Bauen

Die Kosten für das Globe Coburg mit Veranstaltungsgebäude plus drei Nebengebäuden beliefen sich auf 40 Millionen Euro. (Foto: Stadt Coburg)

17.11.2023

Markanter Rundbau in Holz-Hybrid-Bauweise

Globe Coburg: Ersatzspielstätte für das sanierungsbedürftige Landestheater Coburg ist in Betrieb gegangen

Das Globe Coburg hat Anfang Oktober seinen Betrieb aufgenommen. Rund acht Jahre dauerten Ideenfindung, Planung und Bauarbeiten, doch das Ergebnis lässt sich sehen.
Gesucht wurde ursprünglich nach einer Ersatzspielstätte für das Landestheater Coburg, das einer dringenden Generalsanierung entgegensieht. Das Große Haus prägt seit 1840 gemeinsam mit der Stadtresidenz Schloss Ehrenburg und den Arkaden den Coburger Schlossplatz. Die letzte Sanierung fand vor rund 50 Jahren statt.

Lange wurde in Stadtgesellschaft und Stadtrat um eine passende Ersatzspielstätte gerungen. Wo sollte sie stehen? Sollte es ein Zelt oder ein festes Gebäude sein? Sollte diese wirklich nur für die Zeit der Generalsanierung stehen und danach abgerissen werden?

Zwei Studenten der Hochschule Coburg, Isabell Stengel und Anders Macht, entwickelten die Idee eines temporären Rundbaus. Dieser war angelehnt an die public playhouses des Elisabethanischen Theaters aus der Zeit William Shakespeares. Von dessen 1599 erbauten und später abgebrannten Globe-Theater existiert heute ein Nachbau am Südufer der Themse in London.

Coburger Unternehmen Finanzierten Entwurfs- und Genehmigungsplanungen

Auf Initiative des Coburger Designforums Oberfranken engagierte sich die Coburger Wirtschaft für den dauerhaften Bau eines Veranstaltungsgebäudes auf Basis der Globe-Idee der Studenten. Das Gebäude sollte auf dem neu zu erschließenden Güterbahnhofs-Quartier am Rande der Innenstadt seinen Platz finden.

Die drei größten Unternehmen der Stadt, Brose Fahrzeugteile, HUK Coburg und Kaeser Kompressoren, gründeten die Gesellschaft Globe Coburg GmbH und übernahmen die Kosten für die Entwurfs- und Genehmigungsplanungen in Höhe von drei Millionen Euro. Diese wurde anschließend als Geschenk an die Stadt übergeben, die die weitere Planung und Bauausführung verantwortete.

Der Freistaat Bayern wandelte die ursprüngliche Förderung für eine Interimsspielstätte in einen Zuschuss in Höhe von zehn Millionen Euro um. Insgesamt beliefen sich die Kosten für den Gebäudekomplex aus Veranstaltungsgebäude plus der drei Nebengebäude auf 40 MillionenEuro.

Architektonisch bildet ein markanter Rundbau in Holz-Hybrid-Bauweise und einem Durchmesser von 36 Metern den Blickpunkt des Neubaus. Er bietet rund 5100 Quadratmeter Bruttogeschossfläche, die sich auf vier Obergeschosse und ein Kellergeschoss verteilen. Außen und innen dominiert Holz und gibt allen Gebäuden ein sehr warmes und elegantes Flair.

Mit vier Ebenen erreicht das neue Theatergebäude des Globe Coburg eine Höhe von 18 Metern. Das massive Kellergeschoss beherbergt ein großes Stuhllager, um die flexiblen Tribünenteile aufzunehmen. Der Zuschauersaal erstreckt sich mit Parkett, Tribüne und zwei Rängen über drei Geschosse.

Im Erdgeschoss sind sowohl die großen Hauptfoyers als auch der eigentliche Zuschauerraum angesiedelt. Das viergeschossige Foyer wird von 24 großen Fenstern belichtet. Von hier gelangt man direkt zur Garderobe und zu den beiden Catering-Bereichen, die sich vor den Eingangstüren zum Parkett befinden.

