Unser Bayern

Die Begegnung zwischen Kaiser und Kurfürst war eines jener wichtigen Ereignisse in der Geschichte des Wallfahrtsortes Altötting, die in 22 dreidimensionalen Großbildern (Dioramen) mit über 5000 Figuren im Altöttinger Marienwerk dargestellt sind. Hier ein Ausschnitt - eine größere Ansicht im Beitrag unten. (Foto: Altöttinger Marienwerk)

15.07.2016

Pilgerschaft mit politischem Hintergrund

Die Türken nahten – und Kaiser Leopold I. ging auf Wallfahrt nach Altötting. Dort umwarb er erfolgreich Bayerns Kurfürsten

Seine geografische Lage ist für ein Land eine Grundbedingung seiner Existenz, die unabhängig von den in ständigem Fluss befindlichen politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen dafür sorgt, dass immer wieder einmal Umstände eintreten, die jenseits allen Wandels zu analogen Verhaltensweisen der politisch Verantwortlichen führen. Für Bayern ist eine solche geografische Konstante seine Lage an der Donau, die es mit dem Südosten Europas verbindet, für den seinerseits die Nähe Kleinasiens und des östlichen Mittelmeerraums mehrfach in seiner Geschichte schicksalsbestimmend war.

Was Seehofer und den Blauen Kurfürsten verbindet

Der massenhafte Aufbruch von Menschen aus dem Nahen Osten nach Europa, zumal wenn deren friedliche Absichten nicht – jedenfalls nicht durchgängig – über alle Zweifel erhaben sind, war darum in den vergangenen Monaten nicht zum ersten Mal für bayerische Politiker Anlass, über einen neuen Kurs nachzudenken. Wenn Horst Seehofer, der noch vor einem Jahr voll des Lobes für Bundeskanzlerin Angela Merkel war, ein Jahr später im (inzwischen zurückgetretenen) österreichischen Bundeskanzler Werner Faymann, dessen Außenminister Sebastian Kurz oder im ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban die passenden politischen Partner sah, so befindet er sich bei allen Unterschieden zwischen einem Herrscher des Absolutismus und einem demokratisch gewählten Ministerpräsidenten durchaus in einer dem Kurfürsten Max Emanuel analogen Lage. Es mag darum reizvoll sein, an ein Ereignis zu erinnern, das 335 Jahre zurückliegt, an dem die politische Szenerie, in der es sich abgespielt hat, aber durchaus aktuell Bezüge aufweist: Es ist der Besuch Kaiser Leopolds I. in Altötting im Jahr 1681. Vordergründig betrachtet, war es einfach eine Wallfahrt des frommen Habsburgers, der, von Jesuiten erzogen, ursprünglich Fürstbischof hätte werden sollen und nur wegen des frühen Todes seines älteren Bruders zum Thronerben aufgestiegen war. Aber diese Pilgerreise hatte auch eine eminent politische Funktion in einer für den Verlauf der europäischen Geschichte entscheidenden Krise. Leopold reiste zu einem Zeitpunkt nach Altötting, zu dem sein Reich von den moslemischen Türken existenziell bedroht war.

Maria soll helfen

In einer solchen Situation zur Fürbitte der Gottesmutter Maria seine Zuflucht zu nehmen, hat in der Geschichte des christlichen Europa eine lange Tradition. Einer ihrer Ausgangspunkte ist die erste Belagerung von Konstantinopel durch Turkvölker in der Mitte des 10. Jahrhunderts. Damals soll einem Bewohner der Metropole am Bosporus in der Kirche Sankt Maria von Blachernae Maria in Begleitung von Engeln und Heiligen erschienen sein, wobei die Gottesmutter ihren Schleier oder Mantel über die versammelten Gläubigen ausbreitete. Wenig später brachen die Türken die Belagerung ab. Aus diesem Anlass wurde in der Ostkirche das Fest „Mariae Schutz und Fürbitte“ eingeführt. In der orthodoxen und der griechisch-katholischen Kirche wird es noch heute am 1. Oktober gefeiert. Im römischen Kalender kommt es zwar nicht vor, aber Anklänge scheinen doch aus der dort so nahen östlich-byzantinischen Christenheit in die habsburgischen Länder gedrungen zu sein. Das bekannte Kirchenlied „Maria, breit den Mantel aus!“, das ja dasselbe Motiv verarbeitet, ist während des Dreißigjährigen Krieges in Tirol entstanden. Damals waren freilich nicht die Türken, sondern die Schweden die aktuellen Feinde dieses katholischen Landes. Am Anfang des 18. Jahrhunderts entstand in Niederösterreich ein Wallfahrtsort Maria Schutz – sicher nicht zufällig kurz nach dem Scheitern der zweiten Türkenbelagerung Wiens.

