Bauen

Ende 2018 zog die Fakultät für Design in das vom Büro Staab Architekten renovierte Zeughaus an der Lothstraße. (Foto:)Franz Schmid

13.02.2019

Das Gebäude wieder erlebbar gemacht

Die Fakultät für Design der Hochschule München befindet sich jetzt im landesherrlichen Zeughaus von 1866

Die international angesehene Fakultät für Design der Hochschule für angewandte Wissenschaften München hat zum Wintersemester 2018/2019 in dem sanierten und erweiterten Gebäude des ehemaligen Zeughauses unter optimalen Bedingungen ihre Arbeit aufgenommen. Am 6. Februar 2019 wurde das Gebäude in einem Festakt im Beisein von Wissenschaftsminister Bernd Sibler feierlich eingeweiht.

Um für die drei Fachbereiche der Designfakultät eine neue, gemeinsame Heimat zu schaffen, wurde der historische, denkmalgeschützte Bau saniert und um einen Ausstellungspavillon erweitert. Der Freistaat investierte dafür rund 62 Millionen Euro. Nun können auf einer Fläche von etwas mehr als 6000 Quadratmetern moderne Lehr- und Arbeitsflächen angeboten werden. Die Planung erfolgte unter Federführung des Staatlichen Bauamts München 2 durch das Architekturbüro Volker Staab Architekten aus Berlin.

Der Erhalt und die Weiterentwicklung der Baukultur in Bayern hat bei den Bauprojekten der Bayerischen Staatsbauverwaltung seit jeher einen hohen Stellenwert. Deshalb waren der Erhalt und die denkmalgerechte Sanierung des Gebäudes an der Lothstraße 17 als Teil des baukulturellen Erbes eine der vordringlichsten Aufgaben bei dessen Umbau. Das mehr als 140 Meter lange Gebäude wurde bis 1866 nach Plänen von Andreas Friedlein errichtet. Es ist das besterhaltene Militärgebäude im Maximiliansstil und einer der bedeutendsten Staatsbauten seiner Zeit.

Großzügige
Atmosphäre

Ursprünglich wurde es als Eingangsbauwerk für die dahinterliegende Luitpoldkaserne und als Zeughaus, also als Waffenlager errichtet. Später zogen unter anderem die Schule für Feuerwerker, das Armeemuseum und die Landespolizei ein. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude ausgebombt. An einzelnen Ziegeln sind noch Schmauchspuren zu sehen.

Bei der jüngsten Sanierung wurde die klare Originalstruktur des Gebäudes auch im Inneren wiederhergestellt und die insbesondere durch Umbauten des 20. Jahrhunderts eingebrachten Schadstoffe beseitigt. Die fehlende innere Verbindung der beiden Gebäudeflügel wurde durch einen geschickt platzierten Anbau im ehemaligen Ehrenhof des Gebäudes hergestellt. Der neue Pavillon fungiert als Verteiler und bietet darüber hinaus ein Forum, in dem die Arbeiten der Studierenden diskutiert und gezeigt werden können. Er ist zugleich Treffpunkt und Visitenkarte der Fakultät.

Sowohl beim Neubau wie auch bei der Sanierung des Altbaus soll Neues klar erkennbar sein und in Dialog zu dem denkmalgeschützten Altbau treten. Drei Hauptmaterialien wurden für die neuen Einbauten gewählt: ein rustikaler Eichendielenboden, zementgebundene Holzwerkstoffplatten für die Einbaumöbel und rohe Aluminiumoberflächen für Brüstungen und Türen. Alle neuen Materialien wirken rau und robust und unterstreichen den Werkstattcharakter der Räume.

Die Flächen des Altbaus wurden hingegen in zurückhaltenden weißen Putzflächen gehalten. Insgesamt ergibt sich eine großzügige Atmosphäre, die den Lehrenden und Studierenden Raum zu Kreativität und Entfaltung vermittelt.

