Unser Bayern

Neben dem Turm des Bayreuther Schlosses (links) überragen die Doppeltürme der Kirche die Stadt. Charakteristisch ist der Verbindungsgang zwischen ihnen, der heute aus Stein gebaut ist. (Foto: Engelbrecht)

20.11.2015

Wie Phönix aus der Asche

Mit ihren Doppeltürmen, die ein Steg verbindet, ist die Dreifaltigkeitskirche ein markantes Wahrzeichen Bayreuths

Der Ursprung der Bayreuther Stadtkirche liegt im Dunkeln. Manche Heimatforscher glauben, sie sei so alt wie die Stadt selbst: gute 800 Jahre. Doch für diese Datierung gibt es nur Indizienbeweise. Ins geschichtliche Leben trat „unser libs goczhawss“ durch ein dramatisches Ereignis: seine Zerstörung durch das Heer der böhmischen Hussiten. Nach dem schicksalsträchtigen Tag im Februar 1430 wurde die ausgebrannte Kirche für den Gottesdienst zunächst provisorisch wieder hergerichtet. Doch Bayreuth als eine der „ältesten und wesentlichsten Städte“ seines Fürstentums, wie Markgraf Albrecht Achilles ein paar Jahrzehnte nach Zerstörung der Stadt befand, war nach seiner Gründung Mitte des 12. Jahrhunderts gewachsen und hatte eine größere Kirche nicht nur verdient, sondern brauchte sie auch hinsichtlich der vermehrten Einwohnerzahl. So wurde am 22. Juli 1439, am Tag Mariä Magdalena, der Grundstein zu einem größeren und schöneren Gotteshaus gelegt.

Charakteristische Doppeltürme

Einzig der mächtige Turm der alten Kirche wurde in den Neubau integriert. Ausführender Architekt war Meister Oswald aus Bamberg. Als er um 1445 starb, führte Hans Pühl sein Werk weiter. Die letzten Arbeiten am Neubau verzeichnen die Gotteshausrechnungen für die Jahre 1483/84. Erst jetzt hatte die Kirche ihre charakteristischen Doppeltürme im Westen erhalten; allerdings war der 1444 begonnene Südturm nur zur Hälfte fertig geworden. Vollendet wurden die Türme zwischen 1513 und 1529. Die Brücke, die sie in 30 Metern Höhe verbindet, war aus Holz und hatten ein schindelgedecktes Satteldach. Die Türmer sollten trockenen Fußes von einem „Achtort“, wie der achteckige Turmaufsatz hieß, zum anderen gelangen. Die Türme hatten spitze Helmdächer. Am 21. März 1605, abends gegen acht Uhr, brach im Hause des Metzgers Ruppert in der Breiten Gasse, der heutigen Sophienstraße, ein Brand aus, der bis zum frühen Morgen wütete und fast die ganze Stadt zerstört hatte. Auch die Stadtkirche war zum Raub der Flammen geworden. Wie Stadtschreiber Heller berichtet, hatten viele Bürger geglaubt, die Kirche würde ihnen und ihrer Habe sicheren Schutz vor dem Brand bieten, und waren in das Gotteshaus geflüchtet. Doch als sich das Feuer durch das Dach über die Deckenbalken des ungewölbten Mittelschiffs in die Kirche fraß, fanden die Flammen durch die zurückgelassenen Habseligkeiten noch mehr Nahrung. Zurück blieb eine Ruine, deren brauchbare Bauteile der Chor im Osten und die Türme im Westen waren. Das verbindende Bauglied, das Langhaus, trug die schwersten Schäden davon.

Gottesfürchtiger Markgraf zahlt

Trotz des großen Unglücks gab es für die Bayreuther die Hoffnung, dass sie ihr Markgraf beim anstehenden Wiederaufbau ihrer Stadtpfarrkirche nicht allein lassen würde. Markgraf Christian hatte sich bei Regierungsantritt 1603 gegen die althergebrachte Kulmbacher Plassenburg und für die Stadt Bayreuth als neue Residenz entschieden. Damit war die Stadtkirche beinahe automatisch zur Hauptkirche seiner Markgrafschaft geworden; der gottesfürchtige Markgraf würde mit ihrem qualitätvollen Wiederaufbau Ehre bei Gott und seinen Landeskindern einlegen. Und so geschah es auch. Unter Leitung des markgräflichen Baumeisters Michael Mebart aus Straßburg wurde das Mittelschiff komplett bis auf die Grundmauern abgerissen und in den Jahren 1611 bis 1614 gotischer als zuvor aufgebaut. Kosten: rund 14 000 Gulden nebst zahlloser Fronfuhren zwangsverpflichteter Bauern. Am 1. Advent des Jahres 1614 wurde das Gotteshaus eingeweiht und – fast 100 Jahre nach Einführung der evangelischen Reformation – die katholische Titelheilige Maria Magdalena „abgesetzt“. Fortan sollte die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit gewidmet sein. Das Mittelschiff und die Seitenschiffe hatten stilgetreue gotische Spitzbogenfenster mit Maßwerk bekommen, die Schiffe waren zwei „Staffeln“ (etwa 80 Zentimeter) höher aufgebaut und durchgehend gewölbt worden. Die Strebebögen und -pfeiler, die für die Ableitung des Gewölbeschubs und Entlastung der Mauern des Mittelschiffs sorgen, vollendeten das gotische Erscheinungsbild der Kirche... (Wilfried Engelbrecht) Lesen Sie den vollständigen Beitrag in der November-Ausgabe von Unser Bayern (BSZ Nr. 47 vom 20. November 2015)

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