Beruf & Karriere

Experten raten beim Bewerbungsfoto zur Selbstinszenierung. (Foto: dpa)

06.10.2017

Bewerbung mit gewissem Extra

Porträtbild, Lebenslauf, Vorstellungsgespräch: Wie Jobsuchende auffallen

Anschreiben, Lebenslauf, Arbeitszeugnisse - so sieht die 08/15-Bewerbung aus. „Auch Online-Bewerbungen, die direkt über Bewerbungsportale der Arbeitgeber ausgefüllt werden, entsprechen leider häufig Schema F”, sagt Jürgen Zech, Karriereberater aus Köln. Denn die Form der Bewerbung ist häufig sehr stark vorgegeben. Dennoch gebe es einige Möglichkeiten, Individualität zu zeigen und sich von der Masse abzuheben.

Das gewisse Extra: Wer sich online für einen Job bewerben muss, kann erstmal nicht viel tun, außer vorgegebene Felder auszufüllen. Erst beim Anhang wird es interessant: Neben Lebenslauf oder Zeugnissen kann hier etwas persönlich Gestaltetes hochgeladen werden, etwa ein PDF mit Arbeitsproben. Wer sich im Reisebüro bewirbt, kann zum Beispiel eine Grafik basteln, die zeigt, welche Orte der Welt man selbst schon bereist hat.

„Redakteure, die sich bei einer Zeitung bewerben, können zum Beispiel statt alter Arbeitsproben ein selbst gestaltetes Interview mit sich selbst im Zeitungsstil kreieren”, nennt Zech ein weiteres Beispiel. Im Anhang hat man die Gelegenheit, noch ein Stück Persönlichkeit mitzuschicken. Das sollten Jobsuchende auf jeden Fall nutzen.

Ähnliches gilt für die Bewerbung per Post. Jürgen Hesse, Karrierecoach aus Berlin, empfiehlt, auch hier für einen Überraschungseffekt zu sorgen. Knallgelb und im A2-Format muss die Bewerbung dafür nicht sein: „Zu viele Extras und Übertreibungen kommen nicht so gut an”, warnt der Experte und empfiehlt, lieber gezielt Kontraste zu setzen.

„Entweder ein besonderes Papier oder Format oder eine besondere Farbe oder Schrift, nicht alles zusammen.” Wer im kreativen Bereich arbeitet, kann das Anschreiben etwa in einer besonderen Schrift gestalten, die man selbst entworfen hat. Eine andere Option ist, den Lebenslauf mit grafischen Elementen ungewöhnlich darzustellen.

Die Edel-Bewerbung: Dass eine Bewerbung auf keinen Fall kreischbunt sein muss, um Personalern ins Auge zu fallen - davon ist Christine Werner, Bewerbungscoach aus Berlin überzeugt: „Heute gilt die Devise, weniger ist mehr.” Gerade in Branchen, die eine hohe Bewerberquote haben, fallen die Bewerbungen auf, die klar strukturiert sind.

„Der Leser sollte sofort wissen, wen er da vor sich hat.” Statt eines Anschreibens in Romanlänge und seitenlanger Detailverliebtheit im Lebenslauf, gilt die pure Essenz: „Konzentrieren Sie sich in Ihrer Bewerbung auf die Punkte, die Sie für den Job prädestinieren und heben Sie diese gezielt hervor.”

Dabei sei es clever, Worte aus der Jobanzeige zu wiederholen. Wird jemand gesucht, der teamfähig und zuverlässig oder mit hoher sozialer Kompetenz ausgestattet ist? „Dann bringen Sie diese Formulierungen in Ihrem Anschreiben und im Lebenslauf unter.” Werner empfiehlt, ergänzend ein Kurzprofil im Lebenslauf unterzubringen, direkt unter dem Wort Lebenslauf:

„Und zwar mit drei Bullet Points, die Sie perfekt beschreiben und auch Wörter aus der Stellenbeschreibung aufgreifen.” Beispiel? „Marika Muster, Gärtnerin mit Blick fürs Ganze, zupackend, pünktlich, kollegial” oder „Emil Exempel, Diplom-Sozialarbeiter mit langjähriger Erfahrung in der Jugendarbeit, empathisch, zuverlässig, krisenfest”.

Überraschungs-Angriff: Wer sich nicht nur auf die digitale oder postalische Bewerbung verlassen möchte, sollte selbst aktiv werden, sagt Hesse. Der Frontalangriff für Mutige: sich persönlich vorstellen - und zwar ohne Termin. Er empfiehlt: „Ein Konditor kann zum Beispiel ein kleines Törtchen vorbeibringen, um seine Backkunst zu demonstrieren.”

