Politik

23.06.2017

Diesel-Fahrverbote sind unumgänglich

Ein Kommentar von Ralph Schweinfurth

Dicke Luft in München: Nach einer neuen Untersuchung ist die Schadstoffbelastung in der Landeshauptstadt an vielen Stellen, die bisher nicht im Fokus standen, deutlich höher als gedacht. Dies und die Tatsache, dass die EU-Kommission den Städten in Sachen Luftreinhaltung Druck macht, läuft zwangsläufig auf eine Dieselverbotszone innerhalb des Mittleren Rings hinaus. Selbst der Bayerische Verwaltungsgerichtshof verbreitet wenig Hoffnung, dass es ohne Verbote gehen wird.

Als Kläger steht die Deutsche Umwelthilfe bereit. Nach Lage der Dinge wird sie nicht nur in Stuttgart, sondern auch in München Erfolg haben. Da bringt es wenig, wenn die CSU mauert. Statt Verständnis für die Autobranche zu äußern, sollte sie rasch für Abhilfe sorgen.

Grüne Wellen können das Problem lindern, aber nicht lösen

Teil des Auswegs kann eine massive Stärkung des ÖPNV sein. Dann können Dieselfahrer umsteigen, wenn sie in die Innenstadt wollen. Doch das wird schwierig und teuer. Die Münchner U-Bahn fährt schon jetzt einen so dichten Takt, dass kaum mehr Züge eingesetzt werden können. Die innerstädtischen Buslinien müssten verstärkt und von Diesel- auf Gas- oder E-Antrieb umgestellt werden. Auch ein Ausbau des Tramnetzes ist möglich, dauert aber wegen Planungs- und Bauzeiten viel zu lang, um eine Dieselverbotszone abzuwehren. Gleiches gilt für die zweite S-Bahn-Stammstrecke. Dennoch wird man um all diese Maßnahmen nicht herumkommen. Ebenfalls gelöst werden muss der innerstädtische Transport- und Handwerkerverkehr. Waren werden mit Diesel-betriebenen Lastwagen angeliefert. Die Güter für Geschäfte im Zentrum müssten dann am Stadtrand auf E-Laster umgeladen werden, um zum Ziel zu kommen. Gleiches gilt für Handwerker von außerhalb. Münchner Handwerksbetriebe hingegen können sich durchaus einen E-Transporter zulegen und so locker ihre Aufträge in der Stadt abwickeln. Das könnte für sie zum Wettbewerbsvorteil werden. Grüne Wellen und andere verkehrsbeschleunigende Maßnahmen, um die durch Staus verursachte Luftverschmutzung zu reduzieren, können das Problem zwar etwas lindern, aber nicht lösen. Bleiben durchschlagende Lösungen aus, müssen die Städte bald Strafzahlungen an Brüssel überweisen. Oder der Bund übernimmt die Rechnung.

Kommentare (3)

  1. Alex P. am 27.06.2017
    Ich frage mich, warum sich die Münchner Bürger nicht Ihr Recht auf saubere Luft einklagen. Anscheinend ist es vielen egal. Wer z.B. hier an der Donnersberger Brücke Mittags mal rausgeht, bei 32 Grad und Stau auf der Landsberger Str., weiß was ich meine. Unerträglicher Gestank. Wenn noch jemand Probleme mit Allergie, Asthma, Herz, o.ä. hat, bekommt hier ganz schnell Probleme. Ich spreche aus Erfahrung. Denkt eigentlich jemand mal an unsere Kinder? Egal, da wird weitergedieselt was geht. Die Krankenkassen bzw. die Rentenversicherung zahlen den Schaden in Form von Arztbesuchen, Medikamenten, Rehamassnahmen, etc. dann schon. Aber dann ist das Kind schon in den Brunnen gefallen.
  2. HA am 26.06.2017
    Es hilft nur noch ein Verbot. Jedes Lavieren und Suchen nach anderen Lösungen führt nur dazu, dass die Industrie sich zurücklehnt und abwartet. Erst wenn sie Ihre Dreckschleudern nicht mehr bewegen dürfen, werden Lösungen angeboten werden. Natürlich wird es Verlierer geben. Da muss man sehen, wieweit die Automobilindustrie oder der Staat zur Entschädigung herangezogen werden können. Aber ich vertraue auf die deutsche Ingenieurskunst. Sobald die ersten Fahrverbote ausgesprochen sind, wird die Wirtschaft aktiv werden und dann wird es auch Gewinner geben.
  3. N. Athur am 23.06.2017
    Meiner Wahrnehmung nach haben die Städte eindeutig zu lange die Androhungen Brüssels ignoriert. Nun wird nach einer schnellen Lösung gesucht und über die Medien publik gemacht. Am Ende wird es nicht helfen, denn als nächstes wird wieder die Feinstaubbelastung als Thema ausgegraben und letztendlich auch die benzinbetriebenen Fahrzeuge treffen.
    Schlauer wäre der grundsätzliche Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel und die Beruhigung innerstädtischer Straßen, wie zum Beispiel der Rückbau mehrspuriger Straßen.
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