Endlich fertig“, können sich die Pfarrangehörigen und Freunde der Kirche St. Matthäus in Asbach freuen. Drei Jahre nach Abschluss der Innenrestaurierung der Kirche konnte das Staatliche Bauamt Passau zuletzt auch das bisher zurückgestellte Laiengestühl instand setzen. Voraus ging ein schwieriger Entscheidungsprozess zur Restaurierung der Rückenlehnen des Laiengestühls aus dem späten 18. Jahrhundert, die bei früheren Holzschutzanstrichen mit den gesundheitsgefährdenden Schadstoffen PCP (Pentachlorphenol) und Lindan belastet worden waren.
Seitens der Denkmalpflege wurde empfohlen, ein neuartiges Extraktionsverfahren anzuwenden, mit dem sich die in das Holz eingedrungenen Schadstoffe bis zu 96 Prozent entziehen ließen. Nachdem dieses Verfahren im Rahmen einer Testphase nur bei sehr kleinen Holzproben des Asbacher Gestühls erfolgreich angewendet werden konnte, wurde diese Restaurierungsmethode seitens der Bauherren aufgrund des damit verbundenen nicht absehbaren Zeit- und Kostenaufwands sowie aus Gründen des Gesundheitsschutzes nicht akzeptiert.
Nach längerem Abwägungsprozess einigte man sich schließlich darauf, die Rückenlehnen zu erneuern. Die ausgebauten schadstoffbelasteten Holzbauteile werden aber aufbewahrt, bis im Rahmen eines Forschungsprojekts über die Dekontamination von Kulturgut aus Holz, das 2021 am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig in Kooperation mit weiteren Projektpartnern gestartet wurde, künftig eine geeignete Methode für die Schadstoffreduktion in erhaltenswerten Kunst- und Kulturgütern aus Holz zur Verfügung steht.
Die aufwendige Instandsetzung der ehemaligen Benediktinerabteikirche St. Matthäus in Asbach ist damit zunächst abgeschlossen. Rund 5,8 Millionen Euro betragen die Kosten für die Gesamtinstandsetzung der Pfarrkirche. Davon trägt der Freistaat 3,2 Millionen Euro, die verbleibenden Kosten wurden von der Diözese Passau und der Pfarrkirchenstiftung Asbach finanziert. Die restaurierten Fresken in den Deckengewölben, die im Chor die Verklärung Christi und im Langhaus die Himmelfahrt Mariens zeigen, lassen nun wieder die Farbfrische spüren, wie sie der Tiroler Maler Joseph Schöpf um 1784 geschaffen hat.
„Das Besondere an der Kirche St. Matthäus ist seine weitgehend originale Raumschale mit bisher nur an wenigen Stellen überfassten Malereien und Anstrichen“, erklärt Norbert Sterl vom Staatlichen Bauamt Passau, das für die Projektleitung der Instandsetzungsarbeiten verantwortlich war. „Unter den zahlreichen Kirchen, die das Staatliche Bauamt Passau im Rahmen der staatlichen Baupflicht betreut, ist St. Matthäus einzigartig, da nicht nur die Deckenmalerei, sondern auch große Abschnitte der Wandflächen und der Stuckaturen seit ihrer Fertigstellung im 18. Jahrhundert nie überfasst wurden und bis heute weitgehend den originalen Pinselstrich der Entstehungszeit zeigen“, so Sterl weiter.
Um diesen seltenen Befund erhalten zu können, war bei der Restaurierung ein behutsames Vorgehen in mehreren Arbeitsschritten erforderlich, in denen die wertvollen originalen Oberflächen zunächst trocken und dann mit Wasserdampf von Staub, Ruß und Schmutz gereinigt und gegen den teilweise starken Pilzbefall behandelt wurden. Auf Übermalungen wurde aber verzichtet. Damit blieben die alten Malschichten auch nach restauratorischer Überarbeitung im Original erhalten und zeichnen St. Matthäus in dieser Qualität als einzigartiges Baudenkmal in Ostbayern aus.
