Politik

Im Februar empfing der russische Präsident Wladimir Putin (rechts) den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU). (Foto: Sven Hoppe/dpa)

21.06.2016

CSU und bayerische Wirtschaft fordern Ende von Russland-Sanktionen

Bereits auf seiner Reise zum russischen Präsidenten Putin Anfang des Jahres hatte Horst Seehofer für ein Ende der Russland-Sanktionen geworben. Nun erneuern er und die bayerische Wirtschaft die Forderung - ohne dabei irgendwelche Vorab-Bedingungen an Moskau zu stellen

Kurz vor einer Entscheidung der EU über eine Verlängerung der Russland-Sanktionen haben CSU und die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) ein Ende der Strafmaßnahmen gefordert. "Beide Seiten sind sich einig, dass die Sanktionen seit zwei Jahren die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland - in besonderer Weise auch Bayern - und Russland stark beeinträchtigen", heißt es in einer Erklärung, die CSU und vbw nach einer gemeinsamen Präsidiumssitzung am Montag veröffentlichten. Und weiter: "Sanktionen dürfen kein Dauerzustand sein. Blockdenken ist nicht mehr zeitgemäß."

Die Europäische Union hatte seit 2014 eine Reihe von Sanktionen gegen Moskau verhängt, und zwar wegen der aktiven Unterstützung der prorussischen Separatisten in der Ostukraine. Russland hatte danach seinerseits Sanktionen gegen die EU beschlossen. An diesem Dienstag kommen in Brüssel die EU-Botschafter zu Beratungen über eine Verlängerung der Strafmaßnahmen gegen Russland zusammen.

In der Erklärung von CSU und vbw heißt es: "Die gegen Russland verhängten Wirtschaftssanktionen haben zu einer Zäsur geführt und drohen zu einer Entflechtung der Wirtschaftsräume zu führen. Sie haben auf beiden Seiten erhebliche wirtschaftliche Einbrüche ausgelöst." Auch in Bayern seien die Folgen überdeutlich zu spüren. Im Jahr 2014 seien die bayerischen Exporte nach Russland um mehr als 13 Prozent zurückgegangen, im Jahr 2015 nochmals um 33 Prozent. Der Austausch sei "auf ein absolutes Basisniveau" zurückgedrängt worden.

Auf seiner hochumstrittenen Reise hatte Seehofer in Moskau bereits um Lockerungen geworben

Auf einer hoch umstrittenen Reise zu Russlands Präsident Wladimir Putin im Februar hatte der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) bereits für eine Lockerung der westlichen Sanktionen "in überschaubarer Zeit" geworben. Man müsse sehen, wie man realistisch davon wegkomme, "in Schritten oder in einem Schritt".

Zuletzt gab es unter den EU-Staaten Diskussionen darüber, ob sie eventuell abgeschwächt werden könnten - wenn es in Teilbereichen des Minsker Friedensabkommens für den Ukraine-Konflikt Fortschritte gibt.

Die aktuelle Erklärung von CSU und vbw enthält keine Zeitangaben, wann die Sanktionen gelockert oder ganz aufgehoben werden sollten - es ist lediglich allgemein von einem "Abbau" die Rede. Bedingungen an Russland, die zuvor erfüllt sein müssten, wurden keine genannt.

Von den Grünen kam scharfe Kritik. "Solange es keine politische Annäherung zu Konfliktlösung in der Ukraine und im Nahen Osten gibt, können auch die Russland-Sanktionen nicht enden. Das wäre ein Verrat unserer demokratischen Werte zugunsten mehr wirtschaftlichen Profits", sagte Landeschef Eike Hallitzky. "Intensive Gespräche mit Russland: ja; bedingungslose Aufgabe europäischer Werte: nein. Seehofer bleibt außenpolitisch ein Geisterfahrer." (dpa)

Kommentare (1)

  1. Friedensfreund am 21.06.2016
    2014 hat Wladimir Putin die Krim annektiert und Krieg in den Donbass gebracht. Der Westen hat über Monate ernste Gespräche mit Putin gesucht, wie es Dr. Cordes vom Ostausschuss der deutschen Wirtschaft gefordert hat. Aber Putin ließ den Westen auflaufen. Er log uns allen vor, mit den "Selbstverteidigungskräften" auf der Krim nichts zu tun zu haben und die Separatisten nicht militärisch zu unterstützen. In der Normandie bekundete er vor aller Welt seinen Friedenwillen, während seine Soldaten in der Ukraine kämpften. Erst nach dem Abschuss eines malaysischen Passagierflugzeuges raffte sich der Westen zu ernsthaften Sanktionen auf. Der Westen machte von Anfang an klar, dass die Sanktionen aufgehoben werden, sobald die Vereinbarungen von Minsk umgesetzt sind. Ein wesentlicher Bestandteil der Vereinbarungen besteht darin, dass fremde Truppen aus der Ukraine abgezogen werden. Doch Wladimir Putin macht keinerlei Anstalten, die russischen Soldaten aus der Ukraine abzuziehen. Deshalb sind die Voraussetzungen für ein Ende der Sanktionen nicht erfüllt. Wenn der Westen seine Sanktionen beendet, ohne dass Putin seinen Krieg gegen die Ukraine beendet, dann sendet er ein fatales Signal. Für Putin wäre das ein Freibrief dafür, weiter Krieg zu führen. Das kann nicht in unserem Sinne sein. Allmählich wächst in der russischen Regierung die Erkenntnis, dass China die erhoffte Hilfe nicht leistet. China investiert bislang Kaum in Russland, dafür vergrößert China durch Investitionen seinen Einfluss in Kasachstan, das Russland zu seinem Einflussbereich zählt. Vielleicht bewirkt das in Moskau einen Sinneswandel, der der Ukraine Frieden bringt.
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