Bauen

Das Convention-Center in Kigali. (Foto: Dieterle)

14.01.2011

Konferenzzentrum und Luxushotel

OBB-Reihe "Qualität zählt: Roland Dieterle über Qualität von Architektur in Ostafrika

Bauen in Ruanda mit Hilfe westlichem Know-how sowie mit Beteiligung chinesischer Investoren; Architektur-Highlights, eingebettet in die Landschaft der tausend Hügel und inspiriert vom traditionsreichen Kunsthandwerk. Das klingt zuerst einmal nach Zukunftsmusik in einem Land, dessen Bevölkerung noch heute traumatisiert ist vom Völkermord während des zwischen Tutsi und Hutu wütenden Kriegs in den 1990er Jahren. Längst ist in Ostafrikas aufstrebendem Entwicklungsland Ruanda der Frieden eingekehrt. Dass dieses nahe dem Äquator gelegene Land jetzt nach vorne schaut, sich ein neues Image verschaffen will und dafür internationale Expertise in Anspruch nimmt, ist durchaus verständlich.
Zwei ehrgeizige Großprojekte haben die mehrjährige Planungsphase längst hinter sich gelassen und befinden sich derzeit im Bau: in Kigali, der Hauptstadt Ruandas, entsteht unter der Leitung des Münchner Architekten und Geschäftsführers von „Spacial Solutions“ Roland Dieterle auf einem Areal von 90 000 Quadratmetern ein Konferenzzentrum mit angegliedertem Büropark, Hotel und Landesmuseum. Mit diesem inmitten des Talkessels der Metropole gelegenen, ehrgeizigen 300-Millionen-Dollar-Bauprojekts wird ein urbanes Zentrum geschaffen, das als architektonische Landmarke schon von weiten sichtbar ist.
Nachts leuchtet der sowohl an die Münchner Allianzarena als auch an die Berliner Reichtagskuppel erinnernde Rundbau des Konferenzzentrums, filigran und gigantisch zugleich, in den Nationalfarben der Landesflagge: blau, gelb und grün. Pate für den in einer Doppelspirale – im Inneren mit webmusterartiger Lamellenstruktur – sich helixartig höher schraubenden Dom aus Stahl und lichtdurchlässiger ETFE-Folie mit einem Kuppeldurchmesser von 60 Metern (viermal so groß wie das Berliner Vorbild) stand allerdings der Königspalast, der als originalgetreue Nachbildung in Nyanza steht.
Die traditionellen Baumaterialien sind hier eine Art Weidengeflecht. Von außen ist der archaische Rundbau gedeckt mit Stroh. In einem in seiner Topografie an die Schweiz erinnernden Landstrich, der reich an fruchtbaren Böden ist und durch seine terrassenförmigen Tee- und Kaffeeplantagen pittoresk-bizarre Strukturen hervorgebracht hat, blüht neben einer Kulturlandschaft noch eine andere Kultur: das Kunsthandwerk. Landschaft und Kultur waren für das Münchner Expertenteam um Dieterle ganz entscheidend für die formalen Gestaltungsprinzipien ihres Architektur-Transfers auch bei dem weiter westlich des Landes am Kivu See in traumhafter Lage entstehenden Luxushotel der Extraklasse, dem „Resort & Business-Hotel Kivu Lake“.

Großzügige Innenräume


Wie ein Segel spannt sich das lang gestreckte, Schatten spendende Dach über luftig und großzügig gehaltene Innenräume, wobei das Landestypische ebenfalls wieder für Farbenspiel und Materialien als Inspirationsquelle diente. Betreiber dieses Designhotels im Afrikalook, das sowohl von der Wasser- als auch von der Landseite aus zu erreichen ist, ist die berühmte Hotelkette „Radisson“. Damit ergänzt Europas größte Hotelgruppe im gehobenen Segment ihr Portfolio mit einer weiteren sich der Umgebung anpassenden, individuellen Hotelarchitektur.
Bei beiden Projekten spielt auch der Aspekt der Nachhaltigkeit eine wesentliche Rolle. Dazu gehört der Bau von eigenen Strom erzeugenden Kraftwerken ebenso wie Wasseraufbereitungsanlagen, so Roland Dieterle in seinem Vortrag über das Bauen in Entwicklungsländern mit dem Titel „Schon gut?! – Wie zählt man Qualität von Architektur? In Ostafrika und anderswo“. Sein Erfahrungsbericht über multifunktionale Stadtplanung in einem bislang sehr einseitig wahrgenommenen Land war der 24. Beitrag der von der Obersten Baubehörde (OBB) veranstalteten Vortragsreihe „Qualität zählt“. (Angelika Irgens-Defregger)

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