Im Mai 2018 haben die rund 200 Mitarbeiter der Stadtwerke Aschaffenburg ihr neues Domizil bezogen. Der Bau des neuen Verwaltungsgebäudes begann mit dem ersten Spatenstich im November 2016 und dauerte ziemlich genau eineinhalb Jahre. Der Neubau war notwendig, da das bisherige Gebäude, eine Stahl- und Glaskonstruktion aus dem Jahr 1972, zwar sehr funktionell, jedoch ohne Wärmedämmung war und der Energieverbrauch enorm. Der Heizbedarf im Winter wurde sogar noch übertroffen vom Aufwand für die Kühlung im Sommer.
Rund zehn Jahre hatte man nach einem schlüssigen Sanierungskonzept gesucht. Doch stets war ein Neubau die einzig sinnvolle Alternative. Aber auch die Suche nach einem neuen, geeigneten Standort brachte kein zufriedenstellendes Ergebnis. Gemäß dem Motto, das Gute liegt so nahe, fand sich letztlich die perfekte Lösung. Der Neubau wurde neben der alten Verwaltungszentrale, ebenfalls auf dem Werksgelände der Stadtwerke, errichtet – auf der Grundfläche des alten, ebenfalls sanierungsbedürftigen Werkstatt- und Lagergebäudes. So mussten während der Bauzeit keine zusätzlichen Räume für Büros angemietet werden. Die Werkstätten konnten ebenfalls auf dem Werksgelände untergebracht werden.
Heute sind Verwaltung und Werkstätten in einem kombinierten Gebäude. Das Erdgeschoss des Neubaus beherbergt jetzt einen Großteil der Werkstätten sowie Sozial-, Lager- und Technikräume. Darüber kommt der erste und zweite Stock, eine Ebene weniger als im alten Gebäude. Damit fügt sich der Neubau auch noch besser in die umliegende, zweistöckige Wohnbebauung ein. Weiterer Vorteil: Das Kundenzentrum, das erst 2006 errichtet wurde, konnte über einen Flur direkt mit dem Neubau verbunden werden.
Die neue Verwaltungszentrale ist ein Stahlbetonbau mit einer Tragstruktur aus Wänden und Stützen. Auf dem vorgegebenen Büroraster von 1,35 Metern wurde ein Ausbauraster entwickelt, das die Grundlage für den technischen Ausbau des Gebäudes und so die Grundlage für die flexible Gebäudenutzung bildet.
Gesamtbaukosten in Höhe von zwölf Millionen Euro
Nicht nur bei der Bauzeit, auch bei den Kosten lief alles nach Plan. Insgesamt wurden exakt die vorgesehenen zwölf Millionen Euro benötigt. Davon entfallen 9,7 Millionen Euro für den reinen Neubau, der Rest wurde für die Umgestaltung des Geländes mit neuer Zufahrt und Umzug der Werkstätten benötigt. In einem europaweiten Bieterverfahren, an dem sich vier Bieter beteiligt hatten, haben sich das Aschaffenburger Bauunternehmen Hörnig und das ebenfalls hier ansässige Architekturbüro Ritter-Bauer durchgesetzt. Sie haben den Bau für die Stadtwerke als Generalunternehmer schlüsselfertig errichtet.
Als Energieversorger nehmen die Aschaffenburger Stadtwerke ihre Vorbildfunktion sehr ernst. Deshalb war es das ambitionierte Ziel, mit dem Neubau sowohl im Hinblick auf Effizienz als auch bei der Einsparung von Energie die Gesetzesvorgaben zu übertreffen. Und da die Stadtwerke ihr Geld in der Region verdienen, soll es auch in der Region ausgegeben werden. Das ist mit fast 100 Prozent der Bausumme gelungen. Die Kosten für den Neubau werden nahezu komplett durch die eingesparten Betriebskosten refinanziert. Rund eine halbe Million Euro haben die Stadtwerke bislang Jahr für Jahr hierfür aufwenden müssen. Beim Neubau sind es voraussichtlich nur noch 50 000 Euro.
Dafür wurde ein umfassendes Energiekonzept entwickelt. Die Fassaden mit Wärmedämmverbundsystemen und langgestreckten Fensterbändern stellen eine energieoptimierte und wirtschaftliche Hülle für den Neubau dar. Die Wärmeversorgung erfolgt ausschließlich aus Fernwärme, die aus dem im Aschaffenburger Hafen liegenden Biomasse-Heizkraftwerk stammt, das ebenfalls zum Unternehmensverbund der Stadtwerke gehört.
Kälte wird für die Technik- und Besprechungsräume über elektrisch betriebene Kompressoren erzeugt. Zum Heizen und Kühlen der anderen Räume dient ein neues Verfahren: die Betonkern- Aktivierung. Hierfür werden Rohrschlangen in die Raumdecken einbetoniert, in denen dann nachtgekühltes Wasser im Sommer zirkuliert und warmes Wasser im Winter. Dennoch können die Mitarbeiter in jedem Raum separat die Heizung beziehungsweise die Temperatur regulieren. Ebenso lassen sich die Fenster öffnen, und der Sonnenschutz kann individuell gesteuert werden, um den Bedürfnissen der Mitarbeiter gerecht zu werden.
Nicht nur der Betrieb der Wärmetauscher oder auch der installierten Be- und Entlüftungsanlage, die ebenfalls konsequent Abwärme nutzt, brauchen Strom. Auch Computer, die Maschinen in der Werkstatt oder Elektrofahrzeuge wollen versorgt werden. Diesen Strombedarf decken die Stadtwerke von nun an weitgehend selbst – mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach.
Der Neubau hat eine Fläche von 5400 Quadratmetern, im bisherigen Gebäude samt Werkstatt waren es rund 5700 Quadratmeter. Trotz der etwas kleineren Fläche steht den Mitarbeitern mehr echte Nutzfläche zur Verfügung, da die Planer die Verkehrsflächen sinnvoll und pfiffig gestaltet haben.
Damit einher geht eine neue Form der Zusammenarbeit und moderner Arbeitsplatzgestaltung. „Open Space“ (offener Raum) heißt das Konzept. Es gibt keine Großraumbüros, aber auch nur wenige und verglaste Einzelzimmer. Die Büroräume des Neubaus sind offen und flexibel gehalten, variabel nutzbar, mit Platz für Austausch und Kommunikation. Sie gehen auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der modernen Arbeitswelt ein und bieten Platz für Projekt- sowie Einzelarbeit, für neue agile Arbeitsmethoden, für spontane Abstimmungen und die Pausen zwischendurch. Übrigens: Das alte Verwaltungsgebäude wird im kommenden Jahr abgerissen. Was an dieser Stelle entstehen soll, ist noch offen. (BSZ)
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