Die Grenzkraftwerke GmbH, eine 100prozentige VERBUND Tochter und Betreiber der Wasserkraftwerke an der bayerisch-österreichischen Grenzstrecke von Inn und Donau, hat vor Kurzem eine neue Fischwanderhilfe beim Kraftwerk Oberaudorf-Ebbs sowie den neuen Fischlehrpfad gemeinsam mit den Bürgermeistern der Kraftwerksgemeinden, Josef Ritzer von Ebbs, Christian Ritzer von Niederndorf und Hubert Wildgruber von Oberaudorf eröffnet.
Zur Eröffnungsfeier hatten bereits im Vorfeld 120 Schülerinnen und Schüler aus den Schulen der drei Kraftwerksgemeinden in Tirol und Bayern die Leitwand des Schlitzpasses zum Thema Fisch und Wasser gestaltet, die ebenso stolz präsentiert wurde. Die Bauarbeiten an der Fischwanderhilfe und am Umgehungsgerinne dauerten rund neun Monate. Die Fischwanderhilfe hat eine Länge von 850 Metern

und bietet heimischen Fischen wie Huchen, Äschen, Barben und Nasen sowie einer Vielzahl anderer Wasserlebewesen die Möglichkeit, das Kraftwerk selbstständig zu umwandern. Die Anlage stellt darüber hinaus auch eine Bereicherung für das beliebte Naherholungsgebiet dar.
Auf Basis der europäischen Wasserrahmenrichtlinie sollen alle prioritären Fließgewässer wie der Inn in der Europäischen Union für Wasserlebewesen durchgängig gemacht werden, wozu so genannte Fischwanderhilfen ausgeführt werden können.
2013 begann VERBUND mit dem Bau einer derartigen neuen Fischwanderhilfe am Kraftwerk Oberaudorf-Ebbs. Sie ist in drei Abschnitte geteilt und befindet sich auf der österreichischen Seite des Inns. Die

Anbindung im Unterwasser erfolgt über einen natürlichen Beckenpass, erstreckt sich über das umgestaltete Entwässerungsgerinne als natürliches Gewässer und führt über einen Schlitzpass zum Ausstieg in den Mündungsbereich von Jennbach und Inn. So gelangen wanderfreudige Fische und Wasserlebewesen vom Unterlauf in den Gewässerabschnitt oberhalb des Kraftwerks.
VERBUND-Projektleiter René Tezzele: „Die neue Fischwanderhilfe überbrückt vom Unterwasser des Kraftwerks bis ins Oberwasser eine Gesamthöhe von rund 12,5 Metern mithilfe von drei unterschiedlichen Bautypen. Der Einstieg im Unterwasser erfolgt durch einen natürlichen Beckenpass, im Anschluss verläuft die Wanderhilfe in einem natürlichen Gerinne. Die letzte Hürde wird in Form eines Schlitzpasses überwunden. Im obersten Ausstiegsbauwerk sorgt ein automatisch gesteuerter Schieber für konstante Abflussmengen.“
Im gesamten Wandergerinne fließen im Minimum 1000 Liter pro Sekunde, in den abflussstarken Sommermonaten bis zu 3000 Liter pro Sekunde durch die Wanderhilfe. Ein automatisch gesteuertes Pumpsystem sorgt bei Instandhaltungsmaßnahmen im Schlitzpass für einen ständigen Durchfluss von 60 Litern pro Sekunde gegen einen möglichen Trockenfall der Anlage.
Durch die neue Fischwanderhilfe wird nicht nur die Durchgängigkeit hergestellt, sondern auch neuer Lebensraum geschaffen. Damit erhalten die Wasserlebewesen zusätzliche Standorte zur Nahrungssuche, zur Fortpflanzung und zum Rückzug während eines Hochwassers. Diese Maßnahmen tragen damit maßgeblich zum Erhalt und zur Verbesserung der Fischpopulation im Inn bei.
Schüler-Malaktion
„Das Konzept der Fischwanderhilfe beim Kraftwerk Oberaudorf-Ebbs wurde wie bei allen anderen Maßnahmen im Vorfeld mit den zuständigen Behörden abgestimmt und laufend von den Fachexperten der Behörden begleitet. Dank der guten Zusammenarbeit mit allen Projektbeteiligten – Behörden, Gemeinden, Fachplanern und Baufirmen – konnten nun die Baumaßnahmen erfolgreich abgeschlossen werden“, erklärt Tezzele.
Anlässlich der Eröffnung der Fischwanderhilfe hat sich VER

BUND Gedanken zur Gestaltung der Bauwerke gemacht und im Vorfeld zu diesem Ereignis die Volks- und Grundschulen der Projektgemeinden in Ebbs, Niederndorf und Oberaudorf zur künstlerischen Gestaltung der Leitwände der Fischwanderhilfe am Schlitzpass eingeladen. In einem grenzüberschreitenden Projekt bemalten, wie bereits kurz erwähnt, 120 Schülerinnen und Schüler der vierten Klassen aus Tirol und Bayern die 120 Meter lange Betonwand zum Thema Fisch und Wasser. Sie begeisterten sich sehr für das Thema und erfuhren zusätzlich alles rund um Strom aus Wasserkraft.
Strom aus Wasserkraft hat vielfältige Funktionen im Energiesystem. Grenzkraftwerke Werksgruppenleiter Karl Maresch: „Die Laufwasserkraftwerke am bayerischen Inn und an den Grenzen zwischen Bayern und Österreich sind 24 Stunden in Betrieb und liefern so die notwendige Grundlast für die Region. Wasserkraft ist CO2-neutral, ressourcenschonend, vermindert die Importabhängigkeit von fossilen Rohstoffen und leistet somit einen zentralen Beitrag zum Klimaschutz.“
Ein besonderes Augenmerk legt VERBUND auf die Sicherstellung des Hochwasserschutzes ebenso wie auf ökologische Belange am Fluss – die zahlreichen, bereits durchgeführten beziehungsweise noch geplanten Strukturverbesserungsmaßnahmen und Fischaufstiegshilfen verdeutlichen dies. „Wir fühlen uns eng mit der Region verbunden, und so soll es auch bleiben“, sagt Maresch.
Das Wasserkraftwerk Oberaudorf-Ebbs wurde zwischen 1988 und 1992 erbaut und erzeugt jährlich über 268 Millionen Kilowattstunden Strom. Dies entspricht einem Stromverbrauch von rund 77 000 privaten Haushalten. Darüber hinaus können damit im Vergleich zu einem Steinkohlekraftwerk mehr als 217 000 Tonnen CO2 jährlich eingespart werden. (
BSZ)
(Der Schlitzpass und Sickergraben; Kinder bei der Malaktion - Fotos: Donauconsult-Stephan Rus)
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