Ingolstadt ist die fünftgrößte bayerische und zweitgrößte oberbayerische Stadt. Als attraktiver Bildungs- und Wirtschaftsstandort gilt die Großstadt als Zuzugsregion, die mittlerweile über 143 000 Einwohnerinnen und Einwohner zählt. Dieses Wachstum wird begleitet von Investitionen in die Infrastruktur und Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger. Schulbaumaßnahmen sind dabei ein zentraler Punkt, denn die Schülerzahlen steigen stetig an.
Das jüngste Neubauprojekt in kommunaler Trägerschaft befin-det sich im Herzen der Altstadt. Direkt am Grüngürtel, dem sogenannten Glacis, hat die Staatliche Fach- und Berufsoberschule (FOS/BOS) Ingolstadt einen Zusatzbau erhalten. Auf diesem Grundstück befand sich bereits ein städtisches Schulgebäude, das nach dem Neubau und Umzug des darin untergebrachten Sonderpädagogischen Förderzentrums abgetragen wurde und somit Platz für den Neubau der FOS/BOS machte.
Nach knapp vierjähriger Bauzeit inklusive der Abbruchmaß-nahmen konnte die neue Bildungsstätte im September 2024 ihrer Bestimmung übergeben werden. Mit Gesamtkosten von rund 42 Millionen Euro für den Abriss des Altbaus und der Errichtung des Neubaus ist das Schulbauprojekt im Kostenrahmen geblieben.
Zum Start des Schuljahrs 2024/25 konnte in den modernen Neubau Leben einziehen. Rund 920 Schülerinnen und Schüler werden jetzt in dieser zeitgemäßen Bildungsumgebung unterrichtet. Das Gebäude ergänzt die bestehende FOS/BOS, die weiterhin in der ehemaligen Flandernkaserne in der Ingolstädter Innenstadt untergebracht ist.
Der Ergänzungsbau war aufgrund der steigenden Schülerzahlen dringend erforderlich: Mit insgesamt rund 1500 Schülerinnen und Schülern zählt die Einrichtung zu den größten Fach- und Berufsoberschulen Bayerns.
Der barrierefreie Neubau mit einer Nutzfläche von über 6300 Quadratmetern umfasst 33 Klassenzimmer, einen Werkstattbe-reich für Metallbau, Holz- und Bautechnik mit modernsten Gerä-ten und Maschinen für die fachpraktische Ausbildung sowie Fachunterrichts- und zusammenschaltbare Unterrichtsräume. Darüber hinaus stehen sogenannte Lerninseln für flexibel nutzbare Unterrichtsformen und als Selbstlernzonen zur Verfügung.
Die moderne digitale Ausstattung der Einrichtung ermöglicht einen zeitgemäßen und zukunftsorientierten Unterricht. Zum fünfgeschossigen Schulgebäude gehört auch eine Mensa, welche nicht nur der FOS/BOS zugutekommt, sondern auch die Mittagsverpflegung der benachbarten Grund- und Realschule übernimmt. Darüber hinaus dient die Aula mit ihren großen Panoramafenstern und freiem Blick in die angrenzende Parkanlage als Versammlungsstätte für bis zu 300 Personen.
Eine der planerischen Herausforderungen war die besondere Grundstückssituation: Zum einen galt es, die Topografie mit einem Gefälle von rund 2 Metern zu berücksichtigen, zum anderen handelt es sich um ein in der Fläche begrenztes Grundstück mit trapezförmigem Zuschnitt, resultierend aus der vorbeiführenden Straße, dem Grüngürtel sowie zwei benachbarter, bebauter Grundstücke.
Fünfgeschossiges
Gebäude mit Mensa
Unter diesen Voraussetzungen wurde ein zweiteiliges Gebäudekonzept mit einem eingeschossigen, trapezförmigen Sockelgeschoss und einem viergeschossigen mittigen Hauptbaukörper umgesetzt. Diese Anordnung trägt durch einen schlanken Baukörper und ein Staffelgeschoss im 4. Obergeschoss den nachbarschaftlichen Gesichtspunkten Rechnung. Dem Gebäudekonzept entsprechend differenziert sich das äußere Erscheinungsbild in Sockel, Fuge, Hauptbaukörper und Staffelgeschoss.
Der Neubau fügt sich auf diese Weise harmonisch in die bestehende Umgebung ein. Das Grundstück mit rund 6600 Quadratmetern Fläche wurde dabei optimal genutzt. Die gestaffelte Geschossanordnung ermöglicht eine reizvolle Aufteilung der einzelnen Bereiche. Während die Schulverwaltung im zurückgesetzten 4. Obergeschoss untergebracht ist, finden sich der Eingangsbereich, die Aula, die Werkstätten sowie der Versorgungsbereich im Erdgeschoss. Die Fach- und Unterrichtsräume sind in den darüberliegenden drei Geschossen mit dazwischengeschalteten Lerninseln angeordnet.
Der Dachbereich des Sockelgeschosses wird im östlichen Bereich als große Pausenfläche aktiviert. Diese steht über eine großzügige Freitreppe, die ein charakteristisches Merkmal des Gebäudes darstellt, im räumlichen Zusammenhang mit dem Eingangsplatz und bietet so attraktive Aufenthaltsbereiche mit Grünelementen für die Schüler. Die Freiflächen im angrenzenden Grüngürtel stehen den Schülern ebenfalls zur Verfügung, da der Schulbereich bewusst nicht eingezäunt ist.
Dem Münchener Architekturbüro Schwinde ist damit ein architektonisch hochwertiger Neubau gelungen, der nicht nur den Ansprüchen eines modernen Schulhauses gerecht wird, sondern auch in Sachen Nachhaltigkeit viel zu bieten hat. Für eine ökologisch wertvolle Energieversorgung wurde eine Photovoltaikanlage auf dem Dach installiert. Zudem wird das gesamte Gebäude mittels Betonkernaktivierung über Erdsonden temperiert.
Auch „Kunst am Bau“ spielt in öffentlichen Gebäuden, speziell auch beim Zusatzbau der FOS/BOS, eine Rolle: Als Blickfang in einer der Lerninseln hat der Ingolstädter Künstler Ludwig Hauser runde Spiegelkörper im Duktus von Morsezeichen beziehungsweise in Brailleschrift installiert.
Die Aufgabenstellung, auf diesem herausfordernden Grund-stück ein identitätsstiftendes Schulgebäude mit kommunikativen Zonen im Innen- und Außenbereich sowie einer nachhaltigen Gebäudekonzeption zu schaffen, ist damit überzeugend umgesetzt worden. (BSZ)
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