Die Gefahr aus dem Osten verbindet

Wäre es Leopold I. aber nur darum gegangen angesichts der Bedrohung seines Landes durch sichtliche Kriegsvorbereitungen des osmanischen Sultans himmlischen Beistand anzuflehen, so wäre er vermutlich nach Mariazell aufgebrochen, dem mit dem Hause Habsburg seit langem verbundenen Marienwallfahrtsort in der Steiermark. Warum aber ging er nach Altötting, das in einer analogen traditionellen Verbindung mit den Wittelsbachern stand, die häufig Verbündete, aber mindestens ebenso oft Rivalen des Hauses Habsburg gewesen sind? Die Gefahr aus dem Osten war nicht die einzige, mit der Leopold sich auseinanderzusetzen hatte. In Frankreich hatte der junge ehrgeizige König Ludwig XIV. seit den 1660er Jahren immer neue Anläufe unternommen, die Zugewinne, die Frankreich im Westfälischen Frieden von 1648 und im Pyrenäenfrieden von 1659 an seiner Ost- und Nordgrenze realisiert hatte, zu erweitern. In zwei Kriegen hatte der „Sonnenkönig“ die Grenzen seines Reiches auf Kosten der spanischen Besitzungen im heutigen Belgien vorgeschoben. Ab 1679 ließ er durch von ihm selbst eingesetzte Sondergerichte alle Gebiete für französisch erklären, die irgendwann einmal in lehensrechtlicher Abhängigkeit zu den von Frankreich bereits erworbenen Territorien gehört hatten. Betroffen von diesen sogenannten Reunionen waren das Elsass, das heutige Saarland und weite Teile des jetzigen Rheinland-Pfalz.

Unterschiedliche Expansionsbestrebungen

Die französischen Annexionen mitten im Frieden waren ein akutes Problem für die kaiserliche Politik und unter normalen Umständen wäre ein Krieg mit Frankreich auf der Tagesordnung gestanden. Aber die Umstände waren eben keine normalen, denn bei weitem ernster war die Bedrohung aus dem Osten; sie ging an die Wurzeln. Ludwig XIV. riss einige Grenzgebiete an sich, indem er Begründungen anführte, die zwar an den Haaren herbeigezogene waren, sich aber immerhin im Rahmen des traditionellen europäischen öffentlichen Rechts bewegten. Die Expansionspolitik des Sultans und Kalifen stützte sich hingegen auf den Anspruch, überall auf der Welt dem Islam zur Herrschaft zu verhelfen. Dabei wäre es freilich eine falsche moderne Analogie, am Hof des Sultans einfach einen Haufen fanatischer Dschihadisten am Werk zu sehen. Erstens beruhten die osmanischen Angriffspläne auf einer durchaus rationalen Kalkulation von Chancen und Risiken: Die Probleme des Kaisers mit Frankreich begünstigen eine Offensive, ja mehr noch: Ludwig XIV. ließ den Sultan in seinen aggressiven Absichten ermutigen. Zum andern: Die innere Struktur des Osmanischen Reiches zwang fast dazu, ständig irgendwo Krieg zu führen. Wegen der islamischen Polygamie war eine klare Erbfolgeordnung, wie sie die europäischen Monarchien mindestens beim Vorhandensein von Söhnen kannten, unmöglich. Die Gefahr war stets präsent, dass eine unbeschäftigte Armee sich in die Palastintrigen zwischen den Clans der Haremsdamen des Sultans verwickeln ließ.

