Politik

24 000 Kilometer Glasfaserleitungen sind aktuell laut Finanzminister Markus Söder in Bayern verlegt. (Foto: dpa)

28.11.2016

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Schnell, schneller, Glasfaser. Schon in weniger als zehn Jahren sollen laut Experten Internetbandbreiten von bis zu 500 Mbit/s Standard sein. In Bayern ist man davon noch weit entfern

In spätestens sechs Jahren wird es nach Ansicht von Heimat- und Finanzminister Markus Söder auch in den entlegensten Dörfern in Bayern schnelle Internetanschlüsse mit Geschwindigkeiten von 50 Mbit/s und mehr geben. "Ich bin optimistisch, dass wir bis 2022 das schnelle Internet in ganz Bayern haben. Es wird keine weißen Flecken mehr auf der Landkarte geben", sagte der für den Ausbau im Freistaat zuständige CSU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in München. Er gehe zudem davon aus, dass bis Ende 2017 endlich jede Gemeinde in Bayern am Netz angeschlossen sei. Die Opposition hingegen hält die CSU für zu langsam.

Aktuell gibt es im Freistaat aber noch große regionale Unterschiede bei der Internetversorgung. In einer aktuellen Anfrage der Grünen an das Ministerium heißt es, dass 2015 zwar 99,7 Prozent der Haushalte mindestens eine Geschwindigkeit von 1 Mbit/s zur Verfügung steht. Die inzwischen aber eigentlich für Unternehmen und Nutzer großer Datenvolumen erstrebenswerten 50 Mbit/s stehen nur 68,4 Prozent der Haushalte zur Verfügung.

Einer Antwort der Bundesregierung vom 24. Oktober zufolge liegt die Quote der Anschlüsse mit 100 Mbit/s bei 62 Prozent. Im bundesweiten Vergleich belegt der Freistaat damit bei 30, 50 und 100 Mbit/s allenfalls Plätze im Mittelfeld. Schlecht sieht es in Bayern bei den Glasfaserangeboten bis zu den Gebäuden (FTTH/Fibre to the home) aus. Nur 9,7 Prozent der bayerischen Haushalte (577 000) haben Zugang. Diese Leitungen werden aber benötigt, um die in Zukunft angesagten Geschwindigkeiten von bis zu 500 Mbit/s anbieten zu können.

"Auf der Kriechspur unterwegs"

Aus Sicht der Grünen im Landtag zeigen die Zahlen, dass Bayern bislang beim Breitbandausbau falsche Impulse setzt - sie fordern eine Glasfaseroffensive. "Bayern ist beim Ausbau des schnellen Internets nur auf der Kriechspur unterwegs", sagte Fraktionschef Ludwig Hartmann. Im Vergleich mit anderen Bundesländern, vor allem aber im Vergleich mit den Vorreitern der Digitalisierung in Europa und dem Rest der Welt, schneide Bayern erschreckend schlecht ab. "So wird unsere Wirtschaft den digitalen Anschluss verpassen. Wir brauchen jetzt eine Ausbau-Initiative im 100-Mbit-Bereich." Nur noch echte Hochgeschwindigkeitsanschlüsse sollten finanziell gefördert werden.

"Die CSU hat den Ausbau des schnellen Internets in Bayern völlig verschlafen", sagte Hubert Aiwanger, Fraktionschef der Freien Wähler (FW). "Wenn Söder für 2022 etwa 50 MBit verspricht, ist er wieder 10 Jahre zu spät dran - bis dahin brauchen wir 500 MBit."

Söder weist die Kritik vehement zurück: "In Bayern hatten wir wegen der geringen Zahl an großen Städten eine schlechtere Startposition beim Ausbau des schnellen Internets als andere Bundesländer." Die ländlichen Räume seien für die Anbieter nicht attraktiv genug, weshalb sie anders als in den Städten und Ballungszentren, den Ausbau nicht eigenständig vorantreiben würden. "Es drohte die digitale Spaltung in Bayern."

Jeder Weiler soll in spätestens sechs Jahren angeschlossen sein

Inzwischen würden aber 96 Prozent der Kommunen am 1,5 Milliarden Euro schweren Förderprogramm der Staatsregierung teilnehmen, um das schnelle Internet auszubauen. "Wir haben im Freistaat bereits 24 000 Kilometer Glasfaserleitungen verlegt, täglich kommen neue hinzu", sagte Söder. Der Aufholprozess sei also längst in vollem Gange. "Im ländlichen Raum konnten wir die Anschlüsse seit 2014 verdoppeln. Bayern wird das Land sein, in dem das kleinste Dorf, jeder Weiler, an das schnelle Internet angeschlossen wird."

Wie groß der Bedarf an schnellen Internetverbindungen in Zukunft sein wird, zeigt eine Studie des Wissenschaftlichen Instituts für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK) aus dem Oktober 2015. Demnach werden schon im Jahr 2025 75 Prozent der Haushalte Bandbreiten von mindestens 500 Mbit/s (Downstream) bzw. 300 Mbit/s (Upload) nachfragen. Für die Grünen sind deshalb alle Förderungen von Leitungen ohne Glasfasertechnologie überflüssig, da sie schon bald für teures Geld nachgerüstet werden müssten. (dpa)

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