Politik

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) in seinem Dienstwagen, einem BMW-Elektroauto. (Foto: dpa)

26.04.2016

Dobrindt verspricht mehr Anreize für E-Autos

Vor dem "Autogipfel" im Kanzleramt hat Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) die geplante Unterstützung der Autoindustrie beim Thema Elektromobilität bekräftigt. Die wichtigsten Fragen und Antworten

Vor dem «Autogipfel» im Kanzleramt hat Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt die geplante Unterstützung der Autoindustrie beim Thema Elektromobilität bekräftigt. «Wir sind sehr daran interessiert, dass genau diese Zukunft der automobilen Technologie mit mehr Dynamik vom Kunden angenommen wird», sagte der CSU-Politiker. Deshalb müssten jetzt die nötigen Entscheidungen für zusätzliche Anreize getroffen werden, um E-Autos schneller auf die Straße zu bekommen. Ob es die zuletzt diskutierten Kaufprämien geben soll, ließ Dobrindt offen. «Auf was man sich heute verständigen wird, muss man abwarten.» Für Dienstagabend hat Kanzlerin Angela Merkel (CDU) Vorstandschefs der Branche und das halbe Kabinett zum «Autogipfel» geladen. Wichtig sei zunächst der Aufbau einer Ladeinfrastruktur, sagte Dobrindt. Kunden würden sich erst für die Fahrzeuge entscheiden, wenn es genügend Möglichkeiten zum Stromtanken gebe. «Das Henne-Ei-Problem muss gelöst werden.» Dem Verkehrsminister schweben 15 000 zusätzliche Stromtankstellen im ganzen Land vor. Kosten: 300 Millionen Euro. Beim Thema Kaufprämie waren zuletzt 4000 bis 5000 Euro für reine E-Autos und 3000 Euro für Hybride mit ergänzendem Verbrennungsmotor im Gespräch. Allerdings pocht Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) darauf, dass sich Steuerzahler und Autoindustrie die möglichen Förderkosten von rund 1,2 Milliarden Euro 50:50 teilen. Dazu sollen die Konzerne zuletzt noch nicht bereit gewesen sein. Dobrindt sagte, es müsse auf allen Seiten ein großes Interesse daran geben, alternative Antriebe voranzubringen und «dies vielleicht auch schneller, als das marktgetrieben der Fall ist». Neben batteriebetriebenen Elektroautos betreffe das auch Fahrzeuge mit Brennstoffzelle. Die von der Bundesregierung erwogenen Kaufprämien für Elektroautos dürfen aus Sicht der Opposition die Steuerzahler nicht über Gebühr belasten. «Die Einigung darf nicht auf Kosten des Haushalts gehen», sagte Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer. «Es gibt keinen Grund, warum alle Steuerzahler die Prämie mittragen müssen.» Konsequent wäre es, Halter «übermotorisierter Spritschlucker» zur Finanzierung der Prämie heranzuziehen. «So entsteht der richtige Anreiz für Industrie: Weg vom Spritfresser, hin zum umweltschonenden Elektroauto».

Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Wird es Kaufprämien für E-Autos geben? Es sieht ganz danach aus. Im Gespräch waren zuletzt 4000 bis 5000 Euro für reine E-Autos und 3000 Euro für Hybride mit ergänzendem Verbrennungsmotor. Allerdings pocht Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) darauf, dass sich Steuerzahler und Autoindustrie die möglichen Förderkosten von rund 1,2 Milliarden Euro 50:50 teilen. Dazu sollen die Konzerne zuletzt noch nicht bereit gewesen sein. Wann könnten Prämien ausgezahlt werden? Noch in diesem Jahr, sobald es einen Kabinettsbeschluss und grünes Licht vom Haushaltsausschuss des Bundestages gibt. Dann hieße es: Interessenten müssten sich sputen. Die Prämien könnten 2018 auf 3000 Euro für reine «Stromer» und 2000 Euro für Hybride gesenkt werden. Zudem könnte das sogenannte Windhundverfahren gelten. Prämien gibt es also nur so lange, wie das Geld im Fördertopf reicht. Das war bei der Abwrackprämie nach der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 zuerst auch so. Generell sollen Prämien nur für Modelle mit einem Listenpreis von maximal 60 000 Euro fürs Basismodell möglich sein - und bisherigen Plänen zufolge direkt über die Autohändler ausgezahlt werden. Wie hoch wären die Gesamtkosten für den Staat? Insgesamt würde der Bund bis zu eine Milliarde Euro zusätzlich aufbringen. Davon entfielen bis zu 600 Millionen Euro auf Kaufprämien und rund 300 Millionen Euro auf den Ausbau des Ladenetzes. Finanziert werden könnte alles über den Energie- und Klimafonds. Das ist ein Sondertopf beim Bundesfinanzministerium, der im Zusammenhang mit der Energiewende eingerichtet worden war. Die Grünen, die für mehr Klimaschutz Kaufprämien unterstützen, würden am liebsten Besitzer von PS-Boliden und «Spritschluckern» zur Finanzierung der Prämie mit zur Kasse bitten. Das dürfte steuerrechtlich aber kaum möglich sein. Was will die Politik noch tun, um den E-Auto-Absatz anzukurbeln? Reine E-Autos sollen - befristet für Käufe bis Ende 2020 - zehn Jahre von der Kfz-Steuer befreit sein. Wenn Arbeitnehmer ihr E-Auto in der Firma aufladen, sollen sie es nicht als geldwerten Vorteil versteuern müssen. Auch der Bund will bei seinem Fuhrpark mit besserem Beispiel vorangehen: Bei Pkw-Beschaffungen sollen Ministerien und Behörden ab 2017 einen E-Auto-Anteil von 20 Prozent einhalten. Dadurch würde auch ein Gebrauchtwagenmarkt entstehen. Zudem soll das Ladenetz wachsen. Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) schweben 15 000 zusätzliche Stromtankstellen im ganzen Land vor. Kosten: 300 Millionen Euro. Warum will der Staat den Autokonzernen überhaupt helfen? Die Autoindustrie ist eine deutsche Schlüsselbranche mit 800 000 Arbeitsplätzen und 370 Milliarden Euro Jahresumsatz. Geraten die Autobauer unter Druck, weil sie den Anschluss an Zukunftstechnologien wie E-Mobilität oder autonomes Fahren (wo Bordcomputer das Steuer übernehmen) verpassen, kann das der Kanzlerin nicht egal sein. Dazu kommt, dass die Regierung von ihrem eigenen Ziel, bis 2020 eine Million E-Autos auf die Straßen zu bringen, weit entfernt ist. Im Vorjahr waren es nur 25 500, dazu kamen 130 000 Hybride - bei 45 Millionen Pkw insgesamt. Wird die Abgaskrise um VW und Co. eine Rolle im Kanzleramt spielen? Das ist offen. Auch Merkel dürfte bewusst sein, dass viele Autofahrer nach den jüngsten amtlichen Enthüllungen über kreative Abschaltungen der Abgasreinigung bei Autos mehrerer Herstellern verunsichert sind. Der Verkehrsexperte der Linken, Herbert Behrens, fordert von Merkel Klartext: «Wenn man schon mal zusammenkommt, muss die Regierungschefin deutlich machen, dass Vertuschung und illegale Software nicht mehr toleriert werden.» (dpa)

Kommentare (1)

  1. rustyoldguy am 26.04.2016
    Es ist sehr stark anzunehmen, dass auch mit einer Kaufprämie Zahl der Käufer, welche sich für eine E-Auto entscheiden, nicht sehr bemerkenswert anheben lässt. Dafür gibt es mehrere Gründe:

    * Es gibt noch zu wenig Ladestellen
    *Die Reichweite eines E-Autos liegt deutlich unter dem eines Wagens mit Verbrennungsmotor, schlechte Karten für
    Pendler, welche große Strecken zu bewältigen haben (größere Strecken, umso längere Ladezeiten).
    *Das Durchschnittsalter eines Neuwagen-Käufers liegt bei etwa 51 Jahren, das ist der Jahrgang, der als
    aller erster von der Problematik der Altersarmut in der Rente betroffen sein wird; Bei einem weniger sicheren
    Arbeitsplatz ein Grund mehr, sich lieber für einen gebrauchten zu entscheiden. Erst Recht in Zeiten, bei einem
    Anteil von mehr als 90 Prozent Leiharbeit bei den Jobangeboten, da schon lieber einen Gebrauchten mit
    Verbrennungsmotor.
    * Wie soll man ein E-Auto aufladen, wenn man zu Miete wohnt und in der Nähe des Stellplatzes weit und breit keine
    Ladestation liegt? Die Dauer des Ladevorgangs liegt höher als bei herkömmlichen Tanken.

    Man sollte auch überlegen, ob nicht ein Konzept eines Verbrennungsmotors welcher mit einem synthetisch hergestellten
    Treibstoff betrieben wird und der dadurch weniger Schadstoffe aufweist, besser wäre. Man sollte sich auch angesichts
    der Flüchtlingskrise und deren später eintretenden Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, das soziale Netz, besonders für ältere Generation "50 Plus", als ein Angehöriger dieser Bevölkerungsschicht, tunlichst überhaupt wenn möglich, auf einen
    Kauf eines Neuwagens verzichten.
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