Nicht nur die Raumschale, sondern auch die Fassungen am Hochaltar sowie an den Seitenaltären, Kanzel und Beichtstühlen sind weitgehend original erhalten.
Bereits seit dem Jahr 2011 wurden an der Pfarrkirche St. Matthäus Sanierungsarbeiten durchgeführt. In einem ersten Bauabschnitt bis 2015 erfolgte die Außeninstandsetzung. Dabei wurde der Dachstuhl saniert, die Dachdeckung erneuert, statische Maßnahmen zur Sicherung der Längs- und Scheitelrisse im Tonnengewölbe sowie an den Gurtbögen durchgeführt und die Fassaden instandgesetzt.
Planungs- und baubegleitende bauphysikalische sowie bauforscherische Untersuchungen hatten dabei immer wieder überraschende Befundergebnisse zur Folge, die zu Korrekturen der Planung und des Bauablaufs sowie zu Verzögerungen führten: Materialuntersuchungen zu Beginn der Sanierung an den Hölzern und an den Staubsedimenten im Dachstuhl zeigten neben den üblichen Holzschäden durch Pilz- und Insektenbefall auch eine Schadstoffbelastung durch PCP-haltige Holzschutzmittel. Um im Dachstuhl arbeiten zu dürfen, musste zunächst unter besonderen Schutzauflagen der vorhandene kontaminierte Altstaub aus dem Dachboden sachgerecht entfernt werden. Erst Monate später konnte mit den Zimmererarbeiten zur Instandsetzung des Dachstuhls und die Gewölbesicherung begonnen werden.
Auch bei der anschließenden Fassadeninstandsetzung führten die Ergebnisse der Befunduntersuchungen an Putz und Mauerwerk zu einer Überarbeitung der bisherigen Planung. Mörtelbefunde, die die Dombauhütte des Staatlichen Bauamts Passau bei Reinigungsarbeiten in den Fugen der natursteinsichtigen Tuffsteinfassaden entdeckten, zeigten Putz- und Farbreste, anhand derer sich nachweisen ließ, dass auch die Natursteinfassaden ursprünglich verputzt waren. Mithilfe dieser Befunde und Fotobelegen um 1920 von Langhaus- und Chorfassaden konnte schließlich die originale Fassadengestaltung des Kirchenbaus um 1780 wiederhergestellt werden, die auch die bisherige kunstgeschichtliche Zuschreibung zum Frühklassizismus widerlegt.
Auch wenn die aufwendigen Recherchen und Untersuchungen für die Instandsetzung der Kirche St. Matthäus mit Verzögerungen verbunden waren, so hat sich dieser Aufwand angesichts des überzeugenden Restaurierungsergebnisses gelohnt. Mit der Sanierung zum Erhalt dieses kostbaren Kleinods des Spätrokoko ist es gelungen, ein Stück niederbayerischer Identität für die kommende Generation zu bewahren.
Die ehemalige Klosterkirche St. Matthäus in Asbach, errichtet zwischen 1771 und 1780 und ausgestattet bis 1787, ist der letzte große Klosterkirchenneubau in Niederbayern. Nachdem der Vorgängerbau baufällig geworden war, veranlasste Abt Maurus III. Wimmer (1752 bis 1773) den Neubau der Klosterkirche als lichtdurchflutete Hallenkirche mit kräftigen Wandpfeilern. Sein Nachfolger Abt Rupert Feigele (1775 bis 1787) führte die Bauarbeiten mit höchsten künstlerischen Ansprüchen weiter und beauftragte führende Künstler seiner Zeit mit der Ausstattung des Kircheninnenraums. So schuf der Maler Joseph Schöpf aus Tirol die Deckenfresken am Gewölbe, der Bildhauer Joseph Deutschmann aus St. Nikola bei Passau die Prunkstücke der Kirche, die Plastiken an den Altären und der Kanzel und der als „Kremser Schmidt“ bekannte Maler Martin Johann Schmidt den Gemäldezyklus der Altarblätter und Aufsatzbilder. (BSZ)
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