Wichtig um in Erinnerung zu bleiben: eine Visitenkarte mit den Kontaktdaten. „Sinnvoll ist dabei auch eine Internetadresse mit weiterführenden Informationen zur eigenen Person.” Oder eine Präsentation zum Anklicken, etwa als Video oder PDF. „Konzentrieren Sie sich dabei auf drei Punkte”, rät Werner. Wer bin ich? Was habe ich bisher gemacht? Warum passe ich in den Betrieb?

Gießkannen-Prinzip: Wer offen für verschiedene Arbeitgeber ist, kann seine Bewerbungs-Taktik auch ganz breit aufstellen. Zech empfiehlt, einen hochwertigen und aussagekräftigen Flyer mit Foto und Mini-Lebenslauf zu erstellen und nach einer kurzen Vorstellung bei potenziellen Arbeitgebern etwa auf einer Messe zu verteilen.

Auch hier ist es sinnvoll, dass es eine Internetadresse mit weiterführenden Informationen gibt. Wichtig: sich die Kontaktdaten der angesprochenen Person notieren und sich nach zwei bis drei Wochen telefonisch noch einmal in Erinnerung rufen.

Das besondere Foto: Egal für welchen Job man sich bewirbt: Ein Foto aus dem Automaten geht gar nicht, sagt Zech. „Ein gutes Bild ist in vielen Bewerbungen schon die halbe Miete.” Bei vielen, eher konservativen Jobs ist ein klassisches Porträtbild erforderlich, allerdings zähle auch hier die Qualität.

In vielen anderen Berufen bietet das Bild auch Spielraum zur positiven Selbstinszenierung: Der Ingenieur kann sich mit Schutzhelm auf einer Baustelle professionell ablichten lassen, die Reiseverkehrskauffrau vor einem großen Flugzeug. „Wichtig ist, dass man sympathisch und kompetent rüberkommt. Das Bild sollte für einen Aha-Effekt sorgen.” (Bettina Levecke, dpa)

Kommentare (1)

  1. rustyoldguy am 29.10.2017
    Oft werden Bewerbungen, welche online versandt werden, unter der Masse der E-Mails erst gar nicht bemerkt.
    Ebenso hatte ich öfters den Fall, das die in der Jobbörse der Arbeitsagentur angegebenen E-Mail Adressen
    fehlerhaft waren.
    Beides hatte ich einmal bei einer Bewerbung für einen Autozuliefer-Betrieb erlebt. Meine Erfahrung ist, dass es
    immer noch besser ist, sich direkt zu bewerben und persönlich die Unterlagen abzugeben, als diese online
    zu versenden. Außer dies ist ausdrücklich gefordert.
    Dabei sind gute Zeugnisse, etwa der Gesellenbrief oder das Schulabschlusszeugnis, zum Beispiel nach
    einer Umschulung eher zweitrangig. Auch hier gilt anscheinend das Prinzip der Normalverteilung. Zu gute
    Noten sind oft eher schädlicher wie schlechte. Zumindest gilt das für Leute wie mich als Otto
    Normalverbraucher. Das musste ich leider selbst erleben.

    Mal ganz abgesehen von der Altersgrenze. Den Ü-50 Bewerbern egal wie viel an Berufserfahrung und egal
    wie viel gute Qualifikationen hängt, was die Erfolgschancen betrifft, ebenso der Hintern runter wie allen
    anderen, den niedrig qualifizierten auch. Sorry, aber das entspricht der Realität!

    Richtig ist, das ganze gut zu verpacken. Die ersten Seiten sind da am wichtigsten. Die anderen werden oft
    erst gar nicht gelesen. Richtig ist, das ganze gut zu verpacken. Die anderen Unterlagen werden oft erst gar
    nicht gelesen.
    Ebenso wichtig, mal öfters nach zu fragen was aus der eigenen Bewerbung wurde. Bei einigen Fällen hatte
    ich erst nach einem halben Jahr(!!!) eine Rückmeldung über die Entscheidung bei meiner Bewerbung erhalten.
    Wichtig ist es auch Informationen über die eventuell zukünftigen Arbeitgeber bei Bewertungsportalen wie
    www.kununu.com (Beispiel) oder anderen einzuholen. Auch direkt die Info's wie durch diskrete Befragung
    aktueller oder ehemaliger Mitarbeiter, oder Erkundigungen im direkten Umfeld sollten in Betracht gezogen
    werden, wie etwa Einträge und Änderungen im Handelsregister(regionale Zeitungen beachten).
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