Wirtschaft

2016 wurden in der bayerischen Metall- und Elektro Industrie rund 14 900 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. (Foto: Bilderbox)

28.03.2017

Neuer Ausbildungsrekord

Bayerische M+E Industrie: Unternehmen bilden auf extrem hohen Niveau aus

Ein Allzeithoch erreichten 2016 die Ausbildungszahlen in der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie, erklärte Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände bayme vbm. Für 2017 erwartet die Branche einen erneuten Ausbildungsrekord, sagte Brossardt bei der Vorstellung der M+E Ausbildungszahlen sowie der Ergebnisse der halbjährlichen Unternehmensumfrage. 2016 wurden bayernweit in der M+E Industrie 14 876 Ausbildungsverträge abgeschlossen. Zum Vorjahr ist das ein Plus von 1,4 Prozent. Für 2017 rechnet die Branche mit einem weiteren Anstieg der Ausbildungsverträge um 1,5 Prozent auf 15 100.
Die bayerische Metall- und Elektroindustrie hat laut Brossardt ein hohes Ausbildungsniveau. Derzeit bilden über 20 Prozent der Unternehmen über Bedarf und 77 Prozent der Firmen entsprechend Bedarf aus. Die Zahl der Unternehmen, die über Bedarf ausbilden, ist im Vergleich zum Vorjahr sogar gestiegen. 2,3 Prozent bilden unter Bedarf aus. Als Gründe für nicht noch mehr Ausbildungsplätze beziehungsweise für einen Rückgang abgeschlossener M+E Ausbildungsverträge in einzelnen Unternehmen nannte Brossardt die wirtschaftliche Lage (14,3 Prozent), keine geeigneten Bewerber (45,7 Prozent), zu wenige Bewerber (28,6 Prozent), Absagen, die nicht nachbesetzt werden konnten (14,3) und „Sonstiges“ (14,3 Prozent).
Traditionell ist nach Brossardts Worten die Übernahmequote in der bayerischen M+E-Industrie hoch. Sie lag für das abgeschlossene Ausbildungsjahr 2016 bei rund 88 Prozent. 2017 rechnet er mit rund 93 Prozent. Von den 2016 ausgelernten Auszubildenden wurden 44 Prozent unbefristet, 15 Prozent befristet und 28 Prozent für ein Jahr befristet und dann entfristet übernommen. „Wird ein Auszubildender nicht übernommen, ist das häufig sein eigener Wunsch. 2016 waren das 8,4 Prozent. Nur in 3,9 Prozent der Fälle wird das Arbeitsverhältnis auf Wunsch des Unternehmens nicht weitergeführt.“ Auch 2017 planen die Unternehmen, so der Hauptgeschäftsführer, den Großteil der Auszubildenden dauerhaft an sich zu binden: So wollen knapp 44 Prozent die Azubis sofort unbefristet, 23 Prozent befristet und 26 Prozent die Azubis nach einem Jahr Befristung fest übernehmen. Die leicht rückläufige Prognose für die sofort unbefristete Übernahme ist für Brossardt Ausdruck der Unsicherheit der Unternehmen bezüglich der wirtschaftlichen Lage. Außerdem könne sie ein Hinweis darauf sein, dass den „schwächeren“ ausgelernten Azubis eine Chance gegeben wird, sich zu beweisen. „Die Zahlen zeigen auch, dass viele ausgelernte Azubis auf eigenen Wunsch einen anderen Weg einschlagen und das Unternehmen verlassen. Ansonsten hätten wir eine noch höhere Übernahmequote.“
Auf einem Spitzen-Niveau liegen laut Brossardt die Azubi-Gehälter in der M+E Industrie in Bayern. Im Durchschnitt über die gesamte Ausbildungszeit gerechnet verdiente ein Auszubildender 2016 rund 1044 Euro im Monat. 2017 wird das Durchschnittsgehalt weiter steigen und bei 1065 Euro liegen.
Die Berufsschulen sind der zentrale Partner in der dualen Ausbildung für die Unternehmen. In der Umfrage wurden die Mitgliedsunternehmen gefragt, wie gut die Zusammenarbeit mit den Berufsschulen funktioniert. Fast 40 Prozent bewerten die Zusammenarbeit als sehr gut. Bei 56 Prozent trifft die Aussage einer guten Zusammenarbeit „eher zu“ und bei unter sechs Prozent trifft diese Aussage „weniger zu“, berichtete der Hauptgeschäftsführer. Die Ergebnisse zeigen für ihn, dass die bayerischen M+E Arbeitgeber den Berufsschulen ein hohes Maß an Qualität bescheinigen und mit der Zusammenarbeit zufrieden sind.

