Wirtschaft

06.11.2015

Raus aus Deutschland!

Eine Glosse von Hannes Burger

Die Landesausstellung in Ingolstadt über Napoleon ist erfolgreich beendet. Was haben wir aus seiner Geschichte gelernt? Als der Franzosen-Kaiser sein Imperium mit einem Russland-Feldzug erweitern wollte, war er überzeugt: „Wir schaffen das!“ Als Zwangs-Verbündeter musste Bayern nicht nur seine Soldaten durchfüttern, sondern zwei Divisionen eigene Soldaten mitschicken. Napoleon war selbst geschafft und 30 000 Bayern fanden dabei den Tod.

Auch vollmundige Parolen aus Berlin „Wir schaffen das!“ haben für Bayern eine Vorgeschichte mit bitterem Nachgeschmack. Als der deutsche Kaiser Wilhelm II. den Ersten und „der größte Feldherr aller Zeiten“ („Gröfaz“) Hitler den Zweiten Weltkrieg losbrachen waren beide sicher: „Wir schaffen das!“ Der Blutzoll an zwangsweise rekrutierten Bayern war noch höher als bei Napoleon, ebenso die Zuwanderung von deutschen Flüchtlingen nach 1945! Seither musste der Freistaat Bayern weit mehr „Preußen“ aus deutschen Bundesländern als Zuwanderer aufnehmen, als ein tapferes kleines Volk je integrieren, geschweige denn aufheiraten kann.

Die „Nehmer“ spucken aber große Töne


Wenn von starken Rednern aus Berlin, wie etwa von der „mächtigsten Frau der Welt“ mit den langsamsten Ministern Europas der Kraftspruch ertönt „Wir schaffen das!“, läuten in Bayern automatisch die Alarmglocken. Das Vorbild dafür ist der Länderfinanzausgleich: In der angemaßten „Berliner Republik“ mit der Hauptstadt als größtem Flughafenbauer aller Zeiten („Gröfaz!“) schaffen es gerade vier von 16 Bundesländern, ihr Volk selbst zu ernähren. Die „Nehmer“ spucken aber große Töne und sagen dem „Hauptgeber“ Bayern, was es falsch macht.

In „Hauptstadt-Medien“ wird über Seehofer und die CSU gespottet, wenn sie mit Ausstieg aus der Koalition drohen. Sowas nehmen die in Berlin ja nicht ernst! Denn CDU und SPD hätten allein die Mehrheit und für die paar Minister und Staatssekretäre hätte die CDU genug erfahrene Wahlverlierer aus allen Bundesländern, die so als Berufs-Looser versorgt werden könnten. Seehofer sollte nicht drohen, sondern handeln! Nicht CSU raus aus der Koalition, sondern Bayern raus aus der Bundesrepublik, als souveräner Staat rein in die EU! Wenn nicht jetzt, wann dann?

„To Germany, Mama Merkel and Papa Sigi“!

Bei einer Volksabstimmung über Bayerns Unabhängigkeit würden in Berlin und den „Nehmerländern“ die Alarmsirenen heulen: Keine fetten Steuern mehr aus Bayern, kein Finanzausgleich, jede Menge Mauth von Transitfahrern – und Flüchtlinge durchwinken: „To Germany, Mama Merkel and Papa Sigi“!

Rund 20 ebenso kleine und wirtschaftlich schwächere Staaten als Bayern in Europa würden sich freuen: ein starker Verbündeter gegen das geschrumpfte Rest-Deutschland. Die Republik Bayern wurde 1945 bis 1949 nur von der Militärregierung als souveräne Nation verhindert. Bayern hat dem Grundgesetz ja nie zugestimmt. Es bliebe nur ein Problem: Wohin mit Millionen Flüchtlin-gen aus deutschen Ländern? Ob wir das dann schaffen? Schee waar’s.

Kommentare (4)

  1. AlexBerlin am 27.01.2016
    Oh ja! Bitte, Bitte! Wer will denn schon mit Bayern (die CSU wählen) in einem Land leben?
  2. langbernhard am 08.11.2015
    Ursache für den Verlußt unserer Souveränität war der leider von uns verlorenen Angriffskrieg Preußens gegen Deutschland (unter damals Habsburger Führung) anno 1866.

    Nun die Frage: Wie lange muss man ein Land besetzt halten, bis daß es einem rechtmäßig gehört?

    Stellen wir uns mal vor, Hitler hätte nach der Eroberung Polens plötzlich Frieden geschlossen. Wäre dann Polen heute einfach 17. Bundesland?

    Gerade die Stärke Deutschlands wird von unseren Nachbarn skeptisch gesehen. Würde man nun deren stärksten Staat Bayern herauslösen, würde das vermutlich eher für einen stabilen Frieden sprechen.

    Krieg gab es immer dann wenn mal wieder jemand besonders groß und stark sein wollte. Von den kleinen Völkern und Staaten ging praktisch nie Krieg aus (historischen Streitigkeiten unter adeligen Verwandten mal ausgenommen).
  3. Aposto am 06.11.2015
    Uns ginge es definitiv besser ohne Mitgliedschaft in diesem Deutschland, dessen Gründung schon mit einem Krieg gegen Frankreich begann. Danach der Erste Weltkrieg, vom Deutschen Kaiser in Berlin vom Zaun gebrochen, das was dann folgte, die Konsequenz daraus. Und schon wieder wird aus Berlin am Untergang gearbeitet. Ich schliesse mich an: Raus aus Deutschland, so schnell wie möglich!
  4. Miiichale (Schullerhrabua) am 06.11.2015
    Eine wunderbare Glosse mit viel Wahrheitsgehalt. Überlegenswert für die Bayerische Staatsregierung alle Landtagsfraktionen.....was wären die schlimmen Folgen 22 Abgeordnete im EU-Parlament statt 12? Ein eigener EU-Kommissar? Volle Gestzgebungskompetenz des Landtags? .....Oder sind wir seit Preußens Hochverrat von 1866 (Bruch der Deutschen Bundesakte durch das Angriffsbündnis mit Italien gegen den Bundesstaat Österreich mit dem folgenden Krieg gegen den Deutschen Bund und dessen Vernichtung) an das von Preußen dominierte Restdeutschland auf ewige Zeiten gebunden. Wir können genauso wie die anderen deutschen Bundesländer und Österreich die Schweiz, Luxemburg und Liechtenstein Teil der deutschen Kulturnation sein ohne zwingend Mitglied in der Bundesrepublik zu bleiben, deren Werte (Familie, Einheits-Identität und Sprache, Moral usw.) vielleicht nicht (mehr) zu denen des bayerischen Volkes passen.
    Merci fürs lesen!
Die Frage der Woche
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.