Der Koran und die Steuern

Zum anderen befand die osmanische Staatsführung sich zwischen islamischem Bekehrungseifer und ihren finanziellen Bedürfnissen in der Klemme. Der Koran verbietet, von Glaubensbrüdern direkte Steuern zu erheben, Nicht-Moslems darf ein islamischer Herrscher dagegen nach Belieben besteuern. Der deswegen auf den Christen des Balkans lastende Steuerdruck veranlasste diese immer wieder zu Ausweichreaktionen in zweierlei Richtung: Flucht auf habsburgisches oder venezianisches Gebiet oder Übertritt zum Islam aus Opportunismus, letzteres besonders in Bosnien und Albanien. Durch beides aber nahm wiederum die Steuerbasis ab, Steuererhöhungen als Reaktion führten zu noch mehr (Steuer-) Flüchtlingen und noch mehr Opportunitäts-Moslems – ein Teufelskreis, der nur durch Unterwerfung immer neuer nicht-moslemischer Bevölkerung zu lösen war. Diese Kombination ideologischer und innenpolitischer Faktoren machte das Osmanische Reich zu einem für Habsburg und das Heilige Römische Reich Deutscher Nation existenziell bedrohlichen Nachbarn, anders als Frankreich. Für Leopold I. und seine Berater war also klar, welcher Gefahr sie bevorzugt zu begegnen hatten: der aus dem Osten. Dass der Kaiser in dieser Lage den Kontakt zum bayerischen Kurfürsten suchte, kam auch nicht von ungefähr. Schon in der Endphase des Dreißigjährigen Krieges hatte Bayern eine vorsichtige Annäherung an den Kriegsgegner Frankreich vollzogen. Nach dem Friedensschluss von 1648 setzte diese sich fort in der Heirat des Kurprinzen Ferdinand Maria mit Prinzessin Henriette Adelaide von Savoyen, einer Cousine des französischen Königs. Danach ging Bayern auf Neutralitätskurs und am 17. Februar 1670 war es schließlich so weit: Ferdinand Maria unterzeichnete in München einen Allianzvertrag mit Frankreich auf zehn Jahre. Auch wenn er Bayern im Falle kriegerischer Verwicklungen zwischen dem Kaiser und Frankreich lediglich zur Neutralität verpflichtete, erleichterte dies Ludwig XIV. doch seinen Krieg gegen die Haager Allianz aus den Niederlanden, Spanien und dem Kaiser von 1672 bis 1679 und anschließend die Reunionen, von denen schon die Rede war.

Vertrag mit Frankreich nicht verlängert

1679 aber starb Kurfürst Ferdinand Maria und nach kurzer Regentschaft wurde sein Sohn Max Emanuel volljährig. Eine Verlängerung des 1680 auslaufenden Bündnisses mit Frankreich hatte der Regent vermieden, um sein Mündel nicht festzulegen. Max Emanuel hatte also freie Hand. Darin lag die Chance für die kaiserliche Politik. Anfang 1681 kam ein kaiserlicher Sondergesandter nach München. Max Emanuel gab zu erkennen, dass er empört war über das Verhalten Ludwigs XIV., auch wenn er keinen Krieg gegen Frankreich wolle. Aber das war ja auch nicht die Absicht des Wiener Hofs, für den eben die Türken die viel größere Gefahr darstellten. Um den Kurfürsten zu umwerben, war der Kaiser auch zu einem Entgegenkommen bereit – im ganz wörtlichen Sinne. Dieses war in der so auf Rang und Zeremoniell versessenen Zeit des Barock ungewöhnlich: Der Kaiser suchte den rangniedrigeren Herrscher in dessen eigenem Land auf. Nach Altötting zu reisen war also ein Akt ausgesuchter und natürlich mit politischen Absichten verbundener Höflichkeit. Aber dass Leopold dazu nach Altötting und nicht etwa nach München fuhr, wahrte die kaiserliche Reputation:  Denn so besuchte der Kaiser doch in erster Linie das Gnadenbild der Muttergottes und nicht den Kurfürsten.

"Kleiner Hofstaat" mit 455 Personen

Aber natürlich war es dem Wiener Hof wichtig, dass Max Emanuel sich ebenfalls in Altötting einfand. Dem diente ein kaiserlicher Brief vom 1. Februar 1681, in dem Leopold seine Absicht mitteilte, „mit kleinem Hofstaat“ die Wallfahrt zu unternehmen und seine Hoffnung zum Ausdruck brachte, am Ziel den Kurfürsten zu treffen. „Kleiner Hofstaat“ bedeutete dabei 455 Personen, 297 Pferde, 16 Kutschen und 16 Maultiere. Im Gefolge des Kaisers befanden sich unter anderem 15 Köche und nochmals zwei extra für die Kaiserin, ein eigener Küchentürhüter und auch ein „Kammerzwerg“, also ein Hofnarr. Im Hofstaat der Kaiserin ist neben Hofdamen, Garderobedamen, Kammerzofen und sonstigem meist weiblichen Personal auch ein „Extraweib“ mit verzeichnet. Was wohl deren Aufgabe war? Am 5. März 1681 passierte dieser Tross die damalige österreichisch-bayerische Grenze östlich von Ried im Innkreis. Von da an eskortierte eine bayerische Kürassier-Kompanie das Kaiserpaar als Ehrengarde. Beim Einzug in die Festungen Braunau am Inn und Burghausen wurde mit den Kanonen Salut geschossen, wobei der Kommandant von Braunau aus München die Anweisung erhalten hatte, dem Kaiser auch, falls er dies wünsche, die Festung zu zeigen – aber nur ihm allein. Die Begleitung durch Personen aus dem Gefolge sollte mit der ausdrücklichen Begründung abgelehnt werden, es sei nicht üblich, Festungen besichtigen zu lassen. Man konnte ja nie wissen, ob man sie nicht eines Tages gegen österreichisches Militär würde verteidigen müssen.

