Wirtschaft

Solarzellen sorgen für die Energie, die der Skilift benötigt. (Skizze: BMF)

11.11.2011

Mit der Sonne nach oben

Weltweit erster Solarskilift entsteht in der Schweiz

Am 17. Dezember 2011 geht im Nachbarland Schweiz der erste mit Solarenergie betriebene Skilift der Welt an den Start. Eine Idee, die auch für kleinere Skilifte gerade in den Mittelgebirgen und im bayerischen Voralpenland auf Interesse stoßen dürfte. Am 8. August 2011 wurde im kleinen Bergdorf Tenna im Schweizer Kanton Graubünden der Grundstein für einen Solarskilift gelegt. „Weltweit der erste“, steht auf einem Plakat zu lesen. „Am 17. Dezember gibt es ein Eröffnungsfest“, freut sich Edi Schaufelberger von der Genossenschaft Skilift Tenna (GST) auf die offizielle Inbetriebnahme. Dann werde die Kraft der Sonne die ersten Skifahrer von Usserbärg zum Hungerloch hinauf den Berg hochziehen. Den für den Betrieb notwendigen Strom erzeugen über den Liftmasten aufgespannte Photovoltaik-Module.
2009 beschlossen die 70 anwesenden GST-Genossen mit großer Mehrheit, die 40 Jahre alte Skifahrerbeförderung durch einen „Solarskilift zu ersetzen. Das ist naheliegend. Damit wird weit mehr Wertschöpfung erzielt, als mit einem konventionellen Skilift. Zudem ist Ökologie, Nachhaltigkeit und Klimaschutz etwas, das uns alle etwas angeht. Gerade im Berggebiet sollte man besonders rücksichtsvoll mit der Natur umgehen und die natürlichen Ressourcen für die Energiegewinnung nutzen“, wurde die Entscheidung damals begründet. Doch das Projekt stand zunächst unter keinem guten Stern.
Tenna wollte „mit dieser zukunftsweisenden Innovation eine Vorreiterrolle für die Schweiz und das gesamte Alpengebiet übernehmen“. Schon im Sommer 2010 sollte der Solarskilift Wirklichkeit sein. Doch die kalkulierten 1,3 Millionen Schweizer Franken waren von den Genossen, viele davon Bergbauern, nicht so einfach aufzubringen. Sponsoren mussten gesucht, die Gemeinde zu einem Zuschuss bewegt werden.
Zudem verweigert die staatliche Label-Kommission „Naturemade Star“ bis heute das Label, weshalb die am Skilift erzeugte Solarenergie nicht als Ökostrom verkauft werden kann. In Deutschland hätte GST solche Probleme nicht bekommen: Hier gilt für Solarstrom der garantierte Vergütungssatz des Erneuerbare-Energien-Gesetzes EEG.
„Wir helfen uns selber, indem wir den Solarstrom anders vermarkten. 60 000 Kilowattstunden, also etwa den Anteil Energie, den wir nicht selber verbrauchen, übernimmt die Elektrizitätsversorgung unserer Standort-Gemeinde Tenna. Und beim Bund läuft das Gesuch um Kostendeckende Einspeisevergütung“, ließ sich das Team um Edi Schaufelberger auch durch diesen Rückschlag nicht vom Solarweg abbringen.
Im Juni dieses Jahres war das Projektteam sicher, auch das letzte notwendige Geld zusammenzubekommen. Und alle notwendigen Baugenehmigungen lagen ohnehin bereits vor, darunter die des „Interkantonalen Konkordats für Seilbahnen und Seillifte (IKSS)“, der Schweizer Genehmigungsbehörde.
Wind und Unwetter trotzen
Die GST hat sich beim Solarskiliftbau mit der Firma Bartholet Maschinenbau AG Flums (BMF) zusammengetan, einem Partnerunternehmen der oberpfälzer Road Trains Tschu-Tschu GmbH aus Neumarkt. Anlagen und Fahrzeuge der BMF-Gruppe sind in Vergnügungsparks, auf Flughäfen und in Skigebieten weltweit im Einsatz. Doch auch für den erfahrenen Skilift-Hersteller ist der Solarbetrieb Neuland. Erfahrungen mit dem „Solarwings“ genannten System gibt es lediglich von einem Parkplatz in Flums. Aber in Tenna müssen die 246 Module mit 430 Quadratmetern Fläche nicht nur Wind und Unwettern trotzen, sondern gleichzeitig Schnee auf die darunterliegende Liftspur fallen lassen. Eine künstliche Beschneiung lehnen die Liftbetreiber nämlich ab.
„Es läuft mit Bartholet gut. Die Firma weiß schon, was sie macht“, lobt GST-Präsident Edi Schaufelberger. Die Tiefbauarbeiten sind längst abgeschlossen, Rohre und Kabel verlegt. Inzwischen werden die Masten errichtet, und im November steht die Solarmodulmontage an. „Das Prinzip ist verblüffend einfach. Es ist ein konventioneller Skilift, der über dem Förderseil zusätzlich mit einer Solarwings-PV-Anlage ausgerüstet ist. Bildlich muss man sich das so vorstellen: Auf einer Tragkonstruktion am oberen Ende der Skiliftstützen werden über alle Stützen zwei Tragseile gespannt. An diesen Tragseilen werden die Solarpanels mit einer Südneigung von 30° montiert. Tagsüber werden die Solarpanels dem Sonnenstand von Ost nach West nachgeführt, um eine optimale Energieeffizienz zu erreichen“, erläutert Raphael Tinner von BMF.
Doch bei allen solaren Eigentümlichkeiten: Ein Termin steht für alle Beteiligten außer Frage, der Skisaison-Start in Tenna am 17. Dezember 2011 mit dem ersten Solarskilift der Welt. Vorher steht noch der Testbetrieb ins Haus. > (Heinz Wraneschitz)
www.solarskilift.ch

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