Bauen

Das „Cabrio-Dach“, eine Glas-Stahl-Konstruktion, lässt viel Licht in die Gaststätte. (Foto. Filzek-Schwab)

22.01.2016

Glasdach überm Innenhof

Der Donisl am Münchner Marienplatz wurde architektonisch neu gestaltet

Der neue Donisl am Münchner Marienplatz verbindet Tradition und Moderne, Bierkultur und großstädtisches Flair. Unter dem Motto „Reinheitsgebot“ hat Architekt Andreas Hild das Wirtshaus gestaltet. Der Neubau greift die Bauweise der Münchner Laubenhöfe auf und setzt auf helle Räume sowie authentische Materialien. Nach knapp zwei Jahren Bauzeit präsentiert sich der Donisl als zeitgemäßer Neubau, der traditionelle Formen aufnimmt und diese neu interpretiert. Der Donisl ist Münchens ältestes Wirtshaus, das tatsächlich auch noch in Betrieb ist – nachdem die Hundskugel nicht mehr existiert. Seit Ende November 2015 hat die Traditionsgaststätte neben dem Rathaus wieder geöffnet. Von außen bemerkt man kaum Veränderungen: Die Fassade mit dem Fresko von Max Lacher und der Löwenskulptur von Marlene Neubauer-Woerner blieben bestehen. Alles wurde aufgefrischt, der Donisl-Schriftzug glänzt jetzt wieder golden.
Die Baustelle war nicht einfach: „Der Erhalt der Frontfassade war eine logistische und bautechnische Herausforderung. Alles musste darüber hinweggehoben werden. Aber auch die innerstädtische Lage macht Bauen an solch einem Ort natürlich extrem anspruchsvoll“, betont Architekt Andreas Hild. Gut, dass das Münchner Architekturbüro Hild und K auf Bauen im Bestand spezialisiert ist.

Bei der Innengestaltung will Hild an die althergebrachte Bauweise der Münchner Laubenhöfe anknüpfen: „Am Münchner Marienplatz erwartet man kein ländliches Gasthaus. Es ging darum, eine städtische Typologie zu finden die sich mit Tradition und Wirtshaus verbinden lässt. Was läge da näher, als ein städtischer Hof, in dem ein Fest gefeiert wird?“, erklärt Hild. Beispiele gibt es in der Nähe, etwa im ehemaligen Weinstadl an der Burgstraße oder im Eilles-Hof an der Residenzstraße. Ein Vorbild war auch der Innenhof der Alten Münze, der Sitz des Landesdenkmalamts.

Das Zentrum des Gebäudes bildet ein heller, von Säulen umsäumter Innenhof, in dessen unterschiedlich ausgeprägte Tonnengewölbe sich gemütliche Sitznischen einfügen. Ein besonderes Highlight ist das „Cabrio-Dach“. Das Glasdach über dem Innenhof lässt sich bei gutem Wetter öffnen. Es ist rund 13 Tonnen schwer und besteht aus über 50 zickzackförmig angeordneten Einzelscheiben. Hier kann der Besucher sogar einen Blick auf die Türme der Frauenkirche erhaschen. Zumindest im Sommer kann man so quasi unter freiem Himmel sitzen.

Rundbögen und Tonnengewölbe

Die Glas-Stahl-Konstruktion lässt viel Tageslicht ein. Der Innenraum wirkt so sehr hell und freundlich. Hild setzt Rundbögen und Tonnengewölbe zur Unterteilung des Raums ein. Die Fensterverglasung ziert ein schmiedeeisernes Gitter, für die Fensterrosen aus Kirchen als Vorbild fungierten. „Die Rosette ist so etwas wie das Wahrzeichen des neuen Donisl. Sie findet sich in Variationen und Fragmenten im ganzen Gebäude wieder, etwa als Stuckornament im Gastraum, in den neuen Absturzsicherungen der Bestandsfassade oder auch in den Verglasungen der Innentüren“, erklärt Hild. Der neue Donisl vereint hochwertige Materialen und traditionelle Handwerkskunst. „Im Grundsatz geht es darum, dass zum Naturprodukt Bier ein entsprechendes Haus gehört. Wir verwenden nur natürliche, echte Materialien – ein Wirtshaus nach dem Reinheitsgebot“ , erklärt der Architekt. Nichst kommt von der Stange, alles wurde individuell angefertigt – aus Birnenholz sind die Türen wie auch die Holzvertäfelung, die festen Einbauten und die Stühle. Die Tischplatten bestehen aus Ahornholz und für die Böden wurden Eichenbohlen sowie Wachenzeller Dolomit, ein lokaler Naturstein aus der südlichen Frankenalb, verbaut. Alle Materialien sollen – wie auch die Beschläge und Schankflächen aus Kupfer und Messing – mit der Zeit eine schöne Patina ansetzen.

In der Gaststätte haben im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss rund 520 Gäste Platz. Zusätzlich finden sich in den Außenbereichen rund 100 weitere Sitzplätze. Im Vordergebäude am Marienplatz wurden vom zweiten bis zum fünften Obergeschoss neue Büroräume mit rund 1050 Quadratmetern Geschossfläche geschaffen. Der hintere Bereich an der Thiereckstraße wurde partiell um ein Geschoss aufgestockt.

Der Donisl, 1715 von Max List aus Ramersdorf als „Bierwirtschaft am Markt“ eröffnet, wurde ursprünglich 1315 als Kornmesserhaus errichtet. Erst 1760 kam der Donisl zu seinem heutigen Namen, abgeleitet vom damaligen Pächter Dionysius Haertl. 1885 erwarb der Brauereibesitzer Georg Pschorr das Haus, seitdem gehört die Gaststätte zur Hacker-Pschorr Brauerei. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude vollständig zerstört und bald nach 1945 wieder aufgebaut. 1999 ging die Immobilie in das Eigentum der Bayerischen Hausbau über. Von 1985 bis 2012 führte die Familie Wildmoser den Donisl. (Astrid Filzek-Schwab) (Die Außenfassade des Donisl; vor den Fenstern befindet sich ein schiedeeisernes Gitter - Fotos: Filzek-Schwab)

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