Wirtschaft

Die bayerischen Sparkassen können auf ein gutes Geschäftsjahr 2023 zurückblicken. (Foto: Friedrich H. Hettler)

13.03.2024

Kräftige Stärkung der Vorsorge

Bayerische Sparkassen 2023 – als Marktführer weiterhin stabil

Die Sparkassen stehen für Stabilität, erklärte Matthias Dießl, Präsident des Sparkassenverbands Bayern (SVB), bei der Vorstellung der Geschäftsergebnisse der bayerischen Sparkassen.

„Die 60 Sparkassen im Freistaat gehören fest zu unserer Heimat und übernehmen hier Verantwortung. Wer Sicherheit und persönliche Nähe sucht, ist bei seiner regional verankerten Sparkasse auch weiterhin an der genau rich-tigen Adresse,“ so Dießl. „Auch die Sparkassen haben sich im vergangenen Jahr an die Auswirkungen der geldpolitischen und geopolitischen Umbrüche angepasst und sind damit stabil und zukunftsorientiert aufgestellt. Das Geschäftsjahr 2023 haben sie mit sehr ordentlichen Ergebnissen abschließen können. Das Hauptziel ist nun, nach dieser Anpassungsphase, als Marktführer die ganze Kraft der Organisation unseren Kunden zu widmen“, erklärte der SVB-Präsident.

Die Bürger können sich laut Dießl auf ihre Sparkassen verlassen. Ihre kumulierte Bilanzsumme von 254,9 Milliarden Euro (2022: 257,47 Milliarden Euro; – 0,9 Prozent) zeige ihre wirtschaftliche Kraft, die Geschäftsgebiete im ganzen Freistaat kraftvoll mit Finanzdienstleistungen zu versorgen. Und das, obwohl die Nachfrage nach Krediten „von einer bisher nicht gekannten Zurückhaltung“ gekennzeichnet war. Das Kreditvolumen übertraf 2023 mit gut 170 Milliarden Euro (+ 0,7 Prozent) leicht das im Vorjahr erzielte Rekordniveau (169,016 Milliarden Euro), die Einlagen waren jedoch erstmals leicht rückläufig. Allerdings gehörte laut Dießl das Kreditjahr 2023 aber in Folge der veränderten Zinssituation zu den schwächsten der vergangenen 15 Jahre. Das Kreditneugeschäft sank 2023 insgesamt um knapp ein Drittel (– 32 Prozent). Die Darlehenszusagen waren bereits 2022 unter Vorjahresniveau gelegen (– 6 Prozent).

Die bayerischen Sparkassen konnten ihre Erträge im Geschäftsjahr 2023 deutlich steigern. Vor allem ihr Zinsüberschuss legte um fast ein Drittel (+ 1,1 Milliarden Euro) zu. Ein wesentlicher Treiber der Steigerung waren nach den Worten des SVB-Präsidenten die Zusatzerträge aus vorausschauenden Zinsabsicherungsgeschäften mit Derivaten. Mit der Zinswende führe die EZB-Politik seit 2022 zu einer zunehmenden Normalisierung der Zinsergebnisse: In Relation zur DBS stehe der Zinsüberschuss wieder bei einer Marke, die zuletzt 2016 erreicht wurde. Auch der Provisionsüberschuss konnte leicht um 1,9 Prozent (+ 30 Millionen Euro) gesteigert werden. Trotz gestiegenem Verwaltungsaufwand (+ 4,7 Prozent) erhöhte sich damit das Betriebsergebnis vor Bewertung insgesamt auf 3061 Millionen Euro (+ 49 Prozent; 2022: 2054 Millionen Euro), die Cost-Income-Ratio verbesserte sich auf 51,3 Prozent (2022: 60 Prozent).

Höheres
Betriebsergebnis

Nach Korrektur durch die Bewertungsergebnisse im Kredit- und im Wertpapierbereich erwarten die bayerischen Sparkassen für das Geschäftsjahr 2023 ein deutlich gestiegenes Betriebsergebnis nach Bewertung von 1,440 Milliarden Euro (2022: 671 Millionen Euro) und nach Steuern am Ende auch einen klar gesteigerten Jahresüberschuss von 587 Millionen Euro (2022: 239,4 Millionen Euro).

„2022 war durch die Zinswende bereits ein besonderes Jahr gewesen, 2023 steht dem nicht nach. 2022 hatte die Zinswende die Zinserträge zurückgebracht, durch den abrupten Zinsanstieg wurde aber gleichzeitig ein hoher vorübergehender Abschreibungsbedarf im Wertpapierbereich ausgelöst, der das Ergebnis belastet hat. 2023 konnten die hohen Wertpapierabschreibungen teilweise wieder aufgeholt und die Risikovorsorge aufgefüllt werden. Diese Risikovorsorge halten wir für erforderlich mit Blick auf die vermutlich schlagend werdenden Kreditausfälle im Jahr 2024“, erklärte Dießl.

