Bauen

Die Ansicht des Neubaus von Südosten. (Foto: Eckhart Matthäus)

06.07.2018

Gebündelte Kompetenz

Neubau der Autorisierten Stelle Bayern des Bayerischen Landeskriminalamts in Königsbrunn

Nach zwei Jahren Bauzeit wurde am 26. April 2018 der Neubau der Autorisierten Stelle Bayern an den Nutzer übergeben. Die Autorisierte Stelle Bayern (AS BY) ist eine Organisationseinheit des Bayerischen Landeskriminalamts und bildet das Kompetenzzentrum für den Digitalfunk aller Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) in Bayern. In den vergangenen Jahren wurde ein bundesweites Digitalfunknetz basierend auf dem TETRA-Standard errichtet, das alle BOS gemeinsam nutzen. Dieses Netz, der sogenannte Digitalfunk BOS, löste die bisherigen, in die Jahre gekommenen Analogfunknetze ab und bietet unter anderem hinsichtlich Sprachqualität, Abhörsicherheit und einer Notruffunktion wesentliche Vorteile.

Die AS BY ist für die Bereitstellung der Digitalfunkdienste für alle Nutzer der BOS in Bayern zuständig. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das: Die AS BY vertritt neben den etwa 35 000 Polizeiangehörigen Bayerns auch den größten Teil der Bedarfsträger, nämlich etwa 335 000 aktive Feuerwehrangehörige und rund 115 000 Rettungsdienstmitarbeiter.

Zu den Aufgaben der AS BY gehören insbesondere die Unterstützung und Beratung der Verbände der Bayerischen Polizei sowie der Feuerwehren, Hilfsorganisationen und des Katastrophenschutzes bei Einsätzen und Großlagen, zum Beispiel durch die Stellung von Verbindungsbeamten.

Die Leitstelle Digitalfunk BOS Bayern ist für den operativen Betrieb des Digitalfunks zuständig und in dieser Verantwortung rund um die Uhr erreichbar. Zudem werden bei der AS BY die technischen und betrieblichen Voraussetzungen für den Betrieb der Endgeräte geschaffen, beispielsweise das Management von Rufgruppen oder die Bereitstellung und Verteilung von neuen Firmware-Versionen.

Das Standortmanagement ist zuständig für die Betreuung aller Basisstationen des Netzes des Digitalfunk BOS in Bayern. Von den deutschlandweit rund 4500 Basisstationen befinden sich knapp 900 in Bayern, darunter eine nicht unerhebliche Anzahl in schwer zugänglichen Gegenden, wie zum Beispiel dem alpinen Raum. Außerdem verwaltet dieser Bereich den Haushalt der AS BY und betreut das Vertragsmanagement.
Der Bereich Funknetz der AS BY bündelt die Themenfelder Funkplanung (unter anderem Netzabdeckung, Netzänderungsmaßnahmen) und Funkmessung, beispielsweise Peilung von Störquellen und Live-Monitoring bei Einsatzlagen. Hierbei kommt modernste Messtechnik, teilweise auch mobil mittels Mess- und Peilfahrzeug, zum Einsatz, um die Verfügbarkeit des Digitalfunknetzes stets gewährleisten zu können.

Die etwa 80 Mitarbeiter der AS BY sowie weitere temporär beschäftigte externe Mitarbeiter waren in der Vergangenheit in einer Liegenschaft des Bayerischen Landeskriminalamts in der Orleansstraße, nahe des Münchner Ostbahnhofs, untergebracht. Im Mai 2018 bezog die AS BY ein vom Staatlichen Bauamt Augsburg errichtetes Gebäude auf dem Areal der V. Bereitschaftspolizeiabteilung in Königsbrunn. Sicherheitstechnische Belange, die vorhandene polizeiliche Infrastruktur und die am Standort in Königsbrunn befindliche Digitalfunk-Vermittlungsstelle (DXT) waren unter anderem für die Standortentscheidung der Staatsregierung ausschlaggebend.

Der Neubau wurde als zweigeschossiger Riegel in Korrespondenz zur Allee und den Unterkunftsgebäuden der Bereitschaftspolizei mit den Außenmaßen 93,5 x 15 Meter geplant. Das Gebäude ist teilunterkellert und besitzt eine zurückgesetzte Technikzentrale auf dem Dach. Südlich vom Hauptgebäude wurden 64 Parkplätze für Mitarbeiter und Besucher erstellt. Zwischen dem Hauptgebäude und den Stellplätzen entstand ein weiterer kubischer, eingeschossiger Baukörper, der alle Räume mit schallemittierenden technischen Anlagen, Abstellplätze für Mülltonnen und Fahrräder sowie zehn Carports beinhaltet. Von den Stellplätzen aus gelangt man über eine behindertengerechte Rampe zum Haupteingang auf der Südostseite des Gebäudes. Dort befindet sich die Eingangshalle mit dem Haupttreppenhaus an der Westfassade und einem Aufzug, der einen barrierefreien Zugang zu allen Geschossen ermöglicht.

