Wirtschaft

Turmdrehkräne arbeiten etwa doppelt so schnell wie Mobilkräne. (Foto: Wraneschitz)

13.01.2012

Höher hinaus mit alten Kränen

Oberpfälzer Bauunternehmen will Windkraft-Türme schneller und preiswerter errichten

Das alteingesessene Bauunternehmen Max Bögl aus Neumarkt/Oberpfalz will mit neuen Windkrafttürmen größere Höhen im Binnenland erklimmen. Die Masten werden mit Turmdrehkränen errichtet.
Nabenhöhen bis zu 150 Meter: Die Max Bögl Wind AG dringt mit ihrem hybriden Windkraftturm in Höhen vor, die bisher in Stahl-Beton-Bauweise nicht erreichbar waren. Der wesentliche Trick: Zum Aufstellen des Masts verwendet das Neumarkter Unternehmen einen so genannten Turmdrehkran, nicht wie allgemein für Windmühlen üblich einen Mobilkran.
Senkrecht stehende, schlanke Turmdrehkräne sind beim Hochhausbau seit Jahrzehnten bewährt. Sie stocken sich quasi mit Verlängerungsstücken selbst auf.
Mit ihren Turmdrehkränen kann Bögl Windkraftwerke (WKW) bis 150 Meter Nabenhöhe realisieren. Das sind gut 10 Meter mehr, als Mobilkräne möglich machen, sowie etwa zehn Prozent mehr Jahresertrag für die Windkraftbetreiber, denn die Nutzenergie steige pro Meter Nabenhöhe um etwa ein Prozent. Und das bei gleichzeitig niedrigerem Montagepreis, wie Stefan Bögl verspricht.
„Der Turmdrehkran kann Stückgewichte noch bei 9 Meter Auskrängung bis zu 60 Tonnen heben“; genug, um heute übliche Gondeln auf den Mastkopf zu setzen, erläutert Bauingenieur Stefan Bögl aus der erweiterten Geschäftsleitung des familiären Baukonzerns. Er war offensichtlich eine treibende Kraft für die neuen Windtürme und führt inzwischen die eigens gegründete Max Bögl Wind AG.
Seit November 2011 werden in der Oberpfalz erstmals Bögl-Hybridtürme mit Turmdrehkränen errichtet, drei Vestas V112 – jeweils drei MW bei 112 Meter Rotordurchmesser – auf 140 Meter Nabenhöhe.
Die Konstruktion der neuen Türme ist konsequent auf die Errichtung mit Turmdrehkränen ausgelegt, so Stefan Bögl auf einer Veranstaltung von Bayern Innovativ in Nürnberg. Am Turm-Fundament mit 21 Metern Durchmesser ist neben dem Mastfuß eine Stellfläche nebst Befestigungsmöglichkeit für den Kran einbetoniert. Dessen Stahlgitter steht bis über 80 Meter Höhe eigenstabil.
Auf diesem 80-Meter-Niveau sitzt beim Bögl-Turm das Übergangsstück vom Beton- zum Stahlabschnitt – Durchmesser 4,40 Meter. Dieses Übergangsstück, durch Stahlseile mit dem Fundament verspannt, stabilisiert auch den Turmdrehkran: Der wird am Übergangsstück fest verankert und hält laut Bögl einem Betriebswind bis zu 20 Meter pro Sekunde stand. Gut geeignet für Waldwindparks
Turmdrehkräne arbeiten nach Firmenangaben etwa doppelt so schnell wie Mobilkräne: Ein 70-Tonnen-Stück werde in nur 25 Minuten auf 150 Meter Höhe gehoben. Weitere Pluspunkte von Turmdrehkränen sind laut Bögl die 1200 Quadratmeter Standfläche. Diese seie gerade bei Waldwindparks ein starkes Argument, da nicht so viel Fläche gerodet werden muss, um die Teile für den Aufbau der Windkraftanlagen zu lagern. Der Transport der Kletterkräne gehe in 22-Tonnen-Teilen auf normalen Tiefladern von statten. Anders als die Mobilkranteile: Dort müssen zum Beispiel die Kettenlaufwerke auf überbreiten Schwertransportern zur Baustelle transportiert werden. Das schließt wegen der schmalen Zufahrtswege viele Standorte aus.
Auch bei den Türmen selbst hat Bögl-Wind stark auf die Transportfähigkeit geschaut: Für 128-Meter-Masten sind die unteren Beton-Rohrhälften je 4,50 Meter breit; für 150 Meter Höhe werden mehrere Teile zu 10,50 Metern Durchmesser zusammenmontiert. Bei Wandstärken von 30 Zentimetern sind die Einzelstücke maximal 60 Tonnen schwer.
10,50 Meter Maximaldurchmesser nimmt auch die CNC-Schleifanlage von Bögl auf. Das Zusammenfügen der Betonteile erfordere „eine hohe Genauigkeit und Ebenheit der CNC-geschliffenen Beton im Bereich von einem Zehntel Millimeter“, denn die Ringe würden mit „trockener Betonfuge, ohne Mörtel oder Epoxidharz“ verbunden, so Stefan Bögl. „Die vertikale Fuge dagegen hat bewehrungsübergreifende Stahlteile und wird mit Vergussmörtel auf der Baustelle geschlossen.“
Die Masten seien für Windmühlen aller Hersteller geeignet. „Im Werk Sengenthal haben wir in einer 200 Meter langen Halle eine Produktionsanlage aufgebaut für 120 Türme pro Jahr. Es ist uns also möglich, jeden zweiten Arbeitstag einen Turm herzustellen“, behauptet Vorstand Stefan Bögl.
(Heinz Wraneschitz)

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