Bauen

Die neue Josef-Hofmann-Grundschule in Neutraubling. (Foto: Felix Meyer Fotografie, Bayreuth)

21.08.2020

Investition in Bildung und Kultur

Neutraubling: Erweiterungsbau für die Josef-Hofmann-Grundschule und Neubau eines Kulturhauses

Spätestens durch die kleineren Klassenstärken und durch die Einführung der gebundenen Ganztagsschule mit ihren speziellen Anforderungen war vonseiten der Stadt Neutraubling in Sachen Grundschule Handlungsbedarf entstanden. Nachdem das Bestandsgebäude aus den 1930er-Jahren dem heutigen Anspruch nicht mehr genügt hat und von der Bausubstanz her nicht das Beste gewesen war, hat sich der Stadtrat zum Abriss und Bau eines neuen Gebäudes entschieden.

In dem Bestandsgebäude auf dem Grundstück der Grundschule waren Schulklassen, Kinderhort, Musikschule und Kultursaal in unzureichender Qualität untergebracht. Für diese Nutzungen sollte ein Ersatzbau geschaffen werden, die Grundschule musste zweizügig zu einer gebundenen Ganztagesschule mit Mensa erweitert werden. Darüber hinaus sollte die Stadtbücherei in dem Neubau mit eingeplant werden.

Hierfür wurde 2013 ein begrenzt offener Realisierungswettbewerb ausgelobt. Der Entwurf von Bär, Stadelmann, Stöcker Architekten wurde mit dem 1. Preis zur Ausführung empfohlen. Die Planungen starteten im Frühling 2014, die Baumaßnahmen begannen im Herbst 2016 mit dem Abbruch des Bestands. Bis zur Fertigstellung im Jahr 2019 wurde im laufenden Schulbetrieb gebaut. Die fehlenden Klassen wurden in diesem Zeitraum in Provisorien untergebracht, der Kinderhort und die Musikschule in angemieteten Räumen. Die Stadtbücherei war seit jeher im Rathaus zu finden.

Der Stadtrat war sich einig, den Schulkomplex in der Ortsmitte belassen zu wollen. Kein zusätzlicher Flächenverbrauch, wenige Schulbusse durch die zentrale Lage und nicht zuletzt die Aufwertung des Ortskerns und Leben für die Innenstadt waren für die Entscheidung maßgeblich gewesen.

Zwei kompakte dreigeschossige Baukörper ergänzen die Bestandsgebäude nach Süden zur Schulstraße. Die Neubauten fügen sich mit maßstäblich angemessenen Strukturen ins städtebauliche Umfeld ein. Durch die Anordnung der Neubauten entsteht ein neuer multifunktionaler Eingangsplatz für die Schule im Osten und das Kulturhaus im Westen.

Abgeschirmt durch die raumbildende, lineare Setzung entlang der Straße, bilden sich im Inneren des Grundstücks großzügige Außenbereiche. Ein Pausenhof für Schule und Hort, direkt den Sporthallen zugeordnete Sportflächen, sowie ein mit einer Hecke gefasster grüner Schulgarten. Das Kulturhaus präsentiert sich als eigenständige Einrichtung neben der Schule.

Die Foyers der beiden Neubauten werden direkt vom Vorplatz aus begangen und sind der Nutzung entsprechend übersichtlich und einfach gestaltet. Die gemeinsame Tiefgarage verbindet die Gebäude und beherbergt 68 Kfz-Stellplätze.

Die massiv strukturierten Fassaden aus rotem Wasserstrichziegel sind der Nutzung entsprechend entworfen. Tiefe, massiv gerahmte Laibungen der Grundschule sollen konzeptionell die geschützten Lernbereiche hervorheben. Anzahl und Größe der Fassadenöffnungen orientieren sich am Raster der Grundrisse.

Dem entgegen steht das Kulturzentrum mit seiner kompakten Bauform und der außenbündigen Verglasung mit breiten Rahmen aus eloxiertem Aluminium. Anordnung und Größe der Fensteröffnungen spiegelt die heterogene Nutzervielfalt des Gebäudes wider. Architektonisch werden die beiden Baukörper durch den Wasserstrichziegel verbunden, welcher die Fassaden durch die versetzt gemauerten Ziegel in Form und Haptik erfahrbar macht.

Mit dem Erweiterungsbau der Josef-Hofmann-Grundschule wurde neuer Raum zum Arbeiten und Lernen, als Zuflucht, Zuhause und Identität für über 500 Schüler*innen in 22 Klassen aus 27 Nationen geschaffen.

Das Foyer der Grundschule weitet sich im Erdgeschoss zur Schulmensa. Von hier aus wird auch der Hortbereich erschlossen, mit direktem Zugang zum Pausenhof. Über Treppenhäuser gelangt man in die Obergeschosse, in denen die Klassenräume entlang einer Magistrale organisiert sind. Schulverwaltung und Lehrerzimmer sind jeweils im Gelenk zwischen Neubau und Bestand gelegen.

Verglaster Hof
und Oberlichter

Im Inneren verbindet ein verglaster Hof das Erdgeschoss mit den Obergeschossen. Natürliches Licht dringt über Oberlichter in den Innenraum und flutet die am Lichthof angeschlossene Magistrale. Somit entsteht eine helle kommunikative Mitte für freies Lernen.

Das Schulhaus ist innen in Sichtbeton und hellen Verkleidungen aus Seekiefer gehalten. Das lebhafte Holz wird im Bereich der großzügigen Magistralen auf Höhe der Klassenraumtüren eingesetzt. Damit wird der Innenraum optisch auf den Maßstab der Kinder angepasst. Der Sichtbeton fungiert hierfür als strukturgebender Rahmen. Um dem Material die Härte zu nehmen wurden die Oberflächen nachträglich behutsam sandgestrahlt.

Sowohl die Städtische Sing- und Musikschule als auch die Stadtbücherei haben in dem Kulturhaus eine neue Heimat gefunden. Zudem fand ein Theater wieder seinen Platz in der Kulturstätte. Im Erdgeschoss befindet sich der Theatersaal, ausgestattet mit professionellster Medientechnik. Vom Foyer aus gelangt man in den vollständig mit Holz ausgeschlagenen Saal mit Bühne und angeschlossenen Künstlergarderoben.

Die Stadtbücherei im ersten Obergeschoss sowie die Sing- und Musikschule im zweiten Obergeschoss werden über ein gemeinsames, großzügiges und helles Treppenhaus erschlossen. Natürliches Licht fällt zusätzlich durch die Oberlichter in das Foyer der Musikschule, wo gruppenübergreifende Veranstaltungen und Aufführungen stattfinden können. Im Inneren werden die nutzungsspezifischen, stark materialisierten Gestaltungsprinzipien konsequent weitergeführt um die Kultur der Stadt angemessen zu repräsentieren. Es dominiert weißer Sichtbeton an Wänden und Decken, der zusätzlich durch weiße Terrazzoböden in den Fluren, dunkle Holzeinbauten und Parkette in Nussbaum veredelt wird. (Marco Eberhardt, Alexander Illg)

(Das großzügige Treppenhaus und der Theatersaal - Fotos: Felix Meyer Fotografie, Bayreuth)

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