Unser Bayern

Ausschnitt aus dem "Buoch von guoter spise". (Foto: Universitätsbibliothek der LMU/bavarikon)

10.02.2017

Leckeres aus Bayerns ältestem Kochbuch

Serie Bavarikon-Schätze: Das "Buoch von guoter spise" aus der Zeit um 1350

Das Buoch von guoter spise ist das älteste deutschsprachige Kochbuch. Es ist nur ein knappes halbes Jahrhundert jünger als das Liber de Coquina, das wohl älteste mittelalterliche Kochbuch überhaupt, dessen zwei Kodizes um 1300 entstanden sind und heute in der Nationalbibliothek in Paris aufbewahrt werden. Das „Buch von guter Speise“ wurde kurz vor 1350 in Würzburg in eine Pergament-Handschrift eingetragen, in der Gebete, Minnelieder von Walther von der Vogelweide, eine damals gerade erlassene Würzburger Polizeiordnung und uralte drastische Gesundheitsregeln friedlich hintereinander folgen. Die Handschrift besteht aus zwei Foliobänden, von denen die Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München jetzt nur noch den zweiten und ein paar lose Blätter des ersten Bandes, aber das ganze Register hat. Auftraggeber und Besitzer der Handschrift war der fürstbischöfliche Pronotar Michael Jud. Er stammte aus einem Mainzer Patriziergeschlecht und nannte sich nach seinem Würzburger Anwesen „Zum Löwen“ lateinisch folglich „de Leone“.

Aus dem digitalen Fundus

Ob mittelalterliche Handschriften, Grafiken Gemälde, Karten, Archäologisches: Über 210 000 digitalisierte Objekte aus allen möglichen Sparten hat www.bavarikon.de in seinem Fundus. In der Bayerischen Staatszeitung stellen wir Ihnen exemplarisch Digitalisate vor.

Die Sammlung der Kochrezepte, die sich auf den Blättern 156 bis 165 der Handschrift befinden, gibt sich zwar als ein Lehrbuch der Küchenkunst aus, ist aber eher eine bunte Aneinanderreihung von praktischen Rezepten, deren ersten Teil ein erfahrener Küchenmeister zusammengestellt haben dürfte: nach verschiedenartigen Vorlagen, vielleicht auch aus dem Haushalt Michael de Leones selbst. Der zweite Teil könnte aus der fürstbischöflichen Küche stammen, jedenfalls deuten die Vorschriften für die große Herrentafel darauf hin, dass es wohl um den kulinarischen Rahmen von Festlichkeiten ging, bei denen luxuriöse Schaugerichte nicht fehlen durften. Insgesamt sind 96 Rezepte überliefert. Das Hausbuch gab Michael de Leone an seinen Neffen Jakob de Leone (er starb 1400) weiter. Das Schicksal des Hausbuchs nach 1403 ist ungewiss, vermutlich hat es Würzburg nie verlassen. Jedenfalls erwarb es der Augsburger Bischof Johann Egolf von Knöringen (1537 bis 1575), der seit 1561 als Domkapitular und von 1564 bis 1569 als Domscholaster in Würzburg wirkte. Dessen über 6000 Bände zählende Bibliothek vermachte er als Stiftung der Universitätsbibliothek Ingolstadt, an der sich das Hausbuch seit 1573 befand. Mit der Verlegung der Universität – zunächst nach Landshut (1800 bis 1825) – kam das Hausbuch schließlich 1826 nach München. (Sven Kuttner)

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