Mit 20 000 Euro wurden vor Kurzem im Rahmen des seit 1986 bestehenden Denkmalpreises der Hypo-Kulturstiftung zwei Preisträger aus Schwaben und Mittelfranken für vorbildliches konservatorisches Engagement ausgezeichnet. „Der Erhalt eines Baudenkmals ist für die Besitzer nicht nur finanziell aufwendig, er kostet auch Zeit und Kraft. Dieser Einsatz privater Eigentümer ist für die Denkmalpflege von großer Bedeutung. Mit dem Entschädigungsfonds Bayern verfügen wir über ein

geeignetes Instrument, um sie bei der Sanierung ihrer Baudenkmäler zu unterstützen. Die Auszeichnung mit dem Denkmalpreis der Hypo-Kulturstiftung soll Anerkennung und Dank sein für ihren unbezahlbaren Beitrag zum Erhalt unseres kulturellen Erbes und unserer Identität“, sagte Kultusminister Ludwig Spaenle bei der feierlichen Verleihung.
Die Jury unter dem Vorsitz von Uta Hassler, Professorin für Denkmalpflege und Bauforschung an der ETH Zürich, hat aus 50 Objekten die beiden Preisträger ausgewählt. „In diesem Jahr waren besonders Objekte beeindruckend, die sich durch langjähriges Engagement der Eigentümer und pflegerische Konzepte auszeichnen – in beiden wurde auf Ertragsmaximierung durch Vermarktung verzichtet.“ so die Jury-Vorsitzende Hassler. „Dank gebührt allen, die sich mit großem Einsatz für das Kulturgut engagieren.“
Einer der Preise ging an Elisabeth von Elmenau für das Haus Bullachberg in Schwangau, Landkreis Ostallgäu. Bullachberg ist nach Ansicht des Preisgerichts ein herausragendes Beispiel dafür, dass das Engagement eines Einzelnen ein Baudenkmal retten kann. Gleichzeitig mache es deutlich, wie wichtig konservatorisches Handeln nicht nur für ein Gebäude, sondern für eine ganze Denkmallandschaft sein kann.
Der Bau entstand 1904 nach den Plänen des Architekten und Hofbaurats Eugen Drollinger, dem letzten Baumeister König Ludwigws II. Er diente als Sommersitz für den Münchner Unternehmer Emil Papenhagen, der die Villa bis in die 1920er Jahre nutzte, und ab 1927 für Rafael Prinz von Thurn und Taxis.

Seit den 1990er Jahren stand der Bau leer, der fehlende Bauunterhalt führte zu ersten Schäden. In den Folgejahren wurde das Wohnhaus zum Spekulationsobjekt. Ein Golfclub stand zur Debatte und für ein Luxushotel wurde bereits das Baurecht erteilt. 2012 erwarb Elisabeth von Elmenau das Schloss mit Nebengebäuden und dazugehörigem Land: Sie wohnt dort und führt eine ökologische Landwirtschaft. Heute steht das Haus offen für Feriengäste und kulturelle Veranstaltungen.
Herausragendes Kulturdenkmal Mittelfrankens
Die historische Bausubstanz ist mit großen Teilen der Ausstattung erhalten. Bei der Restaurierung blieb die Raumdisposition unverändert, Restaurierungs- und Pflegearbeiten wurden behutsam ausgeführt. Die neue Eigentümerin nutzt das Gebäude im ursprünglichen Sinn und hat sämtliche Kosten ohne öffentliche Fördergelder selbst getragen.
Einzigartig ist die außergewöhnliche landschaftsräumliche Situation: Der Bullachberg liegt in Schwangau, Ortsteil Alterschrofen, als kegelstumpfartige Erhebung unmittelbar nördlich von Schloss

