Bauen

Auf der Ostseite bietet ein Steg ausreichend Platz, um draußen die Morgensonne zu genießen. (Foto: Lignotrend, Florian Kunzendorf)

06.05.2019

Klug geplant und schnell errichtet

Ein Klimaholzhaus als Feriendomizil am Bodensee

Im österreichischen Hard am Bodensee liegt – inmitten der alten Rheinauenlandschaft – das Gebiet „In der Schanz“. Seit die Gemeinde in den 1950er Jahren das einstige Schwemmland in Anlehnung an den Hafen im südfranzösischen Hyères in eine Feriensiedlung umwandelte, herrscht dort mediterrane Lebensart. Und obwohl zuweilen heftige Regenfälle die Gewässerpegel ansteigen lassen und die Keller fluten, lieben die Bewohner ihr „Klein-Venedig“. Auch eine Bauherrenfamilie aus München verguckte sich in das Gebiet und erwarb dort ein kleines, leider aber nicht erhaltenswertes Bestandsgebäude auf einem Pachtgrundstück. Der Konstanzer Architekt Robert Geckeler wurde beauftragt, auf der Parzelle ein Klimaholzhaus als Feriendomizil zu errichten. Die Brettsperrholzelemente wurden den konstruktiven, bauphysikalischen und gestalterischen Anforderungen entsprechend im Werk konfiguriert. Das Ergebnis, ein Haus wie eine Arche, das in schönster Sichtholzqualität konstruiert ist und dem das Hochwasser dennoch nichts anhaben kann.

Abbruch war unvermeidbar

Manchmal führen nur mutige und konsequente Entscheidungen zum Erfolg. Schon bald nach Beginn der Planungen war für den Architekten und seine Bauherren klar: Das einfache und in Teilen stark baufällige und durchfeuchtete Bestandshaus auf dem Grundstück ließ sich mit zumutbarem Aufwand nicht erhalten. Robert Geckeler plädierte darum für den Abbruch und schlug ein Holzhaus auf Stützen vor, unter dem das Hochwasser einfach hindurchfließen kann. Seine Auftraggeber überzeugte er mit den vielfältigen Qualitäten der Ligno-Bauweise, die er seit vielen Jahren schätzt und in der er immer wieder gerne baut: mit den edlen Holzoberflächen in heller astfreier Weißtanne beispielsweise und dem ausgezeichneten Wohnraumklima, das die multifunktionalen Brettsperrholzelemente des Herstellers Lignotrend schaffen.

Das Ferienhaus in Hard ist ein wohngesundes Holzhaus durch und durch. Lediglich die geländegleiche Bodenplatte sowie die Aufständerung sind aus Stahlbeton. Statt eines Kellers ist diese gerade einmal zwei Meter hohe Ebene als „offenes Untergeschoss“ konzipiert. Es hat ebenso wie die übrige Fassadenfläche eine Rhombus-Verkleidung aus vorpatinierter Weißtanne, kann aber bei Hochwasser „geflutet“ werden. Es dient als Winterlager für Boote, als Brennholzdepot und Fahrradgarage. Allseitige Schiebetore ermöglichen den freien Zugang.

Das Klimaholzhaus mit rund 100 Quadratmetern Wohnfläche auf eineinhalb Etagen ist vollständig aus konfigurierbaren tragenden Massivholzbauteilen made of Ligno für Wand, Decke und Dach konstruiert, die innen bereits ab Werk mit einer endfertigen hochwertigen Sichtholzoberfläche ausgestattet sind. Astfreies Holz prägt das innenarchitektonische Design. Da der Bebauungsplan eine Traufhöhe von maximal fünf Metern vorschrieb, entwarf der Architekt ein Pultdachhaus und konnte mit diesem „Kniff“ teilweise eine Zweigeschossigkeit erreichen. Auf der Pultseite nimmt die gegenläufige Glasüberdachung der Terrasse die erlaubte maximale Traufhöhe wieder auf.

