möglichen Vorbereitung einer Amok-Tat festgenommen wurde. Der Kontakt des Jugendlichen zu dem Münchner Amokläufer war von einem Hinweisgeber in einem Forum für Spieler sogenannter Ego-Shooter entdeckt worden.

Münchner Polizei warnt mögliche Trittbrettfahrer


Mittlerweile hätten auch die Eltern befragt werden können, teilten die Ermittler mit. In einem von dem 18-Jährigen verfassten mehrseitigen Schriftstück äußere sich dieser hauptsächlich über seine schulische Situation, sein örtliches Umfeld und seine psychiatrischen Erkrankungen. "Vor dem Hintergrund der psychiatrischen Erkrankung des Amoktäters ist derzeit eine abschließende Bewertung, was reales Geschehen und was Fantasie des Täters ist, nicht möglich."

In allen McDonald's-Filialen in Deutschland soll es am Freitag eine Schweigeminute für die Opfer geben. Der Amoklauf hatte am vergangenen Freitag um kurz vor 18.00 Uhr in einer Münchner Filiale am Olympia-Einkaufszentrum begonnen. "Wir möchten gemeinsam mit unseren Mitarbeitern in ganz Deutschland unserer Trauer still Ausdruck verleihen und der Opfer gedenken", sagte ein Sprecher in München. Sowohl die Schnellrestaurantkette als auch das Einkaufszentrum veröffentlichten am Donnerstag in mehreren großen Zeitungen Traueranzeigen für die neun Opfer des Amokschützen. Am Sonntag ist ein Trauerakt geplant, zu dem auch Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erwartet werden.

In den Tagen nach der Tat haben sich überdurchschnittlich viele junge Leute mit ihren Sorgen bei der Telefonseelsorge gemeldet. "Sonst haben wir das in dieser Häufung nicht", sagte der Leiter der katholischen Telefonseelsorge München, Alexander Fischhold. Er erklärte sich das unter anderem mit der Zeit, in der der Amoklauf stattfand - an Freitagabenden seien immer viele junge Leute unterwegs. Zudem seien viele Jugendliche noch nicht so "krisenerfahren" wie Erwachsene. In den ersten Tagen seien jeweils rund 150 bis 200 Anrufe eingegangen, sagte Fischhold.

Die Münchner Polizei warnte derweil mögliche Trittbrettfahrer bei Facebook mit einer genauen Auflistung möglicher Kosten. Pro eingesetztem Beamten und Stunde stelle die Polizei jeweils 54 Euro in Rechnung. Kommt ein Hubschrauber zum Einsatz, werden 1700 Euro pro Stunde in Rechnung gestellt. "Werden mehrere Hundertschaften samt Hubschrauber eingesetzt, kommt sehr schnell ein Betrag zusammen, den derjenige dann ein ganzes Leben lang abbezahlen muss." (dpa)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Sollen Schwangerschaftsabbrüche entkriminalisiert werden?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.