Bauen

Der "Amberger Schmetterling" aus der Luft gesehen. (Foto: Staatliches Bauamt Amberg-Sulzbach)

10.02.2017

Der Amberger Schmetterling

Erneuerung zweier Brückenbauwerke im Knotenpunkt B 85/B 299 in Amberg

Die Bundesstraße 85 und die B 299 bilden neben der Bundesautobahn A 6 das verkehrliche Rückgrat im Landkreis Amberg-Sulzbach und in der Stadt Amberg. Die im Westen Ambergs gelegene höhenfreie Kreuzung zwischen der dort vierstreifig, zweibahnigen B 85 und der B 299 ist mit einer Verkehrsbelastung von über 35 000 Fahrzeugen pro Tag einer der am stärksten frequentierten und wichtigsten Verkehrsknotenpunkte in Amberg. Das Umfeld der Kreuzungsanlage ist im Süden und im Westen durch Wohn- und Gewerbebebauung geprägt, die direkt an die vorhandenen Anschlussrampen heranreicht. Der Fiederbach quert unmittelbar nördlich der B 85 in einem 55 Meter langen Wellstahldurchlass die B 299 sowie mit weiteren Bauwerken zwei Anschlussrampen. Der Knotenpunkt entstand 1969 durch den Bau der B 299 von der südlich der Stadt gelegenen A 6 bis nach Amberg. Dabei wurde die B 299 über die B 85 mittels einer Zweifeld-Brücke mit 42,5 Metern Gesamtstützweite überführt, endete vorerst am Knotenpunkt und wurde schließlich 1986 in Richtung Norden fortgeführt. Die Verknüpfung zwischen der B 299 und der B 85 erfolgte über zwei Anschlussrampen im Nordwest- und Südost-Quadranten. Die Überbaubreite des Kreuzungsbauwerks gestattete die Anordnung von zwei durchgehenden Fahrstreifen und einer Linksabbiegespur.