Die Berufsschulen
sind ein wichtiger Baustein

Industrie 4.0 und die damit verbundenen Herausforderungen sind auch in der dualen Ausbildung ein großes Thema, betonte Brossardt. In diesem Kontext sind die Berufsschulen ein wichtiger Baustein in der Umstellung der Arbeitswelt auf die digitale Vernetzung. Von den bayerischen M+E Unternehmen geben 14 Prozent an, dass diese Umsetzung bereits stattfindet. 48 Prozent gehen davon aus, dass sie geplant ist und fast 38 Prozent geben an, dass an ihrer Berufsschule keine Industrie 4.0 relevanten Inhalte umgesetzt werden. Eine angemessene technische Ausstattung der Berufsschulen ist für Brossardt jedoch die Grundlage für die Umsetzung solcher Inhalte.
Das bestätige auch eine vom Verband in Auftrag gegebene Studie „Industrie 4.0 – Auswirkungen auf Aus- und Weiterbildung in der M+E Industrie“. Unter dem Titel „Ausstattungsinitiativen in den Bundesländern“ empfiehlt diese, dass berufliche Schulen technisch so ausgestattet sind, dass sie den Anforderungen der Arbeitswelt der Industrie 4.0 entsprechen. „Diese Empfehlung haben wir bereits 2016 an die Staatsregierung adressiert und wir freuen uns sehr, dass unsere Idee aufgegriffen wurde. In Form einer Ausschreibung sind die bayerischen Berufsschulen jetzt aufgefordert, sich mit einem konkreten Konzept zu bewerben. Damit hat das bayerische Kultusministerium einen wichtigen Schritt getan“, freut sich Brossardt.
Da Bildung der wichtigste Ansatzpunkt zur Gestaltung der Fachkräftesicherung sowie die Schüler von heute die Azubis von morgen sind und gerade im MINT-Bereich – insbesondere im IT-Sektor – den Unternehmen schon heute Fachkräfte fehlen, hat die bayerische M+E Industrie das Projekt tezba 4.0 (Technik – Zukunft in Bayern) ins Leben gerufen. Mit dem Projekt soll das Technikinteresse und die Technikkompetenz von Jugendlichen gefördert werden. „Unser Ziel ist es“, so Brossardt, „dadurch langfristig Nachwuchskräfte für den technischen Bereich zu sichern.“ Umgesetzt wird tezba vom bbw - Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft. Mit jährlich rund 100 Veranstaltungen sollen rund 10 000 Kinder, Jugendliche, Eltern und Multiplikatoren erreicht werden. Projekte aus der tezba 4.0 Reihe sind unter anderem das DigiCamp und StartApp. Mit dem DigiCamp wird technisch interessierten Schülerinnen und Schülern ab 15 Jahren einen Aufenthalt in der digitalen, realen Arbeitswelt eines Unternehmens ermöglicht. In den Schulferien formuliert das Unternehmen einen digitalen Projektauftrag, den die Jugendlichen innerhalb einer Woche bearbeiten. „Damit zeigen wir den Teilnehmerinnen und Teilnehmern berufliche Perspektiven im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie auf. Außerdem bringen wir Ihnen die vielfältigen Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten näher“, erklärte Brossardt. Bei dem Projekt StartApp geht es um die kritische Auseinandersetzung mit bestehenden Geräten und Anwendungen. Die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler sollen daraus ihre Ideen für eine ideale App entwickeln. In einem zweiten Schritt liegt der Fokus dann auf der Programmierung von mobilen Spielen oder Reality Games anhand von bestehenden App-Anwendungen.
„Die Zukunft Bayerns hängt“, so Brossardt, „entscheidend von der MINT-Bildung ab. Dafür brauchen wir gut ausgebildeten MINT-Nachwuchs, den wir unter anderem durch solche Projekte gewinnen und sichern wollen.“ (Friedrich H. Hettler)

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