Bauen

Lydia Haack, Präsidentin der Bayerischen Architektenkammer. (Foto: Tobias Hase)

16.06.2025

„Fragen des Planens und Bauens gehören in die Mitte der Gesellschaft“

Kolumne der Bayerischen Architektenkammer von Lydia Haack

Nachhaltigkeit ist zuallererst eine Frage der Haltung – zur gebauten Umwelt, zum Umgang mit Ressourcen, zur Verantwortung gegenüber kommenden Generationen. Diese Haltung muss sich dann auch in konkretem Handeln niederschlagen, in planerischen Entscheidungen, in politischen Rahmenbedingungen, in der Art, wie wir bauen, umbauen und mit Bestehendem umgehen. Erst das Zusammenspiel von Haltung und Handlung ermöglicht eine lebendige Baukultur: Eine Kultur des Bauens, die nicht nur ästhetisch und funktional, sondern auch ökologisch und sozial zukunftsfähig ist.

Die dringend nötige kulturelle Bauwende ist kein Selbstläufer. Sie ist ein umfassender Kraftakt, der sowohl planende als auch politische Verantwortung erfordert – und nicht zuletzt auch die aktive Teilhabe der Gesellschaft. Denn Bauen betrifft uns alle: Es prägt unser tägliches Leben, unsere Städte und Dörfer und Landschaften. Deshalb gehören die großen Fragen des Planens und Bauens in die Mitte der Gesellschaft, das heißt in die öffentliche Debatte, in den politischen Diskurs, in den Dialog zwischen allen Beteiligten.

Ausstellungen und Veranstaltungen sind damit entscheidend für ein Gelingen der Transformation. Sie holen das, was sonst oft im Fachlichen oder Technischen verharrt, dorthin zurück, wo es hingehört: in die Öffentlichkeit. Denn ein kultureller Wandel hin zu einer nachhaltigen Baupraxis gelingt nur, wenn er von vielen mitgetragen und mitgestaltet wird – von Bauherrinnen und Bauherren, Planenden, politischen Entscheidungsträgern und engagierten Bürgerinnen und Bürgern.

Welche Kraft von kulturellen Formaten ausgehen kann, zeigt derzeit eindrucksvoll die Architekturbiennale in Venedig. Das Kuratorenteam des deutschen Pavillons, Elisabeth Endres, Daniele Santucci, Nicola Borgmann und Gabriele G. Kiefer, nimmt mit seiner Ausstellung STRESSTEST die drängende Frage der Klimaresilienz unserer Städte in den Fokus. Die Ausstellung zeigt nicht nur anhand von Daten und Fakten, sondern auch durch sinnlich erfahrbare Installationen, was steigende Temperaturen konkret für das Leben in urbanen Räumen bedeuten – und wie wirksam Klimaanpassungsmaßnahmen wie Begrünung, Verschattung und Flächenentsiegelung sind.

Eines wird klar: Architektur ist nicht nur Teil des Problems, sie muss Teil der Lösung sein. Voraussetzung dafür ist ein grundlegender Haltungswandel. Weg vom Neubau um jeden Preis, hin zum Weiterbauen, zum ressourcenschonenden Umbau, zur gemeinschaftlichen Nutzung, zum nachhaltigen Handeln.

Auch hier in Bayern findet in Kürze ein besonderes Highlight statt, das Architektur unmittelbar erlebbar macht: die Architektouren am 28. und 29. Juni. Dieses jährliche Veranstaltungsformat der Bayerischen Architektenkammer, das im Rahmen des bundesweiten „Tags der Architektur“ stattfindet, bietet unter dem Motto „Vielfalt bauen“ die Gelegenheit, mehr über die Prozesse und Konzepte hinter den vielfältigen Projekten zu erfahren – im Austausch mit den Planerinnen und Planern, mit den Nutzerinnen und Nutzern, mit den Bauherrinnen und Bauherren. So entsteht ein lebendiger Dialog über das Bauen, mitten in der Gesellschaft.

In diesem Jahr wird sichtbar, dass die kulturelle Bauwende bereits begonnen hat: Noch nie zuvor wurden im Rahmen der Architektouren so viele Projekte mit dem Prädikat KlimaKulturKompetenz ausgezeichnet. 120 Prädikate wurden an 88 Projekte vergeben – ein erfreulicher Rekord. Das Prädikat steht für besondere Leistungen in den Bereichen Energieeffizienz, Klimaanpassung, Flächensparen, Barrierefreiheit und weiterer Aspekte der Nachhaltigkeit. Ich lade Sie herzlich ein: Besuchen Sie die Architektouren in ganz Bayern. Denn Baukultur lebt vom Austausch – über Bedürfnisse, Ideen, Visionen und die gemeinsame Verantwortung für unsere gebaute Umwelt. Weitere Informationen zu allen Projekten und Veranstaltungsorten gibt es unter www.byak.de/architektouren.

Gerade in Zeiten großer gesellschaftlicher Umbrüche und globaler Herausforderungen brauchen wir mehr denn je eine gemeinsame Verständigung darüber, wie wir in Zukunft leben wollen und wie wir unsere Städte und Dörfer dafür gestalten. Veranstaltungen wie die Architekturbiennale in Venedig, die Architektouren in Bayern, auch unser Forum für Baukultur, das jährlich zum Sommerbeginn den Dialog zwischen Fachwelt und Öffentlichkeit sucht, sowie zahlreiche Preisverfahren wie unser Preis Bauen im Bestand, der am 25. September wieder verliehen wird, leisten dazu einen unverzichtbaren Beitrag. Mit all diesen Formaten schafft die Bayerische Architektenkammer ein breit gefächertes Angebot, um Baukultur in die Gesellschaft zu tragen – als Einladung zum Dialog. Nehmen Sie das Angebot an und gehen Sie miteinander in den Austausch, damit wir gemeinsam die notwendige Transformation des Bauens gestalten können.

 

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