Neuschwanstein. Von hier bietet sich ein faszinierender Blick auf die Kette der Allgäuer Alpen mit den beiden Königsschlössern Neuschwanstein und Hohenschwangau.
Der zweite Denkmalpreis der Hypo-Kulturstiftung ging an die Stromer’sche Kulturgut-, Denkmal- und Naturstiftung, vertreten durch Rotraut von Stromer-Baumbauer für Burg Grünsberg (Landkreis Nürnberger Land). Die Burg Grünsberg gehört zu den herausragenden Kulturdenkmälern Mittelfrankens und ist ein Musterbeispiel sorgfältiger konservatorischer Aktivitäten über einen langen Zeitraum hinweg: Die Anlage spiegelt gesamtdeutsche Kulturgeschichte wider, das Ensemble besitzt überragende kulturhistorische Bedeutung und ist in seltener Vollständigkeit erhalten geblieben, betont die Jury.
Die Burganlage, gelegen auf einem Felsen innerhalb einer Talsenke südwestlich von Altdorf, wurde in staufischer Zeit erbaut und 1231 erstmals urkundlich erwähnt. Sie ist seit dem 16. Jahrhundert Sitz Nürnberger Patrizier. Mit der Gebäudegruppierung mit innerem und äußerem Burghof wurden Idealvorstellungen mittelalterlicher Burgen weitergeführt.
Zerstörungen, Wiederaufbauten und Erweiterungen haben die heutige Baugestalt geformt: Bei der Einnahme durch Nürnberg 1504 wurde der Palas stark beschädigt und nur notdürftig repariert, der Wiederaufbau erfolgte bis 1561 in Formen der Renaissance. Zwischen 1717 und 1720 erfuhr der Palas eine Barockisierung mit hervorragendem Stuck von Donati Polli und Kreuzstockfenstern mit Venezianer Tellerscheiben. Die reiche historische Ausstattung ist geschlossen erhalten.
Generalsanierung
erfolgte in
drei Abschnitten
Seit 1750 befindet sich das Schloss im Besitz der Familie Stromer von Reichenbach. 1993 wurde die Burganlage mit dem gesamten historischen Inventar in eine Familienstiftung überführt, die Stromer´sche Kulturgut-, Denkmal- und Naturstiftung. Rotraut von Stromer-Baumbauer, die ihre Kindheit zu großen Teilen in der Burg verbracht hatte, führt das familiäre Erbe fort. Sie ist heute federführend in der Stiftung tätig und kümmert sich seit vielen Jahren kontinuierlich um die Instandhaltung, obgleich die finanzielle Belastung dabei bis an die Grenzen des Möglichen geht, erklärt das Preisgericht. Öffentliche Fördergelder boten Unterstützung.
Seit 1997 erfolgte die Generalsanierung in drei Abschnitten:
1. Bauabschnitt (1997 bis 2002);
2. Bauabschnitt (2005 bis 2009);
3. Bauabschnitt (2015 bis Frühjahr 2017).
Die Familie Stromer und viele ehrenamtliche Helfer arbeiten an der Wiederherstellung und Pflege vieler Bauteile und der Außenanlagen. Aktuell ist die Sanierung der barocken Quellfassung der Sophienquelle geplant. Die Burg ist öffentlich zugänglich für Konzerte und Führungen.
Die Hypo-Kulturstiftung wurde 1983 gegründet. Die Aktivitäten der Stiftung verteilen sich auf die folgenden fünf Säulen: der jährlich stattfindende Denkmalpreis für vorbildhafte Denkmalpflege in Bayern, der Museumsfonds zur Förderung von Ankäufen der Gegenwartskunst, Förderungen von Bildender Kunst der Gegenwart in Form von öffentlich zugänglichen Kunstprojekten, wissenschaftliche Stipendien sowie die Kunsthalle als eines der größten Ausstellungshäuser in Deutschland.
(Friedrich H. Hettler)
(Die Kapelle von Haus Bullachberg; Burg Grünsberg und das Gelbe Zimmer - Fotos: Hypo-Kulturstiftung)
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