Insgesamt gibt es im Globe Coburg 584 Sitzplätze, davon 329 fest installiert auf Tribüne sowie erstem und zweitem Rang. Zusätzlich kann das Parkett mit bis zu 255 Stapelstühlen bestuhlt werden. Die Anzahl der Sitzplätze ist variabel. Bei den meisten Aufführungen stehen 413 Sitzplätze, davon 6 Rollstuhlfahrerplätze, zur Verfügung. Der Theaterbesuch ist barrierefrei möglich.

Im 1. Obergeschoss befinden sich die Zugänge zum ersten Rang. Der offene Bereich der Verkehrsflächen ist für Catering vorgesehen. Im 2. Obergeschoss gelangt man zu den Sitzplätzen des 2. Rangs. Hier befinden sich auch Garderoben für den Chor, das Zimmer der Chordirektorin und das der Kapellmeister. Ein Großteil der Beleuchtungstechnik ist von der Saaldecke abgehängt.

Zweigeschossige Holzbauten

Die Bühnentechnik ist flexibel ausgelegt und soll in der Nachnutzung als Veranstaltungsstätte alle Möglichkeiten offen lassen. Auf der obersten Ebene reihen sich Einsing- beziehungsweise Probenzimmer, die Umkleideräume für das Ballett, die Garderoben für die Solisten*innen und der Schminkraum um eine großzügige Dachterrasse.

Die drei Nebengebäude sind als zweigeschossige Holzbauten in Skelettbauweise konzipiert und bieten insgesamt weitere knapp 2000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche. Besonderes Augenmerk liegt auf der Verknüpfung der Bühne mit den kurzen Wegen zu den angrenzenden Nebengebäuden. Dort liegen die Proberäume der Schauspieler und Musiker sowie Büroräume. Außerdem befinden sich hier die Requisitenwerkstatt, die Maskenwerkstatt, der Maskenfundus, Technikräume und Einspielzimmer. Im Nebengebäude 3 sind Büroräume der Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt Coburg mbH untergebracht.

Am 21. Oktober 2020 fand der Spatenstich statt, am 1. Dezember 2021 das Richtfest – alles zu Corona-Bedingungen praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Umso begeisterter war die Öffentlichkeit weit über Coburg hinaus, als nun, nach pandemie- und kriegsbedingten Verzögerungen und Verteuerungen das Globe endlich eröffnet werden konnte.

Leuchtturmprojekt
der Baubranche

Oberbürgermeister Dominik Sauerteig sprach in der Eröffnungsrede am 6. Oktober von einem „Leuchtturmprojekt, das in der Baubranche ebenso wie in er Kulturgesellschaft weit über die Grenzen des Coburger Landes hinaus strahlen“ werde. Das Direktorium des Landestheaters nannte den Bau „die schönste Interimsspielstätte Deutschlands“.

Feierlich eingeweiht wurde das Veranstaltungsgebäude mit Beethovens 9. Sinfonie und der Ode an die Freude, die vom Publikum mit stehenden Ovationen quittiert wurde – nicht nur, weil Orchester, Chöre und Solisten beeindruckend musizierten und sangen, sondern weil der Rundbau eine Akustik besitzt, die weithin ihresgleichen sucht. Seither ist das Coburger Landestheater mit allen drei Sparten nach einem umfangreichen und kräftezehrenden Umzug im Globe Coburg beheimatet.

Und doch ist der Bau mehr als eine Interimsspielstätte. Es sei „der herausragende südliche Pol des neuen Quartiers für Wissenschaft und Kultur. Hier am ehemaligen Schlachthof und Güterbahnhof – zwischen Alter Kühlhalle und Globe entsteht ein Areal, das Coburg in die Zukunft führt, das eine ganze neue Seite der Stadt entwickelt. Hier wird die Hochschule Raum finden und spannende Studienplätze anbieten und so junge, kreative, gut ausgebildete Köpfe aus ganz Deutschland – und darüber hinaus – anziehen“, erklärte Oberbürgermeister Sauerteig in seiner Eröffnungsrede. (BSZ)

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