Bauen

Im Neubau gibt es unter anderem 24 Wohn- sowie 42 Förderstättenplätze für seh- und mehrfachbehinderte Erwachsene. (Foto: Stefan Müller)

11.08.2023

Neubau im denkmalgeschützten Umfeld

Erweiterung der Blindeninstitutsstiftung Regensburg, Erwachsenenwohnen und Förderstätte

Der Neubau am Regensburger Blindeninstitut mit 24 Wohn- und 42 Förderstättenplätzen für Frauen und Männer mit Sehbehinderung/Blindheit und weiterem komplexen Unterstützungsbedarf ist fertig gestellt.

Das Bauprojekt mit 16,9 Millionen Euro förderfähiger Kosten, wird mit 60 Prozent also etwas mehr als 10 Millionen Euro durch das Sozialministerium des Freistaats Bayern und mit 10 Prozent (1,69 Millionen Euro) durch den Bezirk der Oberpfalz gefördert. Den Restbetrag der geplanten Kosten sowie die Mehrkosten (voraussichtliches Gesamtvolumen 20 Millionen Euro), die durch die Corona-Pandemie mit einhergehenden Preissteigerungen in den letzten Jahren entstanden sind, sind aus Eigenmitteln der Blindeninstitutsstiftung zu erbringen.

Der Neubau stellt die Erweiterung der von Georg – Scheel – Wetzel Architekten im Jahr 2006 fertiggestellten Gebäude des Blindeninstituts Regensburg dar. Während der bestehende Komplex eine Schule und heilpädagogische Tagesstätte für Kinder und Jugendliche beinhaltet, finden in der Erweiterung schwer seh- und mehrfachbehinderte Erwachsene ihren Lebensmittelpunkt. Das Gebäude beherbergt vier betreute Wohngemeinschaften für jeweils sechs Personen, eine, wie bereits erwähnt, Förderstätte für 42 Erwachsene und einen Bereich für Individualtherapie.

Die dezentral in Stadt und Umland verteilen Einrichtungen des Blindeninstituts konnten so weiter an einem Standort gebündelt werden. Der Erweiterungsbau belegt die Fläche eines ehemaligen Hanggartens der bestehenden Schule, der wegen seiner Steigung nur unzureichend nutzbar war. Das Gebäude bettet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum bestehenden Internat in den hier deutlich steiler werdenden Hang ein.

Entlang der Höhenlinien angeordnet, verbinden sich zwei zweigeschossige Baukörper über einen Sockel, der die Lage der vormaligen Stützmauer des Schulgartens einnimmt. Die durch die Gebäudeköpfe des Bestandsbaus beschriebene Kante zum freigehaltenen Landschaftsraum vor Schloss Prüfening wird aufgegriffen und fortgesetzt.

Wohnen in enger Verbindung zum Außen- und Landschaftsraum

Internat und Sporthalle des Bestands bilden mit dem Neubau einen durch die topographisch bedingten Gebäudestellungen geprägten Gartenraum, von dem aus sich alle Eingänge des neuen Komplexes anbieten. Der Raum steht einerseits in der Folge der in die Landschaft und zum Schlossareal Prüfening ausgerichteten Gartenhöfe der bestehenden Anlage. Andererseits ist er mit dem großen Vorplatz der Schule verbunden, über den er erschlossen wird.
Das Ensemble wurde mit den bereits im Bestand vorhandenen architektonischen und topographischen Themen gemäß den heutigen Anforderungen weitergebaut und neu interpretiert. Dabei konnten die verkehrliche Erschließung des Bestands und vorhandene Flächenressourcen genutzt werden, ohne dass Grundstücksflächen neu erworben werden mussten.

Der Materialduktus – ein grau reduzierter Kohlebrandziegel – und Fassadenfarben konnten einheitlich verwendet werden, sodass der Gesamtkomplex ein gewachsenes Ganzes bildet.

Das Gebäude ist geprägt von seinem Sockel, der zur Hangseite zwei in die Topographie eingeschnittene Patios ausbildet, um die die Räume der Förderstätte organisiert sind. Die zweigeschossigen Wohnhäuser reichen mit ihren Treppenhäusern und allgemeinen Funktionsräumen in das Sockelgeschoss und bieten sich im Garten- und Erschließungshof als Adressen an. In den Obergeschossen befinden sich jeweils zwei Wohnungen für sechs Erweiterungen der Blindeninstitutsstiftung Regensburg, Erwachsenenwohnen und Förderstätte Personen, die ebenerdigen Zugang zum höhergelegenen, durch den Sockelbau geschaffenen Garten haben.

Das Wohnen findet somit in enger Verbindung zum Außen- und Landschaftsraum statt und hat die erforderliche Privatheit. Die Wohn- und Essräume bilden einen zentralen Kommunikationsraum mit zusätzlicher Belichtung und Belüftung durch Oberlichter. Alle Zimmer orientieren sich zu diesem Raum, während Pflegebäder und Abstellbereich der Eingangsdiele mit Garderobe zugeordnet sind. Die Grundrisszonierung schafft neue Möglichkeiten der Betreuung intensiv-pflegebedürftiger Menschen, da trotz Aufenthalt im Individualzimmer die Teilhabe am Gemeinschaftsleben ermöglicht werden kann.

Wohnen und Förderstätte sind eng miteinander verflochten. Daraus resultieren Raumsynergien, kurze Wege und Betriebsabläufe. Gleichwohl entstehen innerhalb des Komplexes unterschiedliche Adressen für Wohnhäuser, Förderstätte und Individualtherapie, damit diese von den Nutzern als differenzierte Lebens- und Arbeitsbereiche erlebt werden können.

Alle Räume wurden im Hinblick auf die Wahrnehmungsmöglichkeiten sehbehinderter Menschen entwickelt: Die Raumorganisation erfolgt mittels rechtwinkliger Raum- und Wegesysteme, die durch Leitwände und entsprechende Kunst- und Tageslichtausleuchtung unterstrichen wird. Möglichst viel Stauraum wurde in wandbündige Einbaumöbel integriert. Hell-Dunkel Kontraste für die räumliche Orientierung wurden ebenso integriert wie ein gezieltes Farbleitsystem in den zwei Häusern. Haptische Orientierungshilfen und eine damit kombinierte Signalethik wurden in enger Abstimmung mit der Einrichtung entwickelt.

Das Gebäude ist in Massivbauweise mit Sparrenpultdächern konzipiert. Die Hangsicherung durch eine Bohrpfahlwand innerhalb des durch eine bestehende Stützwand definierten Grundstücks verbleibt als Umfassungswand der Patios sichtbar, die als geschützte Außenräume für die Förderstätte genutzt werden. Die Fassade besteht aus recyclebaren und nahezu wartungsfreien Materialien. (BSZ)
 

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2024

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2025

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 29.11.2024 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Passwort vergessen?

Geben Sie Ihren Benutzernamen oder Ihre E-Mail ein um Ihr Passwort zurückzusetzen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: vertrieb(at)bsz.de

Zurück zum Anmeldeformular 

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Passwort vergessen?

Geben Sie Ihren Benutzernamen oder Ihre E-Mail ein um Ihr Passwort zurückzusetzen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: vertrieb(at)bsz.de

Zurück zum Anmeldeformular 

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.