Glockenklang statt Kanonendonner

In Altötting wurde das Kaiserpaar dann nicht mit militärischem Gepränge, sondern von einer Prozession des gesamten örtlichen Klerus und mit Musik empfangen und unter Glockengeläut zur Heiligen Kapelle geführt. Nach einer feierlichen Andacht begaben sich die Majestäten in das vorbereitete Quartier. Am folgenden Tag, während Kaiser und Kaiserin den Gottesdienst in der Gnadenkapelle besuchten, traf Kurfürst Max Emanuel, begleitet von seinem Onkel Herzog Maximilian Philipp und dessen Gemahlin und ebenfalls zahlreichem Gefolge ein. Eigentlich hätte es die Etikette verlangt, dass der Kurfürst den Kaiser erwartet. Als Grund für die Abweichung wird angeführt, dass für den dann zu erwartenden Empfang mit großem Zeremoniell in Altötting gar nicht genügend Platz gewesen wäre.

Austausch von "Komplimenten"

Um drei Uhr nachmittags ließ der Kurfürst seine Ankunft dem Kaiser durch zwei seiner obersten Hofbeamten offiziell mitteilen. Im Gegenzug gingen anschließend vier kaiserliche Hofbeamte ins kurfürstliche Quartier – vier deshalb, weil der Kaiser je einen zum Kurfürsten, zu Herzog Maximilian Philipp und zu dessen Frau schickte und die Kaiserin nochmals eigens einen zur Herzogin. Nach diesem dem Brauch entsprechenden Austausch von „Komplimenten“ fuhr der Kurfürst in einer sechsspännigen Kutsche den kurzen Weg von seinem Quartier zum kaiserlichen, wurde am Eingang desselben von zwei kaiserlichen Hofbeamten empfangen, vom Kaiser aber an der Tür des ersten Vorzimmers. Diese Details waren wichtig, denn sie markierten den Rang. So wurden Herzog Maximilian Philipp und seine Gemahlin an der Kutsche nur von einem Hofbeamten begrüßt und stießen erst im Audienzzimmer auf den Kaiser. Um halb sieben begaben sich die Herrschaften in die Kapelle zum Abendgebet. Dort knieten Leopold und seine Gemahlin links vor dem Altar, Kurfürst, Herzog und Herzogin rechts auf einer gegenüber der kaiserlichen leicht rückversetzten Bank. Als Sitzgelegenheiten hatten die Majestäten mit Goldbrokat bezogene Stühle, die kurfürstlichen Durchlauchten solche mit rotem Samt, wobei nur der des Kurfürsten selbst über eine Armlehne verfügte – alles Zeichen der mehrfachen Rangabstufung, die hier vorgeführt wurde. Anschließend lud der Kaiser zum Abendessen. Als besonderes Entgegenkommen war dabei zu werten, dass diesmal Kaiser, Kaiserin und Kurfürst gleiche Sessel einnahmen und nur das Herzogspaar einfachere. Andererseits vollzog sich bei diesem Essen ein zeremonieller Akt von besonderer Bedeutung: Vor dem Niedersitzen und nach dem Essen reichte der Kurfürst dem Kaiser ein Handtuch zum Händewaschen. Damit übte er das mit der bayerischen Kurwürde verbundene Amt des Reichserztruchsessen höchstpersönlich aus. Nach dem Bankett war dann endlich Zeit für zwanglose Unterhaltung. Am Sonntag dem 9. März ging es natürlich zunächst zum Gottesdienst, wobei die Sitzordnung vom Vorabend sich wiederholte. Dasselbe galt für die Tischordnung beim Mittagessen.