Gleichzeitig stockten die bayerischen Sparkassen ihre Vorsorgereserven auf. Auch die Deutsche Bundesbank hält die Kreditinstitute dazu an, Vorsorge zu treffen. Burkhard Balz, Mitglied des Bundesbank-Vorstands mahnte kürzlich, die „durch Zinsentwicklung getragene Überschüsse sollten dazu genutzt werden, die Widerstandsfähigkeit der Institute zu stärken. Wichtig ist daher, dass Banken frühzeitig, vorausschauend und adäquat Risikovorsorge bilden.“

Zur Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) sagte Dießl, dass die Märkte infolge der schnell sinkenden Inflation zunehmend erwarten, dass die EZB früher und kräftiger mit einer Zinssenkung beginnen wird als noch im vergangenen Herbst erwartet. Der SVB-Präsident forderte, dabei „lieber pragmatisch in kleinen Schritten zu handeln, als – wie bei der letzten Zinswende 2022 – sehr spät zu reagieren und dann übermäßige Anpassungen vornehmen zu müssen, die in der Wirtschaft und bei den Kreditinstituten zu Verwerfungen führen“.

An die Adresse der Europäischen Zentralbank richtete er den Appell, nach dem Wegfall der Verzinsung auf Mindestreserveguthaben in 2023 jetzt auf eine Erhöhung des Mindestreservesatzes zu verzichten. „Die Anhebung des Reservesolls würde die Liquidität vieler bayerischer Sparkassen einschränken und die Kreditvergabe-Möglichkeiten begrenzen. Das kann nicht im Interesse der EZB sein.“

Der heftige Einlagenzustrom der Negativzinsjahre ist laut Dießl 2023 ausgelaufen: Bei gleichbleibendem Marktanteil verzeichneten die bayerischen Sparkassen erstmals, vornehmlich in der ersten Jahreshälfte, einen leichten Einlagenrückgang um 0,9 Prozent von knapp 198 Milliarden Euro auf 196,281 Milliarden Euro (– 1,7 Milliarden Euro). Genauere Analysen würden jedoch zeigen, dass die Kunden vor allem ihre Einlagenstruktur anpassten. Während die Kunden täglich fällige Gelder und Spareinlagen deutlich reduzierten (– 26 Milliarden Euro), legten sie fast dieselbe Summe wieder in Termingeldern und Eigenemissionen an, was jeweils einen Zuwachs von mehr als 300 Prozent ausmacht. Darüber hinaus setzte sich 2023 auch das Wachstum des Wertpapiergeschäfts fort: Der Nettoabsatz stieg von 5981 Millionen Euro auf 6,1 Milliarden Euro (+ 2,2 Prozent), gehandelt wurden aufgrund des gestiegenen Zinsniveaus vornehmlich festverzinsliche Wertpapiere. Insgesamt konnten die Kunden 2023 trotz hoher Lebenshaltungskosten 4,4 Milliarden Euro an neuem Geldvermögen bilden.

Abschied von
der eigenen Immobilie

Besorgt zeigte sich der SVB-Präsident hinsichtlich der Wohnungsbaufinanzierung. „Immer mehr junge Menschen müssen sich vom Gedanken an eine eigene Immobilie verabschieden, die doch Baustein ihrer Altersvorsorge sein könnte. Das ist schlimm. Wir brauchen schon deshalb jede Form von Wohnbauförderung, sei es eine Senkung der Grunderwerbssteuer oder die Wiedereinführung der Steuerabzugsmöglichkeit von privaten Bauzinsen. Auch die Verfügbarkeit von Fördermitteln muss berechenbarer werden. Was wir gar nicht brauchen, sind kontraproduktive Maßnahmen wie die Verteuerung von Immobilienkrediten durch regulatorische Maßnahmen wie die im letzten Jahr eingeführten Kapitalpuffer. Genauso überflüssig wären neue makroprudenzielle Instrumente wie die starre Setzung von Einkommensgrenzen für die Kreditvergabe. Der private Wohnungsbau darf nicht ausgebremst werden.“

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Dießl für die bayerischen Sparkassen ein nicht so gutes Ergebnis wie im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023 – allerdings lediglich aus Sicht der Monate Januar und Februar.
(Friedrich H. Hettler)
 

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