Bauen

Der Erweiterungsbau des Historischen Museums. (Foto: Dieter Schnell)

25.05.2022

Kleine Stadt mit großer Architektur

Architekturführer Bern: Spaziergänge durch die Schweizer Hauptstadt

Mit rund 135 000 Menschen, die auf einer Fläche von gut 50 Quadratkilometern leben, zählt Bern zu den kleinsten Hauptstädten Europas. Im Hinblick auf ihre architektonische Bandbreite ist die Stadt im Schweizer Mittelland aber groß. Kein Wunder, denn Bern blickt auf eine lange Geschichte und damit auch auf eine jahrhundertealte Bautradition zurück. Bereits im Jahr 1191 wurde die Stadt von den Herzögen von Zähringen gegründet. Noch im 13. Jahrhundert gelang es Bern, Freie Reichsstadt zu werden, trat im 14. Jahrhundert der Eidgenossenschaft bei und entwickelte sich bis ins 16. Jahrhundert zum größten Stadtstaat nördlich der Alpen.

Erweiterungen und Überformungen der mittelalterlichen Anlage veränderten immer wieder das Gesicht der Stadt. Heute reicht die architektonische Vielfalt vom historischen Kern, der seit den 1980er-Jahren zum Unesco-Weltkulturerbe zählt, bis zu einer großen Zahl an sehenswerten zeitgenössischen Gebäuden.

In bewährter Manier der Architekturführer-Reihe aus dem Hause DOM publishers präsentiert der Architekturführer Bern anhand von zehn Spaziergängen die Stadt. Die Runden führen in die Altstadt, in die einzelnen Quartiere, aber auch zu architektonischen Attraktionen ins Umland. Insgesamt werden 220 Bauwerke aus allen Epochen in Wort und Bild nebst informativen Einführungstexten vorgestellt. Nicht alle Fotos in diesem Band sind wirklich ansprechend, doch bereits im Vorwort wird ein einleuchtender Grund für die laut Autor „wenig freundliche Grundatmosphäre“ geliefert: Die laubfreie Winterzeit und eine schattenlose Wolkendecke vereinfachen das Fotografieren von Architektur.

Der 336 Seiten umfassende Band geht auf Ergänzungskurse in Architekturgeschichte im Studienjahr 2018/19 an der Berner Fachhochschule zurück. Architekturstudierende haben unter der Leitung von Dieter Schnell, Professor für Kulturtheorie und Denkmalpflege an der Berner Fachhochschule und Hauptautor des Architekturführers, die Berner Stadtquartiere sowie die Bauinventare der städtischen Denkmalpflege durchgearbeitet, Häuser fotografiert und Grundrisse gezeichnet. Tatkräftige Unterstützung erhielt das Projekt durch Co-Autorin Denise Ulrich, deren Diplomarbeit über Denkmalpflege und Umnutzung in Kurzfassung als Einleitung abgedruckt ist.

Bei der Auswahl für das Buch wurden zeittypische Gebäude und markante Vertreter verschiedener Architekturströmungen berücksichtigt. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf der jüngeren Architektur, sodass auch moderne bauliche Experimente bei den Streifzügen durch Bern zu entdecken sind. In der Altstadt sind es natürlich vor allem die historischen Bauwerke, die ins Auge fallen. Der Zeitglockenturm etwa geht auf die Gründungsstadt zurück und dürfte im Kern über 800 Jahre alt sein. Auch die Französische Kirche (13. Jahrhundert) oder der Neubau des Käfigturms aus dem 17. Jahrhundert sind Zeugen der mittelalterlichen Vergangenheit. Viele alte Gebäude sind hinter ihrer restaurierten historischen Fassade aufwendig und modern saniert worden, wie etwa die Zentralbibliothek aus dem 18. Jahrhundert oder zahlreiche Wohnhäuser.

Die Spaziergänge aus der Altstadt heraus führen in Berner Stadtviertel wie die Länggasse, die sich vom Industrie- zum Hochschulquartier gewandelt hat, in die Nordquartiere, wo sich mittelständisches Wohnen konzentriert, oder in die Südwestquartiere mit Verwaltung und Dienstleistung.

Der Stadtteil Bümpliz im Westen der Stadt zeigt Beispiele nachhaltiger Verdichtung, das Stadtquartier Kirchenfeld fasst unter dem Oberbegriff „gute Adressen“ historische Villen und attraktive Mehrfamilienhäuser für die betuchtere Bevölkerung zusammen.
Und auch der ein oder andere Sonderling taucht in der Auswahl auf, wie die beiden bunt bemalten Gaskessel eines stillgelegten Gasometers, die heute ein Jugendzentrum beherbergen.

Eine bunte Mischung findet sich in diesem Buch, das nach Bekunden Dieter Schnells auch ausgewiesenen Kennern der Berner Architektur die ein oder andere Überraschung bieten will. (Monika Judä)

(Dieter Schnell, Denise Ulrich, Architekturführer Bern, DOM publishers, Berlin, 2022, 336 Seiten, 500 Abbildungen, Softcover, 38 Euro)

 

 

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