Kultur

„Gepard und Hirsch mit zwei indischen Wärtern“ 1765, Öl auf Leinwand. (Foto: The Royal Collection)

03.02.2012

Kunststudien mit dem Skalpell

Die Pinakothek in München zeigt Werke von Georg Stubbs, einem der besten Tiermaler des 18. Jahrhunderts

Es muss nicht immer ein Frauenakt sein, an dem sich Künstler aller Zeiten abarbeiten und um den jeder akademisch geschulte Maler nicht herum kommt. Auch ein Pferderücken kann entzücken. Hengst „Whistlejacket“, der George Stubbs Modell stand, hängt heute wie eine Ikone an prominenter Stelle der Londoner National Gallery.
Die Pinakothek in München präsentiert sich derzeit „very british“ und hilft uns im Falle eines hierzulande fast unbekannten Pferdemalers kenntnisreich auf die Sprünge mit der Ausstellung: „George Stubbs (1724-1806), Science into Art – Tiermalerei zwischen Wissenschaft und Kunst“. Der Titel ist von Kurator Herbert W. Rott mit Bedacht gewählt, denn der genaue Naturbeobachter und delikate Kolorist George Stubbs, der mit Akribie, aber ohne Pathos seine Objekte auf der Leinwand zum Leben erweckte, ging bei seiner Arbeit in die Tiefe.
Aus Studienzwecken drang der Vertreter des aufgeklärten Zeitalters erst einmal mit dem Skalpell in die tiefsten Schichten seiner aufgeschlitzten Pferdekörper ein und zeichnete anschließend Muskeln, Sehen und Knochen. Diese Zeichnungen fanden bei Pferdeliebhabern und Forschernaturen reißenden Absatz. Die offensichtliche Marktlücke erkennend, setzte der Maler und Zeichner folgerichtig die Reproduktionsmaschinerie in Gang. 1766 veröffentlichte er seine Studien zur Pferdeanatomie in dem Kupferstichwerk The Anatomie of Horses.
Damit erlangte George Stubbs bei seinen Zeitgenossen auch auf dem europäischen Festland, vor allem in Deutschland, Berühmtheit. Gleichzeitig mit dem Experimentieren mit den druckgrafischen Techniken griff er neue Sujets auf. Exotische Tiere wie Raubkatze, Zebra, Elch und Rhinozeros gehörten zum künstlerischen Repertoire. Darüber hinaus erwies sich der Autodidakt als erfahrener Genremaler, der liebevoll auch die Angestellten seiner vorwiegend aus dem Adel stammenden Klientel mit ins Bild nahm. Der aus einfachen Verhältnissen stammende Sohn eines Gerbers aus Liverpool starb hoch verschuldet und geriet bald darauf in Vergessenheit.
Seine Wiederentdeckung und Neubewertung als herausragender Künstler wurde in England eingeläutet, vor allem durch den Sammler Paul Mellon. In dessen Sammlung britischer Kunst im Yale Center for British Art in New Haven ist ein Großteil der Werke von Stubbs beheimatet. In Besitz der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen zählt nur ein einziges Werk von Stubbs: „Spanish Pointer“, um 1766 gemalt und seit 1810 im Münchner Bestand nachweisbar. Um diesen schwarz-weiß gesprenkelten Jagdhund inmitten einer Hügellandschaft herum gruppiert sind jetzt rund 30 Gemälde, die es noch bis 6. Mai neben Graphiken neu zu entdecken gilt. (Angelika Irgens-Defregger)

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