Bauen

Das Weilheimer Gymnasium wurde grundlegend saniert. (Foto: BH Architektengesellschaft mbH)

26.10.2018

Einladendes Schulgebäude

Generalsanierung des Gymnasiums in Weilheim

Das Herzstück des Weilheimer Schulkomplexes aus dem Baujahr 1972, in dem etwa 1500 Schüler durch rund 160 Lehrkräfte unterrichtet werden, entsprach aufgrund des Alters und der langjährigen Nutzung nicht mehr den gültigen Anforderungen an bauphysikalische, haustechnische und brandschutztechnische Standards. Darüber hinaus konnten die Flächenverteilung und Raumzuschnitte den aktuellen Bedürfnissen des Lehrbetriebs nicht mehr genügen.

Im Jahr 2013 wurde daher die Generalsanierung des Zentralbaus beschlossen, welche eine energetische Sanierung der Gebäudehülle, die Erneuerung sämtlicher haustechnischer Anlagenteile, die Ertüchtigung der brandschutztechnischen Belange und die Neuanordnung der Klassen- und Verwaltungsbereiche umfasste.
Im Zentralbau sind 40 Klassen- und Fachräume für Physik, Biologie und Kunst/Werken sowie die komplette Verwaltung mit Direktorat, Sekretariat und Lehrerzimmer untergebracht.

Um den Schulbetrieb weiterhin aufrechtzuerhalten, wurde für die zweijährige Bauzeit eine Schulcontaineranlage errichtet. Um den Schulcontainer möglichst klein dimensionieren zu können, wurde in den in Betrieb bleibenden angrenzenden Schulgebäuden des Gymnasiums und der Realschule zusammengerückt. Nur so war es möglich, mit einer zweigeschossigen Containeranlage für die gesamte Verwaltung, das Lehrerzimmer und nur acht Klassenzimmern einschließlich der zugehörigen Sanitäranlagen auszukommen.

Ziel der Architekten bharchitektengesellschaft mbH aus München war es, ein helles und freundliches Schulgebäude zu planen. Selbstverständlich sollte es die aktuellen brandschutztechnischen, bauphysikalischen und haustechnischen Anforderungen an eine moderne Schule erfüllen. Wofür im Rahmen der Planungs- und Bauphase eine enge Kommunikation mit den jeweiligen Fachprojektanten notwendig war. Auch die Barrierefreiheit wurde im Gebäude integriert.

Der Zentralbau wurde fast komplett entkernt, sodass in den meisten Bereichen nur noch das Stahlbetonskelett als primäre Tragkonstruktion übrig blieb.

Über den ursprünglich vorhandenen Flachdächern waren in den letzten Jahren Notdächer errichtet worden. Diese wurden komplett zurückgebaut und im Zuge der Sanierung die ursprüngliche Dachlandschaft wiederhergestellt. Alle Dachbereiche, die von den Klassenzimmern aus sichtbar sind, erhielten eine extensive Dachbegrünung. Die Technik für die neue Lüftungsanlage wurde auf der obersten Dachfläche platziert und ist in wetterfester, gedämmter Ausführung konzipiert.

Die Wärmeerzeugungsanlagen im Untergeschoss konnten erhalten und wiederverwendet werden. Jedoch musste das gesamte Leitungssystem und die Heizkörper erneuert werden.

Vorgefertigte Holzfassaden-Elemente

Die Fassade besteht aus einzelnen vorgefertigten Holzfassaden-Elementen mit außen vorgehängter hinterlüfteter Fassade aus Faserzementplatten. Der Zentralbau war mit seinen dreiseitig angrenzenden Nachbarn gestalterisch in Einklang zu bringen. Die hellen Faserzementplatten bieten eine zurückhaltende Grundlage für eine kräftige Farbgestaltung mit gelb und orangefarbenen pulverbeschichteten Aluminium-Rahmen, welche die horizontale Ausrichtung der Bestandsfassade aufgreifen sowie verstärken und die vorher eher grau und trist wirkende Fassade in ein einladendes Gebäude verwandelt.

Die Fensterbänder sind aus einer Holz-Alu-Pfosten-Riegelkonstruktion. Aufgrund der starken Lärmbelästigung durch die angrenzende Bundesstraße mit ihrem enormen Verkehrsaufkommen wurde die zur Straße gerichtete Fassade mit einem erhöhten Schallschutz ausgeführt.

Man betritt das Gebäude jeweils über die als Windfang ausgebildeten, farblich abgesetzten Eingangsportale.
Die Pausenhallen und das Treppenhaus haben eine Alu-Pfosten-Riegel-Fassade erhalten. Die Fassadenlinie in der südlichen Eingangshalle konnte weiter nach außen gesetzt werden, um den so nun vergrößerten Innenraum als Pausenhalle zu nutzen.

Das Farbkonzept der Fassade spiegelt sich auch im Inneren des Gebäudes an vielen Stellen in der Pausenhalle, dem Treppenhaus, den Fluren und in den Klassenzimmern wider.

Die Klassenzimmer sind das Herz einer Schule und somit ein sehr wichtiger Raum für Schüler und Lehrer. Die Holzkonstruktion der Fenster strahlt eine angenehme Lernatmosphäre aus. Durch die neue Lüftungsanlage ist zu jeder Jahreszeit ein angemessenes Raumklima gewährleistet. Die neue Möblierung der Klassenzimmer ist nach ergonomischen Vorgaben und nimmt sich farblich zurück, um den Schülern die Möglichkeit zu geben, ihre eigenen Farben individuell einzubringen. Die Fachklassen sind mit modernster Technik ausgestattet und haben in den Bereichen Physik und Biologie abgehängte Deckensysteme erhalten.

Die Räumlichkeiten des Gymnasiums für die Seminarschule sind im 1. Obergeschoss untergebracht. Für die Schüler der Oberstufe gibt es auch einen Rückzugsraum der zum Verweilen und gemeinsamen eigenverantwortlichen Lernen einlädt. Einer der Klassenräume ist für Inklusionsunterricht vorgesehen.
Im Zuge der Ausführung wurden ergänzend zum Zentralbau auch noch der ursprünglich in der Planung nicht enthaltene Westbau und der Chemietrakt mitsaniert, was eine weitere Herausforderung im Bauablauf darstellte.

Baubeginn war der 1. August 2016 und nach zweijähriger Bauzeit konnte das Gebäude planmäßig zum Schuljahresbeginn im September 2018 an die Nutzer übergeben werden.
Die Generalsanierung umfasste rund 8000 Quadratmeter Geschossfläche und etwa 33 000 Kubikmeter umbauten Raum. Die Baukosten wurden im Vorfeld mit 22,5 Millionen Euro veranschlagt und konnten sogar unterschritten werden.

Zusätzlich zur FAG-Förderung konnten für die energetische Sanierung auch KfW-Fördermittel für Einzelbauteile (Außenwand, Fassade, Fenster, Sonnenschutz und die Lüftungsanlage) beantragt werden.

Bei der Übergabe des Gebäudes lobte die Schulleitung die gelungene Umsetzung und war sich sicher, dass das Schulgebäude als sogenannter „3. Pädagoge“ eine positive Wirkung auf das Lernen in der Schule ausstrahlt. (BSZ)

(Der Eingangsbereich und das Treppenhaus. Blick in ein Klassenzimmer und einen Flur - Fotos: BH Architektengesellschaft mbH)

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