Die Grundstruktur des Gebäudes ist ein Dreibund, mit Büroräumen an den Fassadenseiten und sogenannten Kombizonen, WC-Anlagen und Erschließung im mittleren Bereich. Die Kombizonen dienen für kleinere Besprechungen und Teamarbeit. Jedes Geschoss ist in drei Nutzungseinheiten mit rund 400 Quadratmetern unterteilt, mit jeweils eigenem Treppenhaus, eigener Elektrounterverteilung, WC-Anlage und Kombizone mit Teeküche.

Langgestreckter,
flacher Baukörper

Die Fassadengestaltung unterstreicht die Entwurfsidee des flachen, langgestreckten Baukörpers durch die Betonung der Horizontalen: sowohl in der Fassadenbekleidung aus anthrazit durchgefärbten Keramikplatten im Format 150/16,25 Zentimetern als auch in der Zusammenfassung der Fenster zu Fensterbändern, die mit hell beschichteten, hervortretenden Aluminiumblechen eingerahmt wurden. Auch der obere Gebäudeabschluss erhielt ein entsprechendes helles Band. Die in der Außenwand liegenden Betonpfeiler wurden im Bereich der Fenster mit farbig emaillierten Gläsern verkleidet. Durch die zufällig gestreuten Gelb- bis Orangetöne wurden heitere Farbakzente auf die Fassade gesetzt.

Das Gebäuderaster mit 1,5 Metern ist an der gesamten Fassade ablesbar, von der Fugenteilung der Keramikplatten bis hin zum Fensterraster. Es setzt sich übergangslos in das Gebäudeinnere fort, ablesbar an der Aufteilung der Heiz-Kühl-Deckenplatten und den Oberlichtbändern der Flurwände. Hierdurch entsteht eine durchgängige Gebäudegliederung und eine hohes Maß an Flexibilität: Es ist jederzeit möglich ohne großen Aufwand auf jeder Gebäuderasterlinie eine Bürotrennwand einzufügen.

Das Dachgeschoss mit den Technikräumen wurde eingerückt und mit horizontalen Metalllamellen verkleidet. Die ruhige, ungestörte Struktur lässt den aufgesetzten Technik-Quader in den Hintergrund rücken. Die vielen technisch notwendigen Wandöffnungen konnten auf diese Weise geschickt versteckt werden. Damit der klare Kubus nicht durch Vordächer gestört wird, wurden Nischen in die Fassade geschnitten, in denen die Eingänge liegen.

Im Obergeschoss ist der südliche Bereich besonders gesichert. Hier befindet sich der Arbeitsbereich der Leitstelle, in dem rund um die Uhr im 24/7-Schichtdienst eingehende Störungen und Schadensfälle bearbeitet werden. Die Notwendigkeit der ständigen Bereitschaft wirkt sich auf die technische Ausrüstung der Autorisierten Stelle aus, die einen Weiterbetrieb auch bei auftretenden Havarien gewährleistet. Im Bedarfsfall kann zum Beispiel ein Notstromaggregat das gesamte Gebäude mehrere Tage mit Elektrizität versorgen.

Alle Arbeitsplätze besitzen eine umfangreiche technische Ausstattung. Nur durch den flächendeckenden Einsatz von Doppelböden war es möglich, die rund 81,5 Kilometer Datenkabel und etwa 65 Kilometer Elektroverkabelung für ihre Versorgung unterzubringen. Das Gebäude produziert aufgrund der hohen Dichte an EDV-Ausstattung enorme innere Wärmelasten. Dies erforderte den Einbau von Heiz-Kühl-Decken beziehungsweise Lüftungsanlagen in allen Arbeitsbereichen. Durch den Einsatz von Anlagen mit Wärmerückgewinnung kann die überschüssige Wärmeenergie in das Nahwärmenetz der Bereitschaftspolizei eingespeist werden. Versorgt werden damit die Gebäude einer nahe gelegenen Hundestaffel.

Insgesamt werden die Anforderungen der ENEV 2014 an den Jahres-Primärenergiebedarf um rund 40 Prozent unterschritten. Die Gesamtbaukosten liegen bei rund 16 Millionen Euro. Die genehmigten Kosten wurden damit eingehalten. (Daniel Hartl/Matthias Köhn/Walter Lang)

(Das Haupttreppenhaus mit Stahltreppe. Ein Flur sowie die Teeküche - Fotos: Eckhart Matthäus)

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