Weißtannenholz verbaut

Eine vorgelagerte Außentreppe aus Stahl erschließt das Wohngeschoss. Unter einem Fassadenrücksprung liegt ein gedeckter Eingangsbereich, der gleichzeitig auch Zugang zur glasüberdachten Südterrasse ist. Ein zweigeschossiger, bis unter das Dach offener Eingangsraum empfängt den Besucher mit der edlen Design-Anmutung des Weißtannenholzes ringsum, das sich über Decken und Wände zieht und auch alle Einbauten, Fensterzargen sowie die Türfassungen und -blätter mit einschließt. Auch die Bodenbeläge und die Stufen der Innentreppe sind aus Holz. Wer bei so viel Naturmaterial ein rustikales Erscheinungsbild vor Augen hat, irrt. Denn das helle Holz der heimischen Weißtanne, das Lignotrend für die Sichtseiten seiner Elemente in astfreier Form verwendet, verleiht den Oberflächen ein sehr zurückhaltendes und keineswegs „holziges“ Aussehen.

„Entscheidet man sich für die edlen Sichtholzoberflächen für Wände und Decken made of Ligno, hat das noch einen weiteren großen Vorteil: Rohbau ist dann gleich Fertigbau. Die Innenflächen sind sofort endfertig und kein Maler oder Gipser muss jemals an diese Flächen ran“, erklärt Geckeler. „Sie sind nach Einbau sofort wohnlich und schön, und das bleiben sie auch. Das ist eine enorme Erleichterung für den Nutzer und auch eine nicht zu vernachlässigende finanzielle Ersparnis für die Zukunft.“

Besonders sorgfältig ordnete der Architekt die Wand-, Decken- und Dachelemente als ein exaktes Fugenraster im Innenraum an. So entstand ein durchgängig einheitliches und harmonisches Ganzes. Glaseinsätze an den Übergängen von Wand und Dach lassen das Licht von einem Raum in den nächsten fließen. Glastüren verstärken den Effekt des „Durchwohnens“. In die Bauteile eingelassene LED-Lichtbänder schaffen visuelle Leichtigkeit.

Alle vom Besitzer selbst genutzten Räume sind auf dieser Eingangs-Etage angeordnet: Wohnen, Kochen und Essen verteilen sich im Raumkontinuum. Raumhohe Fenster und Glasschiebetüren öffnen sich zur Terrasse und bieten eine fantastische Sicht auf die nahen Berge. Schlafzimmer, Ankleideraum, Bad und WC sind an der eher geschlossenen Nordseite des Hauses untergebracht. Schmale Fensterformate gewähren interessante Ausblicke – sogar von der Dusche aus.

Gleich neben der Eingangstür führt eine einläufige Treppe hinauf ins Dachgeschoss. Hier oben ist genug Platz für Gäste, zum Lesen oder für Büroarbeit. Es gibt ein separates Schlafzimmer mit Bad und einen Aufenthaltsbereich, der über die offene Galerie sicht- und hörbar mit der Eingangszone verbunden ist. Besonders gemütlich sind die großformatigen, quadratischen Panoramafenster, die in beiden Geschossen die Aussicht rahmen und mit tiefen, als Bank gestalteten Brüstungsflächen zum Verweilen einladen.

Im neuen Haus wollten Bauherr und Architekt das Problem der Schimmelbildung ausschließen, das beim Bestandsgebäude so massiv aufgetreten war. Der mehrschichtige Aufbau der Klimaholzhaus-Gebäudehülle ermöglicht durch die klare Abfolge von tragendem Massivholzkern, diffusionsoffener Membran und außen aufgesetzten Dämmständern ein lückenloses Umlaufen der Wand- und Dachdämmung. So werden Wärmebrücken zuverlässig minimiert und die Wände bleiben trocken.

Nie mehr dicke Luft

Nicht zuletzt sorgt die besondere Konstruktion des Klimaholzhauses für ein angenehmes Raumklima, da das Massivholz seine natürlichen klimaregulierenden Fähigkeiten ganzjährig optimal ausspielen kann. Die Klimaholzhaus-Bauweise ist diffusionsoffen, das heißt, die luftdichte, aber für Wasserdampf durchlässige Gebäudehülle wirkt atmungsaktiv. Ein Klimaholzhaus hält die Wärme im Sommer draußen und im Winter drinnen. Außerdem wirkt das Holz in der kalten Jahreszeit trockener Raumluft entgegen, indem es die im Sommer gespeicherte Luftfeuchte auf natürlichem Wege wieder abgibt. Das ganze Jahr über herrscht dadurch ein angenehmes Raumklima. (Iris Darstein-Ebner)

(Die großen, quadratischen Panoramafenster rahmen in beiden Geschossen die Aussicht - Foto: Lignotrend, Florian Kunzendorf)

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