Ungewöhnliches im Zeremoniell

Um halb fünf nachmittags fand dann etwas zeremoniell Ungewöhnliches statt. Der Kaiser bestieg seine Kutsche, um den Kurfürsten in dessen Quartier zu besuchen. Als Zeichen besonderer Freundschaft machte hier also der Höherrangige dem protokollarisch Tieferstehenden seine Aufwartung. Aber auch dies geschah wieder unter Beachtung rangsymbolischer Etikette. Der Kurfürst nämlich empfing den Kaiser nicht erst in einem der Zimmer seiner zeitweiligen Residenz, sondern kam ihm höchstselbst bis zur Kutsche entgegen. Abends gingen beiderlei hohe Herrschaften zunächst in die Stiftskirche, der der Kaiser eine vergoldete Muttergottes-Statue und die Kaiserin eine Monstranz zum Geschenk machten. Dann besuchte man die Andacht in der Gnadenkapelle und tafelte schließlich in der schon gewohnten Weise. Am Montag, den 10. März kam es nochmals, diesmal ohne viel Zeremoniell, zu einem Gespräch zwischen dem Kaiserpaar und den drei Wittelsbachern. Zum Abschied übergab Leopold I. dem Kurfürsten ein beziehungsreiches Geschenk: einen mit Diamanten besetzten Degen. Nach gemeinsamem Besuch der heiligen Messe in der Gnadenkapelle nahm man auf dem Kapellplatz öffentlich voneinander Abschied. Der Kaiser hatte sich dazu noch etwas Besonderes ausgedacht, um Max Emanuel eine Freude zu machen: Er trug auf seinem Hut weiße und blaue Federn und zeigte sich damit dafür erkenntlich, dass der Kurfürst bei seinem ersten Besuch bei Leopold I. sich in das habsburgische Schwarz-gelb gekleidet hatte.

Der junge Kurfürst war geschmeichelt

Die vielen Freundlichkeiten, die Leopold I. dem erst gut 18 Jahre alten Kurfürsten erwiesen hatte, verfehlten nicht den Zweck, auf den sie berechnet waren: Max Emanuel ließ sich politisch auf die Seite Habsburgs ziehen, weg von Frankreich.  Am 15. Januar 1682 erklärte er dem kaiserlichen Gesandten in München seine Bereitschaft zu Bündnisverhandlungen. Nicht verkennen darf man dabei freilich, dass dies auch im elementaren Interesse Bayerns war, schließlich trennten nur die Länder des Hauses Habsburg damals das kleine Kurfürstentum vom Machtbereich der gefürchteten Türken. Ludwig XIV. hatte wohl zu wenig bedacht, welche Ängste er bei seinem bayerischen Verbündeten auslöste, als er den Sultan ermutigte, sein Heer nach Norden in Marsch zu setzen. Damit sind wir wieder bei Bundeskanzlerin Angela Merkel, die im fernen Berlin das ebenfalls nicht recht wahrgenommen hat und jetzt damit leben muss, dass dem bayerischen Ministerpräsidenten die Regierenden in Wien auf einmal viel lieber sind. (Gerhard Immler) Abbildungen:
Die Begegnung zwischen Kaiser und Kurfürst war eines jener wichtigen Ereignisse in der Geschichte des Wallfahrtsortes, die in 22 dreidimensionalen Großbildern (Dioramen) mit über 5000 Figuren im Altöttinger Marienwerk dargestellt sind. (Foto: Altöttinger Marienwerk) Kaiser Leopold suchte den Kontakt zum bayerischen Kurfürsten auf quasi neutralem Boden. (Foto: Bayerische Staatsbibliothek) Expansionshungriger Widersacher der Österreicher und Bayern: Mehmed IV. war Sultan des Osmanischen Reiches von 1648 bis 1687. (Foto: Wikipedia) Um die Staatsgeschäfte des osmanischen Sultans kümmerten sich Großwesire – ab 1676 war dies Kara Mustafa Pascha. Dieser war allerdings nicht zuletzt als Oberbefehlshaber bei der zweiten, vom Sultan wohl nicht genehmigten Belagerung Wiens 1683 glücklos – was er mit dem Leben bezahlte: Auf Befehl von Mehmed IV. wurde er erdrosselt. (Foto: Wikipedia) Der junge Kurfürst Max Emanuel. (Foto: Bayerisches Hauptstaatsarchiv)

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