Wirtschaft

Toni Hinterdobler (Mitte) erhielt den „Niederbayerischen Europapreis“. Österreichs Außenminister Sebastian Kurz (links) hielt die Festrede, und Manfred Weber (rechts), EVP-Fraktions-Chef im Europaparlament, überreichte den Preis. (Foto: Armin Weigel)

21.10.2016

Handwerkerboss als Vorbildeuropäer geehrt

Manfred Weber, EVP-Fraktionschef im EU-Parlament, verleiht den niederbayerischen Europapreis an Toni Hinterdobler

Die Vollendung des Binnenmarktes ist nach wie vor der Schlüssel zum Erfolg für Europa. Denn er ist der Schlüssel für mehr Wohlstand und damit für Freiheit und Frieden. „Dieses Ziel dürfen wir bei allen Diskussionen um die Stolpersteine in Europa nicht aus den Augen verlieren!“ Diesen Appell richtete Toni Hinterdobler an Politik und Wirtschaft in Niederbayern. Rund 300 namhafte Vertreter davon waren im prächtigen Barockfestsaal des Klosters Metten zu seiner Ehrung versammelt. Er bedankte sich damit für den „Niederbayerischen Europapreis“, den ihm Manfred Weber, der EVP-Fraktions-Chef im Europaparlament zuvor überreicht hatte.

„Der Hinterdobler Toni“ ist eine Institution


„Der Hinterdobler Toni“ ist im ostbayerischen Grenzgebiet eine Institution. Der Jurist ist seit 1992 Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz und mit einer Reihe von Ehrenämtern und europäischen Initiativen zu einem einflussreichen Sprecher der Wirtschaft geworden. Davon legte der CSU-Vize Manfred Weber in seiner Laudatio und eine tschechische Jazz-Band aus Budweis Zeugnis ab, aber auch der Festredner: Österreichs Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) referierte über seine Sicht der Europäischen Union.

Weber erinnerte an die Wendezeit mit massivem Fördergefälle und Subventionshoping entlang der Grenze und vielen Ängsten vor Konkurrenz aus dem Osten. Er nannte den Preisträger „einen, der sich nicht nur immer für die europäische Einigung ausgesprochen und darin die Chancen für ostbayerische Handwerksbetriebe gesehen hat, sondern der auch den EU-Beitritt Tschechiens auf niederbayerischer Seite positiv mitgestaltet hat“. Dabei habe sich Hinterdobler nie Veränderungen angstvoll verschlossen, sondern das Entwicklungspotenzial Ostbayerns in einem zusammenwachsenden Europa gesehen.
„Er hat den Unternehmern Ängste genommen und Chancen aufgezeigt, wie sie den neuen Markt im Nachbarland nutzen können“, hob Weber hervor. Als Sprecher der Wirtschaftskammern entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs von 2000 bis 2010 habe er in Brüssel an maßgeblicher Stelle mitgewirkt, die Europäische Struktur- und Regionalförderung so zu gestalten, dass sie den Unternehmen und den ehemaligen Grenzregionen nutzen. Weber: „Toni Hinterdoblers Rat war und ist bei Entscheidungsträgern in Brüssel gefragt.“

Österreichs Außenminister kam extra nach Metten


So gesehen war es eine noch größere Ehre al der undotierte Europapreis selbst, dass Österreichs Außenminister und Webers Freund, Sebastian Kurz, den Weg nach Metten nicht scheute, um der Festversammlung seine Sicht auf Europa darzulegen. Der 30 Jahre junge Minister betonte einleitend die guten Beziehungen Niederbayerns zu Österreich, denn von rund 500.000 Österreichern im Ausland lebt ein Viertel in Bayern. Kurz: „Wir sind daher nicht nur enge Nachbarn, sondern auch wirtschaftliche und kulturelle Partner. Deshalb ist der europäische Einigungsgedanke gerade für Österreich von enormer Bedeutung.“

Der ÖVP-Vize-Vorsitzende erinnerte an seine ersten Auftritte als jüngster Außenminister in Brüssel und an die seit einem Jahr veränderte Stimmung dort. Kurz warf die Frage auf: „Wie werden wir wieder eine europäische Union?“ Eine Diskussion um „mehr Europa“ und „neue Visionen“ lehnt er ab: „Die Vision der Gründerväter Europas von Frieden, Wohlstand, Sicherheit und Werten gilt uneingeschränkt fort. Die Vision ist heute so aktuell wie damals!“ Die Politik müsse aber Versprechungen halten, die sie für die Umsetzung dieser Vision gegeben habe.

Als aktuelle Aufgabe der EU sieht Kurz, sich um die Krisen auf der Welt zu kümmern und so Flüchtlingsströme zu vermeiden: „Hunderte Millionen von Menschen leben unter so schlechten Bedingungen, dass sie nur ein Ziel haben: nach Mitteleuropa zu kommen. Wir können aber nicht alle einladen“. Außenminister Kurz plädierte daher dafür, die Hilfen in Krisenregionen vor Ort auszubauen und den Menschen Perspektiven zu geben, um in ihrer Heimat bleiben zu können.“ Letztlich müsse Europa auch seine Außengrenzen schützen: „Nicht Kriminelle sollen entscheiden, wer nach Europa kommt, sondern wir Europäer!“

Kurz erwartet von der EU weniger Detailregelungen, aber mehr europäische Außenpolitik und Sicherung der Außengrenzen: „Auch gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik sind Aufgaben der EU.“ Innerhalb Europas wünscht er sich „mehr Mut zu Subsidiarität und Regionalität“.

Nationale Regierungen müssen Spielräume nutzen


Die nationalen Regierungen müssten auch ihre Spielräume nutzen, statt „noch draufzupacken und alles überzuerfüllen, was aus Brüssel verordnet wird“. Der österreichische Außenminister schloss mit einem Kompliment an EVP-Fraktionschef Manfred Weber: „Europa braucht mehr Vorbilder, die in Brüssel oben mitspielen, aber mit beiden Beinen im Leben stehen und in ihrer Region fest verwurzelt sind.“

Mit dem Hinweis auf Vorbilder lieferte er Weber das Stichwort für die Ehrung des vorbildlichen Europäers Toni Hinterdobler. Der Handwerkerboss gab die Ehre bescheiden weiter: „Dass die ostbayerische Wirtschaft im EU-Binnenmarkt so stark aufgestellt ist, liegt an der engen Kooperation der Wirtschaftskammern und -organisationen mit viel persönlichem Engagement und Einsatz. Wir sind dankbar für die politischen Rahmenbedingungen, die im Zuge der EU-Erweiterung für die Grenzregionen geschaffen wurden.“
(Hannes Burger)

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