Wirtschaft

Beim Getränkeabfüllanlagenhersteller Krones in Neutraubling wird eine Abfüllanlage montiert. (Foto: Krones)

19.08.2016

Mehrgeschossige Stadthäuser auch in Dörfern bauen

Wie Tanja Schweiger, Landrätin des wirtschaftlich stark boomenden Landkreises Regensburg, mit innovativen Ideen gegen die Wohnungsnot kämpft

Sei es der Getränkeabfüllanlagenspezialist Krones aus Neutraubling, der BMW-Zulieferer Preymesser aus Neutraubling, der Autoschiebedachhersteller Webasto in Schierling, der Automobilzulieferer SMP in Schierling, der Formel 1 Zulieferer Krontec, der Mess- und Prüftechnikspezialist IRS, der Hersteller von FCKW-freien Spraydosen Toyo + Deutsche Aerosole, der Landmaschinenhersteller Holmer, der Spritzgusshersteller und Formenbauer Deutsche Technoplast in Wörth a. d. Donau, die Lufthansa beliefernde Confiserie Seidl, der Rapsölhersteller Bayola oder die Stärkefabrik in Sünching – der Landkreis Regensburg beheimatet eine Fülle an Unternehmen, die global agieren und somit für Arbeitsplätze, Steueraufkommen und Wohlstand am Heimatstandort sorgen.

Unternehmerfreundliches Klima


„Dass wir hier ein so unternehmerfreundliches Klima haben, liegt sicherlich auch an der guten Lage innerhalb Bayerns und Deutschlands an zwei Autobahnen und an der Donau, an den hervorragenden Bildungseinrichtungen, dem Engagement der Unternehmer und der Einsatzbereitschaft der Mitarbeiter, der Welterbestadt Regensburg und dem großen Kultur- und Freizeitangebot, das eine hohe Lebensqualität sichert“, sagt Landrätin Tanja Schweiger (Freie Wähler) der Staatszeitung. Im Landkreis Regensburg vereinen sich ihr zufolge die Vorteile einer Großstadt mit der Weite und dem Raum eines Landkreises. Hier treffen sich die drei Naturräume Vorderer Bayerischer Wald, Gäuboden und Bayerischer Jura mit seinen schroffen Felsformationen und idyllischen Flusstälern. Neben dem Wohnhaus von Papst Benedikt sind auch viele Schlösser, Burgen, die Walhalla, der Nepal-Tempel und ein kleines Weinanbaugebiet im Landkreis beheimatet.

Aber auch die Kommunalpolitik hat in den vergangenen Jahrzehnten wichtige Weichen gestellt. So habe man bereits vor über 30 Jahren via Fusion dafür gesorgt, dass es nur noch eine Sparkasse in Stadt und Landkreis Regensburg gibt. „Das macht uns schlagkräftiger bei der Unternehmensfinanzierung, weil wir oft keinen Konsortialpartner bei der Kreditvergabe brauchen“, erklärt die Landrätin. Immerhin hat die Sparkasse jetzt eine Bilanzsumme von 4,2 Milliarden Euro und gehört damit zu den größten in Bayern. Bereits vor über 30 Jahren haben Stadt und Landkreis begonnen, mit dem Regensburger Verkehrsverbund den ÖPNV gemeinsam zu organisieren. Damals wollte man mit einer Fahrkarte aus dem Landkreis in die Stadt fahren können, heute geht der Verbund inklusive Bahn und Semesterticket bis nach Weiden, Amberg, Neumarkt und Kelheim.

Auch bei der Ansiedlung des BMW-Werks in Regensburg haben laut Schweiger Stadt und Landkreis perfekt kooperiert. So wurden unter ihrem Vorvorgänger kurzerhand 50 Hektar Landkreisfläche der Stadt zugeschlagen, damit BMW einen einheitlichen Ansprechpartner hat. „Und auch beim Thema Krankenhaus sind wir sehr gut aufgestellt. Für 190 000 Einwohner haben wir von ursprünglich vier zwar nur noch eine Kreisklink, die aber mittlerweile auch Lehrkrankenhaus der Universität Regensburg ist. Mit einem gut organisierten Weiterbildungsverbund sichern wir die Zukunftsfähigkeit unserer flächendeckenden Hausarzt- und Facharztversorgung“, so die Landrätin.

