Als eines der ersten Bäder im Landkreis Aschaffenburg eröffnete das Waldschwimmbad Goldbach im Jahr 1938 seine Pforten. Es erfreute sich schnell wachsender Beliebtheit, wenn es auch anfangs, insbesondere unter dem konservativen Teil der Bevölkerung, kontrovers diskutiert wurde.
Das rund 1600 Quadratmeter große Areal befindet sich in einer einmaligen Naturkulisse am Goldbacher Waldrand und wurde im Laufe der Jahre immer wieder umgebaut. Das Waldschwimmbad gilt als Aushängeschild der Gemeinde und wartet schon immer mit einer großen Besucherzahl aus dem ganzen Landkreis auf. Da die Schwimmbadtechnik nicht mehr dem neuesten Stand entsprach, war eine diesbezügliche Sanierung alternativlos.
Der Markt Goldbach beauftragte bereits 2012 das Büro BZM in Wiesbaden mit einer Machbarkeitsstudie zur Generalsanierung und dem Aufzeigen möglicher Planungsvarianten, um das Bad über die Modernisierung der Technik hinaus fit für die Zukunft zu machen. Der Marktgemeinderat holte sich im weiteren Verlauf zahlreiche Anregungen von Bädern aus der näheren und weiteren Umgebung.
Um größtmögliche Bürgerbeteiligung zu erreichen, befragte der Markt Goldbach während der Badesaison 2017 die Badegäste. Die Bürgerinnen und Bürger hatten die Wahl zwischen drei verschiedenen Versionen der Sanierung: Variante 1: Beckensanierung mit Neuplanung des Eltern-Kind-Bereichs. Variante 2: Neustrukturierung und Attraktivitätssteigerung sowie Variante 3: Wasserflächenreduzierung und Erhalt des Eltern-Kind-Bereichs.
Über 60 Prozent der Befragten entschieden sich für die Variante 2, sodass alle weiteren Planungen von nun an auf dieser Grundlage basierten. Im Rahmen eines VgV-Verfahrens wurden 2018 das Büro BZM aus Wiesbaden für die Architektur und die Ingenieurgemeinschaft Kluck und Partner aus Kriftel für die Planung der Badewassertechnik ausgewählt.
Die Demontage- und Abbrucharbeiten begannen nach der Badesaison 2019 und die Einweihung wurde im Rahmen einer öffentlichen Feier am 21. Mai 2022 begangen. Somit betrug die Bauzeit 2,5 Jahre und die Bürgerinnen und Bürger mussten zwei Schwimmbadsaisons auf ihr Badevergnügen verzichten.
Der eigentlichen Generalsanierung vorgeschaltet war die Verlegung der Verrohrung des Goldbachs aus dem Baugrundstück des Waldschwimmbads heraus, welche 2019 vorgenommen wurde. Die vorhandene Technik erfuhr eine komplette Erneuerung und bedurfte eines deutlich höheren Flächenansatzes. Dazu wurde ein neues Filtergebäude mit zugehörigen unterirdischen Wasserspeichern mit einem Gesamt-Brutto-Rauminhalt von 3100 Kubikmetern hergestellt.
Mit der DIN-gerechten Sanierung des Waldschwimmbads ist auch eine energetische Sanierung nach den Standards der ENEV verbunden. Der Wasserverbrauch soll deutlich reduziert und Energiekosten insgesamt eingespart werden. Die vorhandene Solaranlage sorgt zusätzlich für eine nachhaltige Erwärmung des Wassers.
Die massiven, insbesondere technisch bedingten Eingriffe in die Grünanlagen zur Leitungsverlegung des Goldbachs machten entsprechende Wiederherstellungsmaßnahmen mit korrespondierender Geländemodellierung erforderlich. Die Gesamtwasserflächen blieben etwa erhalten, wobei sich das Verhältnis Nichtschwimmer- zu Schwimmerflächen auf etwa 50 : 50 verbesserte.
Den Badegästen stehen in Zukunft vier Bahnen à 50 Meter und vier Bahnen à 25 Meter für Schwimmer zur Verfügung, wobei das 25-Meter-Becken in Verbindung mit dem Nichtschwimmerbecken als Mehrzweckbecken genutzt werden soll. Der Sprungbereich wurde aus den Schwimmerbahnen herausgenommen und erhält einen eigenen Beckenanteil. Ergänzend zur Ein-Meter- und Drei-Meter-Sprunganlage steht nun auch eine Fünf-Meter Plattform zur Verfügung.
Das neue rund 250 Quadratmeter große Nichtschwimmerbecken wurde durch eine Massage- und Blubberbucht erweitert. Man entschied sich für eine Auskleidung aller Becken mit langlebigem und robustem Edelstahl. Der Kinderbereich war vor der Generalsanierung viel zu klein und entsprach keineswegs mehr modernen Anforderungen. Daher wurde er verlegt und mit einem zweiteiligen insgesamt 120 Quadratmeter großen Kinderplanschbecken mit adäquaten Attraktionen neu gebaut und sinnvoll durch einen 45 Quadratmeter umfassenden Wasserspielplatz ergänzt. Es folgt in seiner Form der in Goldbach ausgeprägten Hanggestaltung.
Dieser freiraumplanerische Ansatz dürfte in der Bäderlandschaft einzigartig sein und wird durch Anordnung, Form und Ausgestaltung des neuen Kinderbereichs gestärkt. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen sorgen die 70 Meter lange Riesenrutsche mit Geschwindigkeitsanzeige und die neue Wellenrutsche für zusätzlichen Freizeitspaß. Ein Beachvolleyball- und ein Beachsoccerfeld runden das Angebot für diese Altersgruppe ab.
Die Implementierung eines Blindenleitsystems und die Schaffung der Barrierefreiheit sorgen für soziale Teilhabe, auch für beeinträchtigte Personen.
Neben der eigentlichen Generalsanierung des Waldschwimmbads erfuhr der ebenfalls in die Jahre gekommene Kiosk eine umfassende Erneuerung und Modernisierung. Es konnte ein neuer Pächter gefunden werden, der die Schwimmbadgäste mit einem vielfältigen Angebot an Speisen und Getränken versorgen wird. Moderne Infrastruktur wie Elektroladestationen für Autos und Fahrräder und ausreichende Parkmöglichkeiten sowohl für das Auto als auch für das Fahrrad wird selbstverständlich ebenfalls in ansprechender Optik bereitgestellt.
Das Projekt sorgte in der Bürgerschaft für große Diskussionen, denn knapp elf Millionen Euro Investitionskosten sind für eine Kommune der Größe Goldbachs enorm. Auch nach Abzug der Förderung von 2,04 Millionen Euro aus dem Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ bleibt eine erhebliche Summe übrig, die den Haushalt der Kommune belastet. Trotzdem haben sich die Verantwortlichen für die Generalsanierung des Bades entschieden, denn es stellt einen erheblichen Mehrwert für die soziale Infrastruktur des Marktes dar. Darüber hinaus wird eine besondere Wirkung für die soziale Integration vor Ort geschaffen, denn das Bad steht jedermann zur Verfügung, egal welchen Alters, Herkunft, Nationalität oder sozialer Schicht man ist. (Sandra Russmann)
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