Elliptische Anschlussrampen

Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs erfuhr speziell die B 299 einen sprunghaften Anstieg der Verkehrsbelastung, da diese in Verbindung mit der B 14 die grenzüberschreitenden Verkehre zwischen der damals bei Amberg endenden A 6 und dem Grenzübergang Waidhaus bewältigen musste. Ende der 1990er Jahre erfolgte aus verkehrstechnischen Gründen die Nachrüstung der dritten Anschlussrampe im Südwest-Quadranten mit einem Verflechtungsstreifen auf der Westseite der B 299, welcher ohne bauliche Veränderungen auf der vorhandenen Brücke abgelegt werden konnte. 2009 gelang es, die noch fehlende vierte Anschlussrampe nachzurüsten. Aufgrund der unzureichenden Brückenbreite konnte allerdings kein weiterer Verflechtungsstreifen angeordnet werden. Das 1969 erbaute Kreuzungsbauwerk sowie der nördlich angrenzende Fiederbachdurchlass gleichen Baujahrs wiesen einen verbrauchten Zustand auf. Nachdem sich mit Sanierungen die vorhandenen Defizite nicht beheben ließen, wurde die Errichtung von Ersatzneubauten notwendig. Um den Knotenpunkt insbesondere zur verständlicheren Nutzung zu vereinheitlichen und um die Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs zu verbessern, wurde die Bauwerkserneuerung dazu genutzt, durch eine breitere Gestaltung des Überbaus den noch fehlenden Verflechtungsstreifen im Zuge der B 299 nachzurüsten. Die Maßnahme eröffnete zugleich die Gelegenheit, die Fahrbahnübergänge des Brückenbauwerks mit lärmarmen Übergangskonstruktionen auszustatten und die Fahrbahnbeläge im Kreuzungsbereich zu erneuern. Nachdem sowohl weder für die B 85 noch für die B 299 im Umfeld geeignete leistungsfähige Umleitungsmöglichkeiten bestehen und angesichts der besonderen Verkehrsbedeutung eine Sperrung einzelner Kreuzungsäste während der Baumaßnahme nicht in Betracht zu ziehen war, erwies sich die Bereitstellung einer ausreichend leistungsfähigen und sicheren bauzeitlichen Verkehrsführung als besondere planerische Herausforderung. Die Lösung dieses Problems bestand darin, die Verkehre der B 85 und B 299 über die bestehenden vier Anschlussrampen im Einbahnverkehr gegen den Uhrzeigersinn um die Baustelle herumzuleiten. Die Verkehrsführung entsprach damit näherungsweise der eines großen Kreisverkehrs mit zusätzlich vier, zwischen den Zu- und Ausfahrten anliegenden Verflechtungsstreifen, denen zugleich die Funktion von Bypässen zukam. Im Vorgriff auf die Ende August 2015 begonnene, insgesamt fünf Millionen Euro teure Baumaßnahme fand angesichts der verkehrlichen Auswirkungen des Bauvorhabens eine frühzeitige und umfassende Information der Öffentlichkeit durch das Staatliche Bauamt Amberg-Sulzbach statt. Aufgrund der ungewöhnlichen Form der bestehenden Kreuzungsanlage mit zwei kreisförmigen Anschlussrampen im Süden und zwei elliptischen Anschlussrampen im Norden, welche im Lageplan der Form eines Schmetterlings gleichen, wurde für diese bauzeitliche Verkehrsführung der Arbeitstitel „Amberger Schmetterling“ geboren. Der „Amberger Schmetterling“ wurde fortan in den Medien und der Öffentlichkeit für eine knappe und griffige Umschreibung dieser Verkehrsführung verwendet und hat sich zwischenzeitlich zum gemeingebräuchlichen Namen für die gesamte Kreuzungsanlage entwickelt. Nach Abschluss der vorbereitenden Arbeiten konnte Mitte September 2015 die bauzeitliche Verkehrsführung, der „Amberger Schmetterling“, über die bestehenden Anschlussrampen in Verkehr genommen werden. Die Verkehrsteilnehmer haben sich sehr schnell auf diese Verkehrsführung eingestellt, sodass trotz der hohen Verkehrsbelastung ein flüssiger und weitgehend ungehinderter Verkehrsablauf zu verzeichnen war. Unmittelbar nach der Verkehrsumlegung begann der Rückbau der Straßendämme und der Abbruch des bestehenden Kreuzungsbauwerks, sodass bereits Ende 2015 die erforderlichen Fundamentierungsarbeiten und Teile der Unterbauten des neuen Kreuzungsbauwerks – nun mit 46 Metern Gesamtstützweite – fertiggestellt werden konnten. Nach der Winterpause gingen die Arbeiten am Kreuzungsbauwerk so zügig voran, dass bereits Ende Mai 2016 die Betonage des neuen Überbaus erfolgen konnte.

Abbruch des Fiederbachdurchlasses


Unmittelbar nach Fertigstellung der Unterbauten des Kreuzungsbauwerks Anfang 2016 begann der Abbruch des Fiederbachdurchlasses. Dieser war fortan für den weiteren, zeitlichen Ablauf der Gesamtmaßnahme bestimmend. Ein unmittelbar parallel zum Fiederbach verlaufender großer städtischer Abwasserkanal sowie die Nähe zur Bebauung machten es erforderlich, für den Ersatzneubau des Fiederbachdurchlasses, ein möglichst erschütterungs- und verformungsarmes Bauverfahren zu wählen. Mit der Herstellung überschnittener Bohrpfahlwände, welche zugleich als Baugrubenverbau sowie als konstruktiver Bestandteil der Längswände des neuen Fiederbachdurchlasses dienen, ist es gelungen, den Anforderungen zu entsprechen. Nachdem sowohl das Kreuzungsbauwerk als auch der Fiederbachdurchlass fertiggestellt wurden, erfolgten im November und Dezember 2016 die umfangreichen Straßenbauarbeiten. Dank des Engagements der am Bauvorhaben Beteiligten ist es gelungen, nach knapp 16-monatiger Bauzeit und trotz der zum Ende der Bauzeit ungünstigen Witterung den ambitionierten Zeitplan einzuhalten und in der Nacht vom 22. auf den 23. Dezember 2016 die Kreuzungsanlage dem Verkehr wieder zur Verfügung zu stellen. (Hannes Neudam/Stefan Noll) (Der "Schmetterling" während der Bauphase und die Verkehrsführung bei Nacht - Fotos: Staatliches Bauamt Amberg-Sulzbach/Stefan Huber)

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