Breitbandausbau und Industrie 4.0 im Fokus


Für die Zukunft stehen bei ihr der Breitbandausbau und das Thema Industrie 4.0 ganz hoch im Kurs. Insgesamt werden im Landkreis Regensburg laut Tanja Schweiger bis zu 50 Millionen Euro an Investitionen in die Breitbandinfrastruktur investiert. Hierfür stehen voraussichtlich zirka 14 Millionen Euro an Fördergeldern zur Verfügung. Einige Kommunen befinden sich bereits im zweiten Durchlauf des bayerischen Breitbandförderprogramms, weil sie nachverdichten und Neubaugebiete erschließen wollen.

„Beim Thema Industrie 4.0 ist es unsere Hauptaufgabe, für ausreichend Fachkräfte zu sorgen. Da sind wir mit unserer Universität in Regensburg und der Ostbayerischen Technischen Hochschule sehr gut aufgestellt“, sagt die Landrätin. Hinzu kommt noch eine Besonderheit: In Regenstauf ist die Eckert Akademie mit rund 5000 Schülern und Studierenden beheimatet – Deutschlands größte private Bildungseinrichtung für berufliche Aus- und Weiterbildung.

Aber der Fachkräftenachwuchs kommt nicht nur aus den Hochschulen. Bereits im Kleinkindesalter sei es wichtig, die Weichen Richtung technisch-naturwissenschaftlichem Interesse zu stellen, so Schweiger. Darum sind ihr Projekte wie „Technik für Kinder“, in dem Grundschulen und Unternehmen kooperieren, oder „Das Haus der kleinen Forscher“ sehr wichtig.

Schlagkräftige Verwaltung sorgt für schnelle Verfahren


Damit Unternehmen sich aber für den Landkreis Regensburg entscheiden, ist laut Schweiger eine engagierte und schlagkräftige Verwaltung nötig. „Wir sorgen für schnelle Genehmigungsverfahren und begegnen den Firmen auf Augenhöhe.“ Mit dieser Serviceorientierung konnte der Landkreis bei alteingesessenen als auch bei neuen Unternehmen immer wieder punkten.

Doch so rosig sich das alles anhört, gibt es derzeit auch ein kleines Problem. „Wir brauchen dringend Gewerbeflächen, aber die Verkaufsbereitschaft der Landwirte ist sehr gering“, sagt Schweiger. Grund sei die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und die steuerrechtlich eingeschränkten Reinvestitionsmöglichkeiten. So wüssten die Landwirte nicht, wie sie den Verkaufserlös sinnvoll reinvestieren können. Außerdem zeigt sich bei uns auch ganz klar die Dialektik zwischen den fruchtbarsten Böden Deutschlands, die für die Nahrungsmittelproduktion notwendig sind und die Nachfrage für Investitionsflächen.

Ein weiteres Problem, das nicht nur den Landkreis Regensburg trifft, ist die Bereitstellung von genügend bezahlbarem Wohnraum. Regensburg ist eine wirtschaftliche Boomregion und entsprechend angespannt ist der Wohnungsmarkt. Landrätin Schweiger will mit innovativen Konzepten dem Wohnungsmangel begegnen: „Das klassische, mehrgeschossige Stadthaus muss auch in den Gemeinden Einzug halten.“ Sie betont, dass es dort nicht nur freistehende Einfamilienhäuser geben dürfe. Insgesamt sieht Schweiger aber die Bundesregierung in der Pflicht, für Entspannung auf dem Wohnungsmarkt zu sorgen. Eine Sonder-Afa, um Investitionen in den Wohnungsbau attraktiv zu machen, sowie marktgerechte Mietzahlungen für Hilfeempfänger seinen durchaus wirkungsvolle Instrumente, die man nur einsetzen müsse.
(Ralph Schweinfurth)

Kommentare (1)

  1. BigK am 23.08.2016
    Beste Landrätin die man sich nur wünschen kann.
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