Bauen

Das sanierte ehemalige Jugendzentrum in der Petersgasse in Straubing. (Foto: Herbert Stolz, Regensburg)

12.08.2022

Bedeutendes Baudenkmal erhalten

Straubing: Aus Jugendzentrum wird Verwaltungsgebäude der TU München

Das Staatliche Bauamt Passau hat die Umbauarbeiten abgeschlossen: Aus dem ehemaligen Jugendzentrum in der Petersgasse 5 in Straubing ist ein modern ausgestattetes Bürogebäude geworden, in dem die Verwaltung des Campus Straubing für Biotechnologie und Nachhaltigkeit der Technischen Universität München (TUM) eine neue Heimat gefunden hat.

Bereits 2017 stand die Sanierung des Gebäudes kurz vor dem Abschluss, als ein Brand das Gebäude schwer beschädigte. Der historische Dachstuhl wurde dabei komplett zerstört, was angesichts der denkmalgeschichtlichen Bedeutung des um 1700 als Stadtkrankenhaus errichteten Gebäudes sehr bedauerlich ist. Die Planer am Staatlichen Bauamt Passau haben das Beste aus dieser Situation gemacht. Im neuen Dachstuhl konnte nun ein Hörsaal eingebaut werden, der rund 100 Personen Platz bietet.

Im Oktober 2015 begannen die Sanierungsarbeiten an dem ehemaligen Jugendzentrum der Stadt Straubing für eine Nutzung durch den Campus Straubing der TU München, der zum Wintersemester 2017/18 in Betrieb genommen werden sollte. Kurz vor Abschluss der Bauarbeiten fiel das Gebäude jedoch, in der Nacht vom 6. auf den 7. Oktober 2017, einem Brand zum Opfer, der die vorausgegangenen Instandsetzungsarbeiten und bisherigen Investitionen von 4,5 Millionen Euro zunichtemachte.

Der historische Dachstuhl wurde samt den neu installierten haustechnischen Anlagen ein Raub der Flammen. Die Räume im Obergeschoss und im Erdgeschoss wurden vor allem durch das Löschwasser stark beschädigt. Daher mussten der bereits fertiggestellte Innenausbau und die Installationen weitgehend bis auf den Rohbauzustand zurückgebaut werden. Ein Notdach schützte das Gebäude über die Wintermonate vor eindringendem Wasser, während im Inneren der Bauschutt beseitigt wurde. Die vor dem Brand neu eingebauten Fußböden, Estriche, Leichtbauwände, abgehängte Decken und die technische Gebäudeausrüstung mussten wieder abgebrochen werden, zudem waren umfangreiche Trocknungs- und Entfeuchtungsarbeiten erforderlich.

Nach dem ursprünglichen Sanierungskonzept sollte der historische Dachstuhl in seinem Bestand erhalten bleiben, dieser wurde jedoch bei dem Brand zerstört. Im Rahmen des Wiederaufbaus nutzte das Staatliche Bauamt Passau die Chance eines nunmehr zulässigen Dachgeschossausbaus und plante im Dachraum einen etwa 150 Quadratmeter großen neuen Hörsaal für 100 Personen.

Auf der Fläche des zuvor geplanten Seminarraums im ersten Obergeschoss entstanden vier zusätzliche Büroräume. Mit dieser Sanierungs- und Umbaumaßnahme konnte die Nutzfläche des Gebäudes von ursprünglich geplanten 820 auf 1180 Quadratmeter Nutzfläche erweitert werden, die in ihrer baulichen und technischen Ausstattung die Anforderungen eines zeitgemäßen Hochschulbaus sowie ebenso die aktuellen bautechnischen Anforderungen und der Barrierefreiheit erfüllen.

Zur Verbesserung des Wärmeschutzes des Gebäudes wurden die bestehenden Außenwände – denkmalgerecht – auf der Innenseite mit einer mineralischen Wärmedämmung bekleidet, die in Verbindung mit dreifach verglasten Holz-Verbundfenstern dafür sorgen, die Transmissionswärmeverluste gering zu halten.

Im Sinne des Klimaschutzes vorbildlich ist die Energieversorgung des Gebäudes: 27 Erdwärme-Speichersonden, die bis in eine Tiefe von 28 Meter reichen, liefern über eine Wärmepumpenanlage die notwendige Heizenergie für das Gebäude und Prozesskälte für die Kühlung des Serverraums sowie des neuen Hörsaals.

Im Juli 2018 billigte der Haushaltsausschuss des Landtags das neue Konzept für die Sanierung und den Wiederaufbau des brandgeschädigten Gebäudes an der Petersgasse 5 und genehmigte dafür 4,8 Millionen Euro. Im Juni 2019 begannen die Wiederherstellungsarbeiten mit dem Ersetzen der Grundleitungen im Gebäude. Im Anschluss wurde die Rohinstallation für Elektro, Heizung, Lüftung und Sanitär erneuert, anschließend folgte die Errichtung des neuen Dachstuhls sowie die Erneuerung des Innenausbaus.

Wie bei großen Hochbauprojekten des Freistaats üblich, wurden im Rahmen der Umbaumaßnahme auch Leistungen bildender Künstler realisiert. In einem bereits 2017 durchgeführten Kunstwettbewerb, zu dem sieben Künstler eingeladen worden waren, gingen die Künstler Karl Heinz Einberger und Valentin Goderbauer aus Freising als Sieger hervor. Sie konzipierten für den Innenraum des dreigeschossigen sechseckigen Dachreiterturms eine Wandmalerei, die in den Blattfarben der Jahreszeiten schwungvoll die Sonnenstände im Jahreslauf nachzeichnet. Farbige Gläser in den Oberlichtfenstern des Turmes lassen das Kunstobjekt auch nach außen wirken. Die Farbigkeit und Art der Maltechnik, die an klassische Freskomalerei und barocke Farbgebung erinnert, verleiht dem Turmzimmer eine besondere Atmosphäre.

Die Nutzung als Hochschulgebäude wird auch seitens der Denkmalpflege ausdrücklich begrüßt. Das Gebäude gehört schließlich zu den bayernweit besonders bedeutsamen Zeugnissen klösterlicher Sozial- und Fürsorgebauten in der Barockzeit.

Errichtet um 1700 als Stadtkrankenhaus, diente der mächtige zweigeschossige Walmdachbau mit Dachreiter und Zwiebelhaube in den 300 Jahren seiner Geschichte bereits als Schulhaus, als Behinderteneinrichtung und als Sozialwohnungsbau, ab 1977 als Jugendzentrum und zuletzt als Sitz des städtischen Jugendamts, bis der Freistaat das Gebäude übernahm, um hier dringend benötigte Erweiterungsflächen für den TUM-Campus Straubing zu errichten. (Sabine Süß)
 

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