Das Zeughaus stellt mit seiner Größe für die Designfakultät einen Maßanzug dar: Die Flächen konnten optimal in das Bestandsgebäude eingepasst werden.

Mit dem sanierten Gebäude erfüllt sich für die Designer der langgehegte Wunsch, endlich ein gemeinsames Zuhause für alle drei Fachrichtungen, Industriedesign, Fotodesign und Kommunikationsdesign, zu bekommen. Die Verbindung von zukunftsorientiertem Design und einem historischen Gebäude ergibt eine wunderbare Symbiose von alt sowie neu und schafft für die Studierenden ein inspirierendes Arbeitsumfeld.

Der Pavillon ist
das neue Herzstück

Das Gebäude an der Lothstraße 17 wird auf sechs Ebenen die drei Design-Studienrichtungen mit rund 400 Studierenden beherbergen. Der Fakultät stehen hochmodern ausgestattete Hörsäle, eine Bibliothek und die Lehrredaktion zur Verfügung, die im mittleren Gebäudeteil angeordnet sind. In diesem befindet sich auch der Haupteingang.

Auf geradem Weg durch die Eingangshalle betritt man den neuen Pavillon, das neue Herzstück des Gebäudes. Er schafft erstmalig eine Verbindung zwischen den beiden Gebäudeflügeln und dient als zentrale Ausstellungshalle, als Fenster der Fakultät für Design zum Kreativquartier. Im Keller des Neubaus stehen den Studenten, die bislang ihre Fotos in einem Raum mit abgeklebten Fenstern entwickeln mussten, nun Fotostudios und Fotolabore zur Verfügung.

In den Verbindungsflügeln konnten Projekt- und Studienräume sowie Werkstätten für Holz und Metall sowie Print-, Gips- und Claystudios untergebracht werden. Die Kopfbauten beherbergen hauptsächlich Büroräume für Professoren.

Bei der Planung des Projekts wurde das Hauptaugenmerk neben dem Denkmalschutz vor allem auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz gelegt. Der Energieverbrauch des Gebäudes erreicht nahezu den heutigen Neubaustandard. Die für dieses Projekt gültige Energieeinsparverordnung 2009 wird um fast 50 Prozent unterschritten. Das liegt zum einen an der guten Bausubstanz des Altbaus mit seinem robusten Mauerwerk. Zum anderen wurden Fenster mit Dreifachverglasung, Wärmerückgewinnungsanlagen in der Lüftung und eine moderne, energiesparende Beleuchtungstechnik eingebaut. Weiter werden positive Effekte über eine energetische Ertüchtigung der Dächer und die Abdichtung und Dämmung des Untergeschosses erreicht.
Durch die aufgeführten Maßnahmen können rund 60 Tonnen CO2 pro Jahr – im Vergleich zu den Werten des Altbaus vor seiner Sanierung – eingespart werden.

Damit auch die Flächen des Kellers als Werkstätten für die Designer nutzbar gemacht werden konnten, wurde der Kellerboden um 50 Zentimeter abgesenkt. Dies zog nach sich, dass die historischen Fundamente um bis zu sechs Meter unterfangen wurden. In Folge ergab sich ein äußerst komplexer Bauablauf, da die einzelnen Bauteile nur im Pilgerschrittverfahren bearbeitet werden konnten. Der Baufortschritt verlief dadurch in den insgesamt zehn Gebäudeteilen sehr unterschiedlich. So waren nach zwei Jahren Bauzeit einzelne Gebäudeteile bereits im Endausbau, während an anderen noch abgebrochen wurde. Dies bedeutete vor allem für die Installationsfirmen von Elektro und Haustechnik eine große Herausforderung, da diese Anlagen gebäudeteilüber-greifend funktionieren müssen und im Einbau nur schwierig aufteilbar sind.
(Barbara Schneider)

(Der verglaste Pavillon im Ehrenhof; das Treppenhaus und der Pavillon von innen - Fotos: Oliver Jaist)

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