Anderthalb Jahre hatte es gedauert, bis der Weihenstephaner Kombikeller angeschlossen wurde und in Betrieb ging. 18 Monate, in denen man sich mit mobilen Tanks provisorisch helfen musste – diese Zeiten sind jetzt vorbei. Flexibel, mehr Kapazitäten und auf dem allerneuesten Stand der Technik: Die Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan ist für die Zukunft bestens aufgestellt.
Eigentlich fiel der Startschuss für dieses Projekt bereits vor sieben Jahren. Der Kombikeller war damals aber noch ganz weit hinten in den Überlegungen von Brauereidirektor Josef Schrädler und dem Technischen Leiter Tobias Zollo. 2017 war zunächst eine andere Abteilung gefragt: die Logistik. Denn damals, im Juli, wurde der Grundstein für das größte Projekt in der fast 1000 Jahre währenden Geschichte der Brauerei gelegt, der Bau des neuen Logistikzentrums im Freisinger Gewerbegebiet Clemensänger. Dieses Großprojekt, als Startschuss des Weihenstephaner Masterplans, hatte dafür gesorgt, dass am Weihenstephaner Berg, wo sich sonst die Träger und Fässer auftürmten, plötzlich an mehreren Ecken und Enden Platz zur Verfügung stand.
Es dauerte auch nicht lange, bis die frei gewordene Fläche wieder genutzt wurde: Man holte sich eine eigene Verpackungsanlage ins Haus, sodass nicht mehr auf einen Dienstleister für die vielen Export-Kartons zurückgegriffen werden musste. Sämtliche Prozesse, vom Einbrauen bis zum Versand, lagen ab sofort in der Hand der Brauerei. Doch damit nicht genug – weitere neue Anlagen kamen während der Corona-Pandemie dazu: Eine Entalkoholisierung und eine Filtration wurden auf den Flächen der ehemaligen Logistik am Weihenstephaner Berg errichtet.
Die Nachfrage nach untergärigen Bieren machte eine weitere Baumaßnahme notwendig, den Bau des neuen Kombikellers. Die insgesamt 24 Tanks sowie ein Hefesammeltank waren schon lange vorgesehen – dass zumindest die erste Ausbaustufe mit zwölf Tanks so schnell notwendig wird, war allerdings dem Markt geschuldet.
Flexible Nutzung
Untergärige Biere, nicht zuletzt auch das 2020 eingeführte Weihenstephaner Helle, setzten ihren Siegeszug ungebrochen fort. Das Team um den Technischen Leiter Zollo stand vor einer Entscheidung, die Kapazitäten durch kürzere Lagerzeiten erhöhen oder neu bauen. Für Tobias Zollo stellte sich diese Frage aber eigentlich gar nicht: „Kürzere Lagerzeiten bedeuten auch immer einen Qualitätsverlust“, erklärt der Braumeister. Dies war in Weihenstephan zu keinem Zeitpunkt eine Option.
Vom Spatenstich am 17. März 2023 bis zum Juli 2024 dauerten die Bauarbeiten – keine einfache Zeit, wie Zollo erklärt: „Umbauphasen sind nie einfach für den Betriebsablauf. Ich bin sehr stolz darauf, wie alle Brauerinnen und Brauer mitgeholfen haben, dass der Übergang so einfach wie möglich gestaltet wurde.“ Jetzt könne man sich über einen Kombikeller auf technisch höchstem Niveau freuen.
Die Tanks fassen zwischen 680 und 1040 Hektoliter und können als Gär-, Lager- und Drucktank genutzt werden. „Mit dieser Flexibilität können wir auch jederzeit auf Änderungen im Markt reagieren“, freut sich Schrädler. Die Tanks sind zwischen 12 und 13 Metern hoch und haben einen Durchmesser von 310 bis 390 Zentimeter. Die erste Ausbaustufe umfasst zwölf Tanks sowie einen Hefesammeltank. Zudem sind alle mit LEDs ausgestattet, sodass man auf den ersten Blick sieht, welches Bier gerade lagert. Jede einzelne Spezialität bekommt eine Farbe zugewiesen, die von einem LED-Ring angezeigt wird. Eine Verkostungsstation, die schon fast einem Taproom ähnelt, rundet das hochmoderne Bild des neuen Kellers perfekt ab.
Binnen sieben Jahren brachte man somit nach dem Logistikzentrum, der Filtration und der Entalkoholisierung das vierte Großprojekt auf den Weg – und schloss es in diesem Zeitraum auch ab. Doch damit nicht genug: Zusammen mit dem Bau des Kombikellers wurde auch eine neue zentrale Schaltwarte in der Produktion eingerichtet, die im direkten Umkreis sämtlicher Neubauten liegt. Kürzere Wege, Systemvernetzung über alle Ebenen und Blickkontakt zu allen Anlagen – „das war uns wichtig“, erklärt Zollo. Gibt es Störungen, könne man somit nicht nur am Rechner binnen Sekunden reagieren, sondern auch einfach die Tür öffnen und direkt an den Anlagen zu arbeiten beginnen.
Für Zollo und sein Team steht jetzt die Detailarbeit an: Alle Rohre sind passend angeschlossen, die technische Umsetzung ist erfolgt. Jetzt müssen sich die Details einspielen – funktionieren die Systeme an allen Ecken, welche Kleinigkeiten fallen im Betriebsablauf noch auf? Da wird Zollo aber nicht bange: „Unser Team hat sich schon in der Bauphase in die Abläufe und Funktionen eingearbeitet, ich erwarte hier keine Probleme.“ (